Edelmetalle Aktuell

Das Platin ist nach einer kurzen Erholung zu Beginn der vergangenen Woche zuletzt wieder massiv unter Druck geraten. Die anfänglichen Gewinne - das Platin stieg von Montag bis Mittwoch letzter Woche von 1.410 $ auf fast 1.490 $ je Unze an - gingen in erster Linie auf ein Zulegen des Goldkurses zurück. Es gab aber sicher auch einige Unterstützung durch Meldungen über neue Unfälle unter Tage bei den südafrikanischen Produzenten. Sie führten dazu, dass in einigen Schächten die Förderung vorübergehend unterbrochen werden musste.
In dieser Woche kam der Platinpreis dann unter Druck und das gleich von mehreren Seiten: Neben dem eher diffusen Verweis auf allgemeine Probleme bei der globalen Wirtschaftsentwicklung gab es konkrete und teils ausgesprochen schlechte Nachrichten von den Automärkten. Hier rückten vor allem die Absatzzahlen in den USA und in Deutschland in den Fokus. Auf der anderen Seite des großen Teiches mussten GM und Co. im August einen Rückgang des Absatzes um über 15% hinnehmen, für das bisherige Gesamtjahr immerhin um 11,2%. Insgesamt erwarten Analysten in diesem Jahr nur noch einen Verkauf von 14 Mio. Fahrzeugen, dieses wäre der niedrigste Wert der letzten 15 Jahre. Hinzu kommt auch noch eine dramatische Verschiebung beim Modellmix in den USA. Die verbliebenen Autokäufer dort (und nicht nur dort) setzen mehr und mehr auf spritsparende Kleinwagen und verschmähen die auch im Edelmetallverbrauch führenden großvolumigen Motoren.
In Deutschland fiel der Absatz im August gegenüber dem Vorjahr um ebenfalls markante 10% auf noch 214.400 Autos. Für die ersten acht Monate wurde hierzulande aber immerhin noch ein leichtes Plus in Höhe von 1,7% vermeldet.
Nicht zuletzt wegen der Schwäche des US-Automarktes gab z.B. Toyota bekannt, dass die Gesamtzahl der vom diesem Konzern 2008 verkauften Autos um 700.000 auf 9,7 Mio. sinken könnte. Bei - konservativ gerechnet - vier Gramm Platinmetallen pro Auto könnte alleine die Verringerung des Toyota-Autoabsatzes schon einen Minderverbrauch an Platinmetallen in Höhe von 3 Tonnen bedeuten.
Hinzu kommt, dass es auch Meldungen über eine Verlangsamung des Wachstums der Automärkte in China und Indien gibt. Auch wenn diese, wie übrigens auch der russische Markt, derzeit weiter zulegen, reicht der zusätzliche Verbrauch an Platingruppenmetallen jetzt möglicherweise nicht länger aus, die Einbußen an anderer Stelle vollständig aufzufangen. Einziger Trost für die Platin-Bullen dürfte in diesem Umfeld sein, dass viele der Entwicklungen außerhalb Europas wegen der dortigen Popularität von Benzinmotoren das Palladium mehr unter Druck setzen könnten, als das Platin.
Letzteres ist damit aber noch nicht aus dem Schneider: Der Dieselanteil - zur Erinnerung, mindestens 70% des in den Abgasreinigungsanlagen von Dieselfahrzeugen eingesetzten Edelmetalls ist zwingend Platin - ist in weiten Teilen Europas weiter rückläufig. In Deutschland lag ihr Anteil im August bei nur noch 40% und damit fast 20% niedriger als im Vorjahr. Über die möglichen Gründe für diese Entwicklung haben wir an dieser Stelle ja bereits des Öfteren berichtet.
In dieser Situation ist es für Investoren in und Produzenten von Platin wenig hilfreich, dass nun auch noch ein immer größerer Anteil der erstgenannten Gruppe dem weißen Metall den Rücken kehrt. Ein herausragendes Ereignis in dieser Hinsicht war die Meldung von gestern Morgen, nach der die amerikanische Fondsgesellschaft Ospraie erklärt hatte, ihren Flaggschiff-Rohstofffonds schließen zu wollen. Als Begründung für diesen vielbeachteten Schritt, bei dem nicht auszuschließen ist, dass er auch noch Nachahmer finden könnte, wurde von den Ospraie Managern ausgeführt, dass man alleine im August einen Wertverlust in Höhe von 27% erlitten habe und dass es damit Investoren jederzeit möglich sei, ohne Rücksicht auf Festlegungsfristen eine Rückzahlung ihrer Anteile zu verlangen. Ospraie erklärte, dass man nun 40% des verbliebenen Wertes bis Ende September an die Investoren zurückzahlen wolle, weitere 40% bis zum Jahresende und dass die verbleibenden 20% zumeist in illiquiden Produkten angelegt seien, deren Verkauf einen Zeitraum von bis zu drei Jahren in Anspruch nehmen könnte.
Wir glauben weiterhin, dass das Platin zwischen 1.300 $ und 1.400 $ einigermaßen günstig ist, allerdings wachsen die Bäume in nächster Zeit wohl nicht mehr in den Himmel. Eine Handelsspanne zwischen 1.275 $ und 1.525 $ könnte uns nun bis zum Jahresende begleiten.
Von den Minen gab es auch in dieser Woche eine Reihe von Meldungen zum bisherigen Geschäftsverlauf. Höhere Gewinne dank der festen Edelmetallpreise bei gleichzeitig sinkender Produktion sind in Südafrika derzeit Standard. Näheres hierzu finden sich unter den Links auf Seite 4 dieses Berichts.
Palladium
Die Palladiumnotierung bot am Ende zumindest den Produzenten und auch den noch immer engagierten Investoren wenig Anlass zur Freude. Der Preis, der zunächst noch einmal knapp über 300 $ gestiegen war, fiel in den letzten 48 Stunden wieder unter die Marke von 280 $ ab, bevor er sich wieder stabilisieren konnte.
Mögliche Verkäufe von Investoren, sinkende Autoverkaufszahlen, sowie noch immer vorhandene Vorräte in russischer Hand sorgen für ein Umfeld, in dem für rasche und dramatische Preissteigerungen wohl kein Platz ist. Wir bleiben trotzdem bei unserer Empfehlung an industrielle Endnutzer, Metall auch schon für den zukünftigen Bedarf vom jetzigen Niveau aus mit Hilfe von abgestuften Kauforders einzudecken.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Rhodiumpreis setzte zunächst seinen fulminanten Wiederanstieg fort und erreichte in der Spitze 6.300 $ je Unze. Anschließend kam es aber zu einer Verkaufswelle, die den Preis zwischenzeitlich wieder auf knapp über 4.000 $ drückte. Ob überhaupt und in welchem Umfang dieser Preisverfall mit der Entwicklung bei Ospraie zusammenhängt, ist offen. Seit gestern Abend hat der Preis jedenfalls schon wieder fast 800 $ Dollar fast 5.000 $ zugelegt.
Der geringe Preisanstieg beim Iridium um einige wenige Dollars hat dafür gesorgt, dass aktuell kein größeres Kaufinteresse mehr zu beobachten ist. Hier erwarten wir auch in nächster Zeit keine Belebung. Das gilt übrigens auch für das Ruthenium, das aktuell unverändert bei 260 $ - 300 $ notiert.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
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