Energie: Hurrikans im Fokus


Der Ölpreis hat in den letzten Tagen weiter an der Bodenbildung in der Zone zwischen 110 und 120 Dollar gearbeitet. Für Turbulenzen hat der Hurrikan Gustav gesorgt, der auf die Küste von Louisiana zusteuert. Bislang wurde die US-Ölförderung in der Region (1,3 mbpd) fast komplett eingestellt. Auch die Erdgas-Förderung (7,4 Mrd. Kubikfuß pro Tag) wurde um über 80% gedrosselt. Zudem dürfte der Ölimport über Tanker und das Raffineriegeschäft in der Region erheblich beeinträchtigt werden.
Auch das Pipelinenetz im Süden der USA wurde teilweise stillgelegt. Neben Gustav sorgt zudem der Tropensturm Hanna für Schlagzeilen. Hanna befindet sich momentan nordöstlich von Kuba und dürfte sich im Laufe der Woche ebenfalls zu einem Hurrikan ausweiten. Allerdings herrscht über die voraussichtliche Route des Hurrikans noch keine Klarheit. Bislang kann noch nicht ausgeschlossen werden, dass auch Hanna noch in den Golf von Mexiko abdriftet. Damit werden Erinnerungen an den verheerenden Hurrikan Katrina wach, der vor fast genau drei Jahren ebenfalls in der Region, in der sich der Tropensturm Hanna momentan befindet, seinen Ausgangspunkt hatte.

US-Benzin weiter knapp
Mit den absehbaren Beeinträchtigungen im Raffineriegeschäft dürfte die Lage bei den Benzinlagerbeständen auch in den nächsten Wochen kritisch bleiben. Die Auslastung der Raffinerien bewegt sich in den USA bereits seit Wochen auf dem niedrigsten Niveau der letzten 10 Jahre. Hurrikan Gustav dürfte die Auslastung auch in Zukunft aufgrund zu erwartenden Schäden noch weiter sinken lassen. Damit dürfte Benzin noch knapper werden. In den letzten fünf Wochen ermäßigten sich die US-Vorräte bereits um 10% auf ein neues 10-Jahrestief.

Spekulanten bauen Positionen weiter auf
Wie in der Vorwoche sind die Spekulanten erneut etwas optimistischer geworden. Die jüngsten CFTC-Daten wiesen eine Netto-Long-Position von rund 20.000 Kontrakten (+8.500) aus. Die Tatsache, dass Gustav und Hanna die Preise nicht deutlich stärker klettern ließen, zeigt zwar, dass der Markt die Folgen der Hurrikans vermutlich unterschätzt. Da allerdings das Open Interest keinen nachhaltigen Positionsaufbau von Investoren anzeigt, kann daraus geschlossen werden, dass das tendenziell “bearishe“ Sentiment am Ölmarkt - trotz Gustav & Hanna - immer noch intakt ist.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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