Edelmetalle Aktuell


Der Goldpreis setzte sich in den letzten Tagen mehr als sonst von seinen beiden Wegweisern Dollar-Kurs und Ölpreis ab und legte im Gegensatz zu diesen weiter deutlich zu.
Während der Ölpreis von über 40 $ je Barrel auf unter 35 $ fiel und der Dollar gegenüber dem Euro in einem Band zwischen 1,28 und 1,3080 seitwärts handelte, stieg das Gold von 903 $ am vorletzten Donnerstag auf in der Spitze 953 $ je Unze an. Dieser Kurs, der am Mittwoch erreicht worden war, war der höchste seit fast sieben Monaten. Verantwortlich für die Gewinne waren vor allem Käufe von Händlern und Fonds (in nicht-physischer Form) aber auch von längerfristig orientierten Investoren, die für einen massiven Nachfrageschub bei den (physisch unterlegten) ETFs sorgten. Alleine gestern wurden von dem populärsten ETF (SPDR Gold Trust) fast 35,5 Tonnen gekauft, in sieben Tagen stieg das Fonds-Volumen um 103 auf jetzt 970 Tonnen.
Die Nachfrage nach Investment-Goldbarren in Europa hält derweil unvermindert an und erreichte, zumindest was unsere eigenen Aktivitäten in diesem Segment angeht, gestern ein neues Jahreshoch. Die Barrenproduktion läuft aus diesem Grund weiter auf Höchsttouren; (je nach Barrentyp unterschiedlich lange) Lieferzeiten können aber angesichts des fulminanten Kaufinteresses trotzdem nicht ausgeschlossen werden.
Unsere Kollegen in Hongkong berichten derweil von einem außergewöhnlich hohen Rücklauf an Altgold, der volumenmäßig die hohe Kaufbereitschaft im Westen bei Investmentgold zu einem guten Teil aufwiegen dürfte.
Interessantenweiser liegt im Gegensatz zu Europa und Amerika die Nachfrage nach Goldbarren in Asien derzeit am Boden. Gleiches gilt auch für das Kaufinteresse der Schmuckindustrie. Der größte Teil der asiatischen Rückläufe endet deshalb in Form von 12,5 kg-Standardbarren in den Kellern der großen Banken in London.
Passend hierzu wurde heute morgen aus Indien berichtet, dass auch hier in diesem Monat die Nachfrage nach Gold aufgrund der hohen Preise ausgesprochen gering sei. Als Folge dieser Entwicklung sei seit Anfang Februar keinerlei Gold nach Indien importiert worden, so ein Vertreter der Bombay Bullion Association. Normalerweise ist Indien der größte Goldimporteur weltweit. Der vorhandene Bedarf (bis jetzt diesen Monat nur 200-300 kg) könne, so der Vertreter der BBA weiter, völlig aus den Rückläufen von Altgold gedeckt werden.
Was die weiteren Aussichten angeht, könnte der Goldpreis erst dann eine echte Trendwende einleiten, wenn das massive Interesse an Investmentbarren und ETFs nachlassen sollte. Noch, dies sei aber betont, gibt es hierfür keinerlei Anzeichen. Charttechnisch sieht das Metall dagegen derzeit nach der positiven Entwicklung der letzten Tage etwas überkauft aus und ein Durchbrechen der Marke von 935 $ könnte zumindest einige Spekulanten dazu verleiten, Pluspositionen zu schließen. Dass dies aber rasch wieder Preise unter 900 $ bringen könnte, scheint ziemlich unwahrscheinlich.
Ein Opfer der Wirtschaftskrise ist die weltweit wichtigste Edelmetallkonferenz geworden. Wie die London Bullion Market Association (LBMA) in dieser Woche mitteilte, wird die Konferenz in diesem Jahr nicht wie ursprünglich geplant im November in Lima/Peru und damit erstmals in Südamerika durchgeführt, sondern sicher nicht zuletzt aus Kostengründen im, den Heimatbasen der Teilnehmer wesentlich näher liegenden schottischen (!) Edinburgh.
Silber
Rein von der Charttechnik her hatte sich ja schon bei Abfassung unseres letzten Berichts abgezeichnet, dass das Silber aufgrund der positiven Signale von dieser Seite weiterhin Spekulanten und Investoren anziehen könnte und dass sich dadurch die seit Mitte Januar andauernde Hausse noch weiter fortsetzen könnte.
Am Ende ist es so dann auch eingetreten: Psychologisch unterstützt von einem deutlich steigenden Goldpreis und tatsächlich von einer noch immer erheblichen physischen Investmentnachfrage konnte das weiße Metall in den letzten 10 Tagen von 12,35 $ auf in der Spitze 13,75 $ je Unze zulegen. Das letztgenannte Niveau wurde in dieser Woche am Mittwoch erreicht. Während Spekulanten traditionell auf nichtphysische Investments z.B. an Terminbörsen setzen, wurden physisch sowohl Barren, wie auch wieder ETFs nachgefragt.
Was den industriellen Verbrauch angeht, gab es in den letzten Tagen dagegen erneut kaum positive Entwicklungen. Angesichts des weltweiten Konjunktureinbruchs liegt die Nachfrage aus diesem Segment noch immer am Boden.
Solange sich aber der Goldpreis weiter nach oben bewegt und beim Silber selbst die Investmentnachfrage anhält, dürfte sich die Preisentwicklung bei dem weißen Metall ebenfalls nicht umkehren. Allerdings sollte die aktuelle charttechnische Unterstützung bei 13,25 $ im Auge behalten werden. Falls diese nach unten durchbrochen wird, könnte der derzeitige Aufwärtstrend erst einmal enden und ein Test der nächste Unterstützung bei 12,65 $ wäre möglich.
Industriellen Endverbrauchern würden wir derzeit keine strategischen Käufe für in der Zukunft liegende Verbräuche empfehlen. Dafür sollte auf einen größeren Rückschlag hin auf ein Preisniveau zwischen 10 $ und 11 $ je Unze gewartet werden.
Berichte über einen Streik bei Penoles in der größten Silberscheideanstalt der Welt in Mexiko dürften auf den Preisanstieg der letzten Tage nur einen untergeordneten Einfluss gehabt haben, zumal bis zuletzt nicht klar war, wie groß die Folgen des Ausstands für die Produktion sein werden. Penoles (bzw. dessen Tochter Fresnillo) plant im Moment, einen Teil der Silberraffination ggf. ins Ausland zu verlagern.