Kupfer-Hausse in den letzten Zügen?


China im ´´Kupfer-Kaufrausch´´
Insgesamt ist die weltweite Kupfer-Nachfrage nach wie vor hoch. Insbesondere in China sorgt der nicht enden wollende Wirtschafts- und Bau-Boom für einen enormen Bedarf an dem begehrten Industriemetall. Aus diesem Grund hat das ´´Reich der Mitte´´ die moderaten Notierungen zu Beginn des laufenden Jahres zu aggressiven Käufen genutzt. Gegenüber dem Vergleichzeitraum 2006 wuschen die chinesischen Importe um über 20 Prozent. Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen: Die Chinesen haben alles gekauft, was nicht niet- und nagelfest war.
Lagerbestände deutlich gefallen
Dies führte dazu, dass die Lagerbestände sowohl in London als auch in New York seit Februar deutlich gefallen sind, nachdem sie zuvor über mehrere Monate kontinuierlich angestiegen waren. Zur Stunde befinden sich in den Londoner Lagerhallen nur noch knapp 130.000 Tonnen Kupfer. Zu Jahresbeginn waren es noch über 200.000 Tonnen. Im historischen Vergleich bewegen sich die Vorräte zwar erkennbar über ihren Tiefständen aus dem Jahr 2005 (90.000 Tonnen). Von einer echten Entspannung der Versorgungssituation kann allerdings zumindest derzeit keine Rede sein.
Baldiger Anstieg der Kupfer-Vorräte möglich
Das jedoch könnte sich in den kommenden Monaten ändern: Ungeachtet des anhaltend hohen Bedarfs steht das ´´Reich der Mitte´´ kurzfristig nicht unter dem Druck, zu jedem beliebigen Preis kaufen zu müssen, weil man nach den hohen Einfuhren im ersten Quartal derzeit über ausreichende Bestände verfügt. Zu Kursen über 7.000 US-Dollar je Tonne muss daher mit einer signifikant sinkenden Nachfrage gerechnet werden, zumal gerade die Käufe zu Notierungen zwischen 7.000 und 8.000 US-Dollar vornehmlich von Spekulanten vorgenommen wurden. Wir erwarten daher, dass der ´´Sinkflug´´ der Lagerbestände in London und New York bald sein Ende findet und es zu einer Aufstockung der Kupfervorräte kommt. Diese wird ohne jeden Zweifel nachhaltigen Druck auf die Preise ausüben.
Ausweitung der Minen-Produktion
Des Weiteren ist für 2007 auch mit einem deutlichen Anstieg der globalen Minen-Produktion zu rechnen. Das lukrative Kursniveau in den letzten Jahren hat zu einer erheblichen Ausweitung der Abbau-Kapazitäten geführt. Dieses zusätzliche Angebot muss vom Markt erst einmal ´´verdaut´´ werden. Im Gegensatz zu einigen anderen Experten rechnen wir zwar nicht mit einem nennenswerten Angebotsüberschuss für das laufende Jahr, da hierfür die Nachfrage auch aus anderen prosperierenden Schwellenländern wie beispielsweise Indien einfach zu robust ist. Aber Kupfer wird in den kommenden Monaten sicherlich nicht so knapp werden, wie es die momentanen Notierungen vermuten lassen.
Kupfer fundamental moderat überteuert
Insgesamt kann festgehalten werden, dass fundamentale Situation bei Kupfer sicherlich nicht übermäßig ´´bärisch´´ ist. Dessen ungeachtet erscheinen Notierungen über 7.000 US-Dollar je Tonne vor allem vor dem Hintergrund der möglicherweise nachlassenden chinesischen ´´Kauflust´´ und der Ausweitung der Minen-Produktion auf sicht von einigen Monaten zu ambitioniert. Es würde uns daher nicht wundern, wenn wir spätestens im Herbst eine Sechs als erste Zahl bei den Kupfer-Notierungen sehen.
Charttechnik verspricht weitere Kurssteigerungen
Charttechnisch deutet aktuell jedoch mehr auf steigende als auf fallende Notierungen hin. Der längerfristige Aufwärtstrend ist nach der ´´Rallye´´ zu Jahresbeginn wieder intakt. Im Rahmen des Abpralls am Widerstand bei gut 8.000 US-Dollar und der anschließenden jüngsten Rücksetzer wurde der Support bei etwa 7.000 US-Dollar getestet und verteidigt.
Nach dem neuerlichen Kursanstieg generiert der MACD gegenwärtig ein Kaufsignal. Das Momentum ist im Steigen begriffen und notiert mit 103 im ´´bullischen´´ Bereich (über 100). Gleiches gilt für den Williams. Dieser notiert über -20 und legt damit die Vermutung nahe, dass die Kupferpreise weiter anziehen.
Derzeit kann aus technischen Gesichtspunkten nicht zu Short-Engagements geraten werden. Erst bei einem nachhaltigen Bruch des langfristigen Aufwärtstrends und einem Unterschreiten der Unterstützung bei 7.000 US-Dollar sollte man die ´´kurze Seite´´ in Betracht ziehen. Zur Stunde jedenfalls ist der Markt charttechnisch auf jeden Fall noch zu stark. Sollte Kupfer in den kommenden Tagen und Wochen doch noch einmal kräftig anziehen, könnte man unter Umständen im Bereich des Resitst bei 8.000 US-Dollar in Betracht ziehen.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de