Industriemetalle: Im Strudel der Finanzmarktkrise


Die heftigen Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten haben auch die Basismetalle nicht kalt gelassen. So rissen die Ereignisse um Lehman, Merrill und AIG zu Beginn der Woche nicht nur die globalen Aktien- und Kreditmärkte, sondern mit Ihnen die Notierungen von Kupfer und Co. mit in die Tiefe. An der Londoner Metallbörse fiel Kupfer zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit 9 Monaten. Erst die Ankündigung der US-Regierung, das nationale Bankensystem mit einem bis zu 700 Milliarden Dollar schweren Rettungsplan stabilisieren zu wollen, brachte zum Wochenschluss etwas Erholung. Der Zusammenhang der in Schieflage geratenen US-Finanzinstitute und den Preisen an den Metallmärkten erschließt sich dabei im Wesentlichen über zwei Kanäle.

Zum Einen haben die crashartigen Entwicklungen der letzten Tage die Furcht vor einer weltweiten Rezession - ausgehend von den Finanzmärkten - genährt. Dies hätte einen substanziellen Rückgang der Rohstoff- und Metallnachfrage zur Folge, was wiederum die jüngsten Abschläge rechtfertigen würde. Darüber hinaus ist in den letzten Wochen eine massive Auflösung von Rohstoffpositionen seitens der Großanleger zu beobachten. Sei es zur Schaffung benötigter Barmittel oder schlicht zur Reduzierung von Risikoaktiva. Am Kupfermarkt in New York ging die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) allein seit Anfang August um 30% bzw. 34.000 Kontrakte zurück. Dies entspricht einem Handelsvolumen von rund 380.000 t des roten Metalls.

Aktien und Dollar geben kurzfristig den Takt vor
In der laufenden Woche dürfte erneut die Lage an den Finanzmärkten ausschlaggebend für die Notierungen von Kupfer und Co. sein. Die Bekanntgabe der milliardenschweren Beihilfen für den US-Bankensektor dürfte u.E. die Wogen zunächst einmal glätten und so zumindest kurzfristig für eine freundlichere Stimmung an den Aktienmärkten sorgen. In Verbindung mit dem zuletzt schwachen US-Dollar sollte dies den Metallpreisen in den kommenden Tagen wieder etwas Auftrieb verschaffen. Ein nachhaltiger Preisaufschwung bleibt indessen bis auf weiteres unwahrscheinlich. Denn die seit einigen Wochen wieder deutlich steigenden Lagerbestände der Metalle deuten darauf hin, dass die konjunkturell bedingte Nachfrageabschwächung derzeit stärker ins Gewicht fällt als die Unzulänglichkeiten auf der Angebotsseite. Hierfür sprechen auch die sinkenden Prämien für physisches Material. Von den sechs LME-Metallen notieren im Dreimonatsbereich aktuell nur noch Kupfer und Zinn in Backwardation.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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