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Jetzt long in Magerschwein gehen?

10.10.2008  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Im Zuge des starken Preisverfalls bei Rohstoffen gerieten zuletzt auch die Magerschwein-Notierungen unter massiven Abgabedruck. Erschwerend kam hinzu, dass die US-Farmer ihre Produktion trotz der teilweise sehr hohen Maispreise in diesem Jahr nicht gedrosselt sondern sogar ausgeweitet haben. Bei genauerer Betrachtung stellt sich die Lage aber dennoch längst nicht so bärisch dar, wie es die aktuellen Kurse vermuten lassen würden. Im Gegenteil: Auf dem aktuellen Niveau spricht sogar einiges für den Aufbau mittelfristiger Long-Positionen.


Massive Ausweitung der US-Produktion

Wie bereits angedeutet haben die Züchter in den Vereinigten Staaten die Schweinefleisch-Produktion deutlich hochgefahren. Bis dato steig der Output um stattliche 8,2 Prozent. Für das Gesamtjahr rechnet das US-Landwirtschaftsministerium mit einem Plus von mindestens sieben Prozent, nach einem Zuwachs von vier Prozent in 2007. Insgesamt scheint der Markt also bestens versorgt zu sein.


Preisanstieg erwartet

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass die Behörden Mitte September ihre Preisprognose für dieses und nächstes Jahr leicht angehoben haben. Mittlerweile rechnet man für die kommenden Monate 2008 mit Notierungen im Bereich von 67 US-Cents und für das nächste Jahr sogar mit 72,3 US-Cents. Dies stellt einen nicht unerheblichen Aufschlag gegenüber den aktuellen Kursen dar. Woher aber kommt diese bemerkenswerte Optimismus angesichts der extrem hohen Produktion?


Rekordexporte helfen Lagerbeständen

Ursächlich für die Anpassung der Kurschätzungen nach oben ist in erster Linie der “brummende“ Export. In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres explodierten die amerikanischen Ausfuhren regelrecht. Insgesamt wurden 71 Prozent mehr Schweinefleisch exportiert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Hauptabnehmer war - wie könnte es auch anders sein - China. Zwar hat es gegenwärtig den Anschein, als habe die Regierung die dort grassierende Schweinseuche mittlerweile unter Kontrolle gebracht. Dessen ungeachtet gehen wir davon aus, dass der steigende Lebensstandard der Bevölkerung auch in Zukunft zu einer vermehrten Lust auf höherwertige Lebensmittel - vor allem Fleisch - führt. Ein Großteil der zusätzlich benötigten Menge wird dabei mit Sicherheit aus den Vereinigten Staaten stammen.

In Anbetracht der starken Ausfuhren vermag es dann auch nicht zu verwundern, dass sich die Lage bei den Lagerbeständen nicht so üppig darstellt wie es vor dem Hintergrund des Outputs zu erwarten wäre. So haben die Kühlhaus-Vorräte an Magerschwein in diesem Jahr bis zum 31. August lediglich um fünf Prozent auf insgesamt 483 Millionen amerikanische Pfund zugenommen. Wir rechnen mittelfristig mit einer Fortsetzung des Trends zu einem geringen Wachstum der Lagerbestände, vor allem weil die Zahl der in der Mast befindlichen Tiere lediglich um zwei Prozent auf derzeit knapp 69 Millionen Stück gestiegen ist. Insofern könnte sich die Lage bei den Beständen durchaus entspannen, was die Erwartung des US-Landwirtschaftsministerium moderat steigender Notierungen stützt.


Inlandsverbrauch könnte zunehmen

Auch seitens der Inlandsnachfrage können wir uns in den kommenden Monaten positive Impulse vorstellen. Zwar ist es so, dass die Amerikaner in der kalten Jahreszeit grundsätzlich eher rotes Fleisch - also primär Rind - bevorzugen. Da dieses aber ein ganzes Stück teurer ist als Schwein und in den USA gegenwärtig eine neue Sparsamkeit bei den Konsumenten auszumachen ist, halten wir es für möglich, dass in diesem Winter vermehrt das günstige Schweinefleisch konsumiert wird, obwohl die Rindfleischpreise zuletzt natürlich auch merklich nachgegeben haben.


Aufwärtspotenzial durchaus vorhanden

Auch wenn es in der gegenwärtigen Marktsituation abenteuerlich klingen mag, steigende Kurse auch nur anzusprechen, kommen wir unter Berücksichtigung sämtlicher fundamentaler Faktoren zu dem Schluss, dass Magerschwein auf dem aktuellen Niveau durchaus moderates Aufwärtspotenzial besitzt. Zwar wirkt das Angebot auf den ersten Blick erdrückend. Auf Grund der hohen Nachfrage relativiert sich die Produktionsmenge jedoch. Auf Sicht von drei bis sechs Monaten erachten wir leicht steigende Kurse daher für am wahrscheinlichsten.


Bullische Charttechnik

Außerordentlich zuversichtlich stimmt zudem auch der Blick auf die Charttechnik: Zwar ist der seit Mitte August vorherrschende Abwärtstrend noch knapp intakt. Aber dem sollte nicht mehr allzu lange so sein. Im Bereich von 65 US-Cents hat der Oktober-Future ein Doppeltief ausgebildet, von dem aus es in den letzten Tagen erkennbar aufwärts ging. Dadurch notiert Magerschwein jetzt wieder oberhalb der wichtigen kurzfristigen gleitenden Durchschnitte. Zudem generieren sowohl der MACD als auch die Stochastik ein Kaufsignal. Und auch der RSI ist im Steigen begriffen. Kurzfristig ist entscheidend, ob der Widerstand bei etwa 70 US-Cents „geknackt“ werden kann. Gelingt das (was wir jedoch als ambitioniert werten), wäre der Weg nach oben frei. Mittelfristig rechnen wir jedoch damit, dass die Höchststände im Bereich von 76 bis 78 US-Cents wieder in Angriff genommen werden.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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