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Junior-Goldminer vor dem Sprung? - Interview mit Dr. Joachim Berlenbach

12.02.2009  |  Rohstoff-Spiegel
Dr. Joachim Berlenbach war Gründungsmitglied von Craton Capital sowie Co-Fondsmanager des Craton Capital Precious Metal Fund. Er verfügt über 12 Jahre Erfahrung im Investment Management und der Analyse von Unternehmen sowie 10 Jahre im operativen Minengeschäft. Herr Berlenbach ist studierter Geologe und sammelte während seiner Tätigkeit bei Gold Fields und der südafrikanischen Bergbaukammer praktische Erfahrung in Wirtschaftsund Bergbaugeologie. Er wurde zweimal zum besten südafrikanischen Goldanalysten gewählt (2001/02) und von Merrill Lynch 2002 zum weltbesten Goldanalysten.

2006 gründete er zusammen mit Tiberius Asset Management den Tiberius Exploration Fund (der 2007 in Earth Exploration Fund UI umbenannt wurde).
Seit 2007 managt er mit dem Team der Fondsboutique Earth Resource Investment Group (ERIG) die Fonds Earth Exploration Fund UI, Earth Energy
Fund UI und Earth Gold Fund UI.



Rohstoff-Spiegel: Sie gelten als einer der Spezialisten für Juniorminers und Explorationsaktien. Was genau hat in den vergangenen Monaten zur Kernschmelze in diesem Bereich geführt?

Dr. Berlenbach: Hierfür waren vor allem drei Gründe verantwortlich: Allen voran beeinflusste die Panik in den Märkten die Kurse. Als sich die Aktienmärkte auf Talfahrt begaben, verkauften Investoren Aktien, ohne auf die fundamentalen Bewertungen zu achten. Diese “Risikoreduzierung“ setzte bei den Small Caps übrigens schon im August 2007 mit der Subprime Krise ein.

Zusätzlich kamen die Zwangsverkäufe bei vielen Fonds hinzu (bedingt durch die massiven Abzüge von Investoren), die die Aktienpreise von “der Klippe stürzen“ ließen und die Leerverkäufe von Hedgefonds, die versuchten, Profit aus den fallenden Aktienkursen zu machen. Unter dieser Dynamik litten vor allem Firmen mit geringer Marktkapitalisierung, bei denen schon kleine Volumina zu drastischen Kursverlusten führten. Für fundamental orientierte Anleger und Fondsmanager war dies eine sehr schwierige Zeit. Durch die Kreditkrise kam dann ein zusätzliches Problem hinzu, wird es interessant werden, die Halbjahres- und Quartalsergebnisse der südafrikanischen Platinfirmen zu sehen. Der Silberpreis ist relativ zum Goldpreis immer noch zu billig und sollte sich - zusammen mit den unterliegenden Aktien - weiter erholen.

Bei den Buntmetallen bleibe ich mittelfristig optimistisch für den Kupferpreis. Ich glaube auch, dass Uran bei den Energierohstoffen eine Renaissance erleben wird, im Energiesektor tut sich hier einiges.


Rohstoff-Spiegel: Inwiefern mussten Sie Ihre Modelle im Zuge der Kredit- und Wirtschaftskrise anpassen? Legen Sie heute mehr Wert auf die
Finanzierungsstruktur oder bleibt alles beim Alten?


Dr. Berlenbach: Das ist eine sehr gute Frage und sie berührt den Kern unseres Portfoliomanagementansatzes. Vor zwei Jahren war es relativ unwichtig, ob eine Explorationsfirma voll finanziert oder cashflow-positiv war. Für eine kleine Firma mit einem guten Projekt lag das Geld buchstäblich “auf der Straße“. Es ging hauptsächlich darum, die Firmen mit den besten Lagerstätten und Management-Teams zu finden. Dies hat sich, bedingt durch die Kreditkrise, im letzten Jahr drastisch geändert. Wir müssen jetzt das Finanzierungsrisiko und das Cashflow-Profil in wesentlich größerem Maße in unsere Firmenevaluierungen mit einbeziehen (zum Beispiel durch höhere Diskontierungssätze) und investieren beispielsweise nicht mehr in Firmen, die keine Kreditfähigkeit oder keinen Cashflow haben, um ihre Projekte zu finanzieren.

Allerdings gibt es auch im Small-Cap-Bereich finanziell sehr solide Firmen, die momentan aber noch vom Markt gescheut werden und deshalb (unberechtigterweise) enorm unterbewertet sind. Wir fokussieren uns daher im Explorationsportfolio auf solche Firmen, die ihre Projekte über die nächsten zwei Jahre entweder aus eigenem Cashflow finanzieren können oder aber Kredite gesichert haben.


Rohstoff-Spiegel: Worauf müssen Anleger derzeit bei Juniorminers und Explorationsaktien besonders acht geben?

Dr. Berlenbach: Wie oben diskutiert: Für einen Explorer reicht es momentan nicht aus, ein gutes Management-Team und überdurchschnittliches Explorationspotenzial zu haben. Kritisch ist der Zugang zu Krediten und/ oder positiver Cashflow (z.B. von einer produzierenden Mine). Ganz genau muss man hinsehen bei Firmen, die im Übergang zur Produktion (der “ramp-up“ Phase) sind: Hier sollte man als Investor sicher sein, ob das Working Capital ausreicht, um die Mine/ Ölplattform in Produktion zu bringen.

Dazu kommt natürlich noch die “fachliche“ Analyse: Geologie, Metallurgie, mögliche Engpässe in der Produktion usw. müssen alle bedacht werden. In anderen Worten: Eine solide finanzielle Position reicht auch nicht aus! Anlagen in Explorations- und Juniorfirmen sind deutlich komplizierter geworden als noch vor zwei Jahren und benötigen noch mehr Industriekenntnis.


Rohstoff-Spiegel: Sie haben Mitte 2008 einen neuen Fonds mit Spezialisierung auf Goldminenaktien aufgelegt. Welche Strategie verfolgt dieser Fonds genau? Wie unterscheidet er sich von den bereits etablierten Fonds?

Dr. Berlenbach: Der Earth Exploration Fund UI fokussiert sich ausschließlich auf Small- und Mid-Caps aus allen Rohstoffbereichen (Öl, Buntmetalle, Edelmetalle, Uran, Diamanten usw.). Der Anteil der Goldaktien ist auf 30% beschränkt. Wir investieren auch in Ölplattformen und in die
Service Industrie (Bohrfirmen usw.), die im Earth Gold Fund UI keinen Platz finden. Der Earth Gold Fund UI investiert in Edelmetallfirmen (Gold, Silber, PGMs) aller Marktkapitalisierungen. Momentan halten wir nur etwa 25% Small-Caps im Edelmetall Portfolio, das heißt, die Überlappung zwischen beiden Fonds ist minimal.






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