Industriemetalle: Neue Verkaufswelle nach Lehman Brothers-Default


Die vergangene Handelswoche an den Metallmärkten startete zunächst mit erneuten Verlusten für Kupfer und Co. So fiel der Benchmarkindex LMEX, der die Preisentwicklung der in London gehandelten Basismetalle widerspiegelt, am Dienstag auf den tiefsten Stand seit Sommer 2006. Seit dem Jahreshoch Anfang März büßte der Index damit bereits rund 25% an Wert ein. Zum Wochenschluss bescherte die plötzliche Schwäche des US-Dollars, der am Freitag rund 2% ggü. dem Euro verlor, den Basismetallen noch ein veritables Comeback. Gleichwohl stehen wir den Kursgewinnen der vergangenen Woche (Blei, Zink +8%, Kupfer, Nickel +3%) skeptisch gegenüber und halten diese vielmehr für ein technisch motiviertes Strohfeuer als eine nachhaltige Trendwende nach oben.

Lehman-Default sorgt für neuen Verkaufsdruck
Neben der weiteren Verschlechterung der konjunkturellen Aussichten für die Industrienationen und dem damit einhergehenden Aufbau von Metall-Lagerbeständen, dürfte auch die erneute Verschärfung der Finanzmarktkrise für zusätzlichen Verkaufsdruck sorgen. Zum Auftakt der neuen Woche schickte die Nachricht über den Insolvenzantrag (Chapter 11) der viertgrößten USInvestmentbank Lehman Brothers sowie die Übernahme von Merrill Lynch durch die Bank of America weltweit Aktien- und Rohstoffmärkte gleichsam auf Talfahrt. Im mittäglichen Handel an der Londoner Metallbörse (Stand: 13:15 MEZ) verzeichneten alle Metalle massive Verluste, die von -3% bei Aluminium bis -8% bei Zink reichten. Vor dem Hintergrund der wieder entflammten Bankenkrise sollte die Risikoaversion unter den Investoren in den kommenden Tagen weiter zunehmen. Getreu dem Motto “Liquidität ist Trumpf“ dürfte dies den Verkaufsdruck an den Rohstoffmärkten (mit Ausnahme von Gold) vorerst hoch halten.

Dreimonatsprognosen gesenkt
In Anbetracht der jüngsten Ereignisse um Lehman & Co. sowie der sich stetig verschlechternden Konjunkturaussichten in den USA und Europa gerät auch das Metallmarktumfeld immer stärker unter Druck. Darüber hinaus deuten die vorläufigen Metallhandelsdaten Chinas für den Monat August - selbst nach Maßgabe des Sondereffekts Olympia - darauf hin, dass die Metallnachfrage im Reich der Mitte nicht so schnell zu alter Stärke zurückfindet wie zuvor erwartet. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Dreimonatsprognosen für Kupfer, Aluminium und Nickel gesenkt (siehe Tab. S. 11). Die Langfristprognosen der Metalle bleiben davon bis auf weiteres unberührt.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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