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Kakao: Geht die Rallye weiter?

03.10.2008  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Die Tage werden kürzer, grauer und regnerischer. Selbst die größten Optimisten müssen sich daher langsam aber sicher eingestehen, dass der Sommer sein Ende gefunden hat. Um den Serotonin-Haushalt in dieser depressiven Zeit einigermaßen im Gleichgewicht zu halten, schwören viele Menschen auf den Verzehr von Kakao-Produkten, weil diese scheinbar glücklich machen sollen. Trader erfreut der “Schoko-Rohstoff“ vor allem dann, wenn man mit ihm schöne Gewinne erzielt. Wir aber sollte man positioniert sein, um dieses Ziel in den kommenden Wochen und Monaten zu erreichen?


Angebotsdefizit größer als erwartet

Viele Jahre war der Kakaomarkt durch ein massives Überangebot gekennzeichnet. Die Lagerbestände stiegen von einem Hoch zum nächsten und drückten wie Blei auf die Notierungen. Zu vorübergehenden Kurszuwächsen kam es nur bei kriegerischen Auseinandersetzungen an der Elfenbeinküste, da dieses Land der weltweit mit Abstand größte Erzeuger ist. 2007 lag der Verbrauch dann erstmals seit langem erkennbar über der Produktion und die Vorräte nahmen in der Folge deutlich ab. Und dieser Trend dürfte sich im laufenden Jahr - wenn auch in etwas abgeschwächter Form - fortsetzen. Im August prognostizierte die Internationale Kakao-Organisation einen Nachfrageüberhang von 88.000 Tonnen. Damit lag die Angebotslücke signifikant über der vorherigen Prognose bei 41.000 Tonnen. Ausgehend von den aktuellen Zahlen errechnet sich ein Ending Stock to Use Ratio von 40 Prozent. Das mag sich im ersten Moment sehr hoch anhören. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich im historischen Vergleich dabei um den niedrigsten Wert seit 2002 handelt. Zudem besteht gegenwärtig noch eine beträchtliche Unsicherheit dahingehend, wie viele der voraussichtlich 1,5 Millionen Tonnen an Lagerbeständen von guter Qualität sind.


Schwache afrikanische Ernte

Denn in den afrikanischen Produzentenstaaten ist wieder die gefürchtete Black-Pod-Disease-Krankheit ausgebrochen, die in Windeseile ganze Plantagen vernichten kann. Die ersten negativen Auswirkungen sind an der Elfenbeinküste bereits zu sehen: Anfang September wurde vermeldet, dass die dortige Ernte um mindestes sieben Prozent zurückgehen soll. Aus den anderen Staaten gibt es zwar noch keine genauen Vorhersagen. Aber man muss kein Prophet sein, um auch in Ghana sinkende Erträge zu erwarten. Abgesehen davon ist die Seuche eben auch für die Qualität der Kakaobohnen alles andere als dienlich. Wir können uns daher durchaus vorstellen, dass der Output und damit auch die Lagerbestände weitere Abwärtsrevidierungen erfahren, zumal auch die indonesischen Farmer mit einem seltsamen Pilz zu kämpfen haben, der die Pflanzen befällt.


Nachfrage durchwachsen

Nicht ganz so “bullish“ sieht es auf der Nachfrageseite aus. In den USA ist der Verbrauch an Kakaobohnen im zweiten Quartal beispielsweise gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf nur noch 80.415 Tonnen zurückgegangen. Deutlich robuster präsentiert sich der Konsum dagegen in Europa: Dort nahm die Nachfrage im gleichen Zeitraum um zwei Prozent auf 328.920 Tonnen zu. Verantwortlich hierfür ist die Tendenz hin zu bitterer Schokolade mit einem erhöhten Kakaoanteil. Da auch die Asiaten im Zuge des steigenden Lebensstandrads verstärkte Lust auf Kakao-Produkte verspüren, stehen die Chancen recht gut, dass der globale Verbrauch weiter zunimmt. Gegenwärtig rechnet man mit einem Plus von 3,64 auf 3,7 Millionen Tonnen.


Fundamentals weitgehend eingepreist

Alles in allem stellen sich die Fundamentals hinsichtlich steigender Notierungen also gar nicht so schlecht dar. Jedoch muss man bedenken, dass der Rohstoff trotz der jüngsten Korrekturen immer noch auf einem relativ ambitionierten Niveau notiert. Sollte es in Westafrika nicht zu einer gravierenden Missernte kommen, erachten wir das Aufwärtspotenzial daher für begrenzt, auch weil an den Rohstoffmärkten generell derzeit die roten Vorzeichen dominieren. So gesehen können wir uns in den nächsten Wochen ungeachtet des bestehenden Angebotsdefizits durchaus tiefere Notierungen vorstellen, auch weil die Lagerbestände - wie gesehen - absolut auf einem üppigen Niveau liegen.


Charttechnik deutet auf weiteren Kursverfall hin

Diese Einschätzung wird auch durch das technische Bild gestützt: Seit Juli befindet sich der Schoko-Rohstoff in einem intakten Abwärtstrend. Der RSI liegt mit 40 klar im “bärischen“ Bereich und sowohl der MACD als auch die Stochastik generieren zur Stunde ein Verkaufssignal. Erschwerend kommt hinzu, dass der Dezember-Future in den letzten Handelstagen klar unter seine 18-Tage-Linie zurückgefallen ist, was zusätzlich Spekulationen auf weiter fallende Kurse anlocken könnte. Positiv ist allein die Tatsache, dass Kakao aktuell im Bereich seiner starken Unterstützung bei etwa 2.500 US-Dollar notiert. Hält diese Marke, könnte sich der Markt zumindest stabilisieren. Wird sie jedoch nach unten durchbrochen, stehen als erstes Kursziel 2.200 US-Dollar auf dem Plan. Trader sollten die genante Marke daher im Auge behalten. Bei einem Unterschreiten könnte eine schnell Short-Spekulation lohnenswert sein.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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