Rohstoffe kompakt: Energie: Der Obama-Effekt


Am Markt herrscht die These vor, dass sich der Ölpreis unter republikanischen Präsidenten besser entwickelt als unter demokratischen Präsidenten. Woher diese Meinung kommt, lässt sich schwer sagen. Sie könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Außenpolitik unter republikanischen Präsidenten häufig konfrontationsfreudiger ausfiel und die Energiepolitik der Republikaner als ölpreisfreundlicher eingeschätzt wird. Schaut man sich die Entwicklung des Ölpreises unter den verschiedenen Präsidenten seit Ende des Zweiten Weltkrieges an, so lässt sich diese These nicht bestätigen: Seit 1945 wurden die USA 36 Jahre von republikanischen Präsidenten und 28 Jahre von demokratischen Präsidenten regiert.
In den Jahren unter republikanischen Präsidenten stieg der Ölpreis um durchschnittlich 10% pro Jahr, unter demokratischen Präsidenten um durchschnittlich 13% pro Jahr. Wie Schaubild 1 zeigt, erlebte der Ölpreis den stärksten Anstieg unter dem demokratischen Präsidenten Carter. In dessen Amtszeit betrug der durchschnittliche Anstieg 44% pro Jahr. Unter dem Republikaner Nixon lag der durchschnittliche Anstieg bei 42% pro Jahr. Die Amtszeiten dieser beiden Präsidenten waren durch die Ölkrisen in den Jahren 1973/74 und 1979/80 gekennzeichnet, so dass ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Parteizugehörigkeit des Amtsinhabers nicht herzustellen ist.
Bemerkenswert ist, dass die beiden einzigen Präsidentschaften, in welchen der Ölpreis zurückgegangen ist, republikanische waren. Unter Reagan fiel der Ölpreis um durchschnittlich 6% pro Jahr. Unter dessen Nachfolger Bush sr. gab es einen nochmaligen durchschnittlichen Rückgang um 1% pro Jahr. Unter dem demokratischen Präsidenten Clinton stieg der Ölpreis dagegen um durchschnittlich 7% pro Jahr. Weil die US-Wirtschaft in den 90er Jahren einen jahrelangen Aufschwung verzeichnete, stieg der Ölverbrauch entsprechend deutlich an. Während der Amtszeit des amtierenden Präsidenten Bush jr. ist der Ölpreis um durchschnittlich 16% pro Jahr gestiegen. Im Sommer betrug der Anstieg zeitweise sogar mehr als 50% und war damit sogar stärker als unter Nixon und Carter.
Im Gegensatz zu diesen beiden Präsidenten gab es unter Bush kein singuläres Ereignis, welches diese Preisexplosion auslöste. Hauptgrund für den deutlichen Ölpreisanstieg war auch hier exogener Natur, denn mit dem Aufkommen neuer Wirtschaftsmächte wie China kam es zu einem deutlichen Anstieg der Ölnachfrage. Die Politik der Bush-Regierung, welche zu einem Anstieg der Risikoprämie beitrug und den US-Dollar deutlich schwächte, dürfte aber auch eine Rolle gespielt haben.

Der Energieplan von Obama, die wichtigsten Punkte
Der Energieplan des neuen US-Präsidenten unterteilt sich in kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen.
Zu den kurzfristig geplanten Maßnahmen zählen:
(1) Die Einführung einer Steuer auf übermäßige Profite von Ölfirmen. Mit den Einnahmen sollen amerikanischen Familien unmittelbar Nothilfen in Höhe von 1000 USD gewährt werden, damit diese ihre steigenden Energierechnungen bezahlen können. Dies wird als Einstieg in den langfristigen Plan betrachtet, Mittelklasse-Familien Steuererleichterungen um mindestens 1000 USD pro Jahr zu gewähren.
(2) Die Unterbindung übermäßiger Spekulation an den Energiemärkten. Durch die Schließung von Schlupflöchern und die Erhöhung der Transparenz an den Energiemärkten sollen unfaire Handelspraktiken verhindert werden, welche die Ölpreise auf Kosten der Allgemeinheit in dieHöhe treiben.
(3) Das Anzapfen der Strategischen Ölreserven, um die Benzinpreise zu senken. Dabei soll in begrenzter und verantwortlicher Weise leichtes Rohöl der Strategischen Ölreserve entnommen und durch schweres Öl ersetzt werden.