Edelmetalle Aktuell

Das zweite Thema, das in Zukunft wieder zu einem höheren Platinpreis führen könnte, betraf die Angebotsseite: Prof. Anton Eberhard von der Universität in Kapstadt und führender Experte für den Strommarkt am Kap, konnte den versammelten Delegierten keine Hoffnung machen, dass die dortige Stromkrise ein schnelles Ende finden würde. Seinen Ausführungen nach wird die Kapazitätsreserve noch bis 2012 oder sogar 2013 sehr gering ausfallen und die Stromversorgung damit anfällig für katastrophale Ausfälle sein. In den letzten Monaten habe, so Eberhard in seinen Ausführungen weiter, möglicherweise nur der milde Winter einen erneuten Kollaps der Versorgung verhindert, nachdem die freie Produktionsspitze schon 2007 auf nur noch 6% der Gesamtkapazität gesunken sei, während sie eigentlich bei eher 25% liegen sollte (1994 lag der Wert noch bei 31%).
Eberhard wies in diesem Zusammenhang auch auf den Umstand hin, dass das Interesse privater Investoren am Aufbau von Produktionskapazitäten deutlich hinter den Erwartungen der Regierung zurückgeblieben sei. Um das eigene, ehrgeizige Expansionsprogramm des staatlichen Energieversorgers Eskom finanzieren zu können, müsse der bisher extrem günstige Strompreis in Südafrika aber nun möglicherweise verdoppelt werden.
An dieser Stelle schließt sich dann der Kreis zu den Platinherstellern, denn für diese wird eine solche Entwicklung eine weitere Erhöhung der ohnehin in letzter Zeit stark gestiegenen Produktionskosten bedeuten. Das macht auch die Durchführung neuer Projekte noch einmal schwieriger und wird dazu führen, dass Platinmetallproduktion weit weniger schnell, als noch vor einer Weile gedacht, ausgeweitet werden kann. Falls sie überhaupt auf den heutigen Niveau zu halten sein wird, weil natürlich auch von den etablierten Minen einige mehr und mehr an das Ende ihrer Lebensdauer kommen.
Wenig Neues gab es unterdessen in den Vorträgen von der Minenseite in Südafrika. Die etablierten Minen wurden durch Trevor Raymond von Anglo Platinum vertreten. Er stellte in erster Linie die bekannten Schwierigkeiten dar, vor denen die heute schon aktiven Produzenten immer wieder stehen, sei es beim Ausbildungstand der Arbeiternehmer, bei Fragen der Sicherheit in den Minen oder im Bereich der Geologie, die für eine immer kompliziertere Ausbeutung sorge.
Terence Wilkinson von der Junior-Minengesellschaft Ridge Mining gab einen Überblick auf die besonderen Schwierigkeiten der neuen kleinen Produzenten in Südafrika. Bis 2014 könnten, so Wilkinson, trotzdem bis zu 16 neue Minen in Südafrika an den Start gehen. Wirklich wahrscheinlich sei aber nur eine Verdoppelung der Produktion aus diesem Bereich von jetzt immerhin schon 500.000 auf dann eine Million Unzen. Angesichts einer südafrikanischen Gesamtproduktion von etwa 5 Mio. Unzen wäre dies kaum mehr als eine Fußnote wert, zumal der Nettoeffekt angesichts einer rückläufigen Produktion bei den etablierten Produzenten noch kleiner ausfallen dürfte.
Palladium
Das Palladium fiel angesichts der schlechten Nachrichten von den Automärkten ebenfalls deutlich und erreichte am Mittwochabend mit Kursen knapp unter 200 $ je Unze den tiefsten Stand seit Oktober 2005. Der Preisverfall stoppte genau auf einer charttechnischen Unterstützungslinie, die sich seit April 2003 herausgebildet hatte. Möglicherweise wird diese nun auch erst einmal halten, sicher ist das angesichts der aktuellen Lage auf den Finanzmärkten und der noch immer bestehenden Pluspositionen in den Händen von Anlegern und Spekulanten aber keineswegs.
Wenig Erhellendes gab es in Kyoto zum Schluss der Vorträge über Platinmetalle noch aus Russland. Hier sollte Alexander Vassiliev, ein Vertreter des russischen Exporteurs Almaz, einen Überblick über die offiziellen russischen Palladiumvorräte geben. Angesichts dessen, dass deren Höhe noch immer ein Staatsgeheimnis ist, wollte und konnte Vassiliev den gespannten Delegierten wohl keine genaueren Zahlen geben. Er bestätigte lediglich die schon früher von anderer Stelle gemachte Aussage, dass staatliche russische Verkäufe in einem Zeitraum zwischen 0 und 5 Jahren keine Thema mehr sein würden.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Angesichts der kräftigen Einbußen auf den internationalen Automärkten konnte sich auch das Rhodium dem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen. Es fiel in den letzten Tagen auf 3.100 $ - 3.400 $ je Unze zurück und damit noch unter das Niveau von vor vier Wochen, das seinerzeit den niedrigsten Stand der letzten zweieinhalb Jahre markiert hatte.
Es ist außerdem nicht auszuschließen, dass derzeit noch immer Hedge-Fonds und möglicherweise sogar Autohersteller Positionen abbauen und so zu dem Preisverfall zusätzlich beitragen. Die gleichzeitige Nachfrage aus Asien reichte deshalb bisher nicht aus, um den Preisverfall zu stoppen.
Kurzfristig sind jetzt weitere Verluste nicht auszuschließen, vor allem wenn sich die katastrophale Lage auf den Automärkten noch eine Weile fortsetzen sollte. Längerfristig gilt, wie auch schon bei Platin und Palladium, dass schärfere Abgasvorschriften in Verbindung mit Problemen auf der Produktionsseite den Preis wieder stabilisieren dürften. Offen ist aber, wie weit das Metall bis dahin noch fallen kann, eine Prognose hierzu ist derzeit sehr schwierig.
Ruthenium notiert in dem momentanen Umfeld etwas tiefer bei 230 $ - 280 $ je Unze, Iridium unverändert bei 420 $ - 450 $.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
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