Edelmetalle Aktuell


Zunächst deutlich nach unten ging es in dieser Woche mit dem Goldpreis. Das gelbe Metall handelte am vergangenen Montag erst noch knapp unterhalb der Marke von 950 $ je Unze, fiel dann aber bis zum Mittwoch auf ein Niveau von 901 $ zurück. Damit erreichte das gelbe Metall das niedrigste Niveau der letzten drei Wochen. Das plötzliche Ausbleiben der Nachfrage bei den Gold-ETFs wirkte sich dabei ebenso aus, wie der hohe Altgoldanfall vor allem in Asien, aber auch hier in Europa und in den USA.
Angetrieben wurde der Preisverfall in der ersten Wochenhälfte durch einen 10%igen Rückgang des Ölpreises, der dabei vorübergehend wieder unter die Marke von 40 $ je Barrel fiel, sowie durch sinkende Aktienkurse. Der Dow Jones fiel so am letzten Montag in New York unter die Marke von 7.000 Punkten und damit auf das niedrigste Niveau seit 1997. Gold reagiert beinahe schon traditionell auf fallende Aktienkurse mit einem Preisrückgang, weil Investoren in einer solchen Situation oft Margenzahlungen zu leisten haben und sich die hierfür benötigte Liquidität z.B. durch einen Verkauf von Goldpositionen verschaffen.
In der zweiten Wochenhälfte übernahmen dann eher spekulativ orientierte Adressen das Heft des Handelns: Angesichts eines Preisrückgangs von über 10% in weniger als zwei Wochen kauften sie wieder Gold ein und der Preis stieg nach der Veröffentlichung der ausgesprochen schlechten US-Arbeitsmarktzahlen wieder auf rund $ 940 je Unze an, ein Niveau auf dem das gelbe Metall dann auch ins Wochenende ging.
Der rasche Wiederanstieg aufgrund von eher spekulativer Nachfrage und auch die weiter andauernden Käufe von Investmentbarren mit einem Gewicht von bis zu 1 kg z.B. hier in Deutschland können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein zentrales Feld der Goldnachfrage derzeit praktisch nicht existent ist: So reihte sich nach den negativen Meldungen der letzten Wochen, was den physischen Goldverbrauch durch die Schmuckindustrie auf den ostasiatischen Märkten Indien und China angeht, in der vergangenen Woche auch die Türkei nahtlos in das wenig erbauliche Gesamtbild ein. Die Goldbörse in Istanbul teilte dazu am Dienstag mit, dass im Februar bereits den zweiten Monat in Folge keinerlei Gold importiert worden sei. Wie schon in Indien reiche das lokale Aufkommen an Altgold in der Türkei derzeit mehr als aus, um die noch verbliebene Nachfrage aus der Schmuckindustrie zu befriedigen.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, sei die Türkei in jüngster Zeit sogar Netto-Exporteur von Gold geworden, weil die Rückgaben an Altgold die Nachfrage im Land übersteige. Im Februar des vergangenen Jahres hatte die Türkei im Vergleich dazu noch 13 Tonnen Gold importiert. Eine wichtige Ursache für den Rückgang der Nachfrage und das Ansteigen der Rückgaben war laut Reuters der Wertverfall der türkischen Lira, die seit dem Jahresanfang gegenüber dem US-Dollar rund 10 Prozent an Wert verloren habe. Da gleichzeitig der internationale Goldpreis deutlich gestiegen ist, komme das Kaufinteresse gleich von zwei Seiten unter Druck.
Bisher in dieser Form nicht beobachtete Folgen hat derweil der Angebotsüberhang in Indien. Dort wird physisches Gold mangels Kaufinteressenten derzeit schon mit einem Abschlag von 10 $ - 15 $ je Unze gehandelt.
Aus den USA wurde hierzu in der vergangenen Woche sogar berichtet, dass dort inzwischen Nachbarschaft-"Gold-Parties“ gefeiert würden, bei denen Gold in Form von altem Schmuck und ähnlichem von den Teilnehmern an kommerzielle Altgoldaufkäufer verkauft werden kann. Nicht verbürgt ist allerdings, dass das Gold dabei in Plastikschüsseln gesammelt wird.
Angesichts des Nachfrageeinbruchs bei den ETFs und des andauernden Altgoldanfalls ist aktuell nicht damit zu rechnen, dass der Goldpreis rasch wieder auf 1.000 $ je Unze steigen wird. Mittelfristig rechnen wir angesichts der Unsicherheit auf den internationalen Finanzmärkten aber nicht nur mit einem wieder steigenden Preis, sondern sogar mit einem neuen Allzeithoch oberhalb der im letzten Jahr ereichten Marke von 1.030 $ je Unze.
Falls die Notierung im Rahmen der nun eingeläuteten Konsolidierung vorher noch einmal unter $ 900 je Unze fällt, sollten deshalb industrielle Endverbraucher durchaus über eine Absicherung des Verbrauchs der nächsten drei bis maximal sechs Monate z.B. in Form von Termingeschäften nachdenken.
Silber
Starke Schwankungen, aber keine eigenen Impulse gab es im Berichtszeitraum wieder einmal beim Silber. Dabei orientierte sich das Metall in der letzten Woche weitgehend am Gold, d.h. dass es zunächst deutlich an Wert verlor und in der zweiten Wochenhälfte dann wieder mit Nachdruck zulegen konnte.
Ihren Tiefstkurs erreichte die Notierung bereits einen Tag früher als das Gold, nämlich am Dienstag. Er lag mit 12,42 $ auf einem Vierwochentief. Händler verwiesen als Begründung für die Verluste auch auf das nun schon fast zweiwöchige Ausbleiben von Nachfrage bei dem mit Abstand wichtigsten Silber-ETF. Hinzu kam, dass Silber nach wie vor deutlich mehr als Gold auch ein Industriemetall ist und die jüngsten Nachrichten aus der Wirtschaft nicht gerade auf eine rasche Belebung des Verbrauchs schließen ließen.
Wie beim Gold sorgten Schnäppchenjäger angesichts des deutlichen Preisrückgangs dann aber trotzdem erst einmal für eine Trendwende und bis zum Wochenende legte der Preis auf 13,50 $ je Unze zu. Damit etablierte sich das weiße Metall charttechnisch sogar wieder in einem kleinen Aufwärtstrend. Um diesen zu bestätigen, müsste das Silber in den nächsten Tagen allerdings weiter deutlich steigen. Angesichts des Gesamtumfelds sind wir nicht sicher, ob dies gelingen wird. Ein Preisverfall unter den Tiefstkurs der vergangenen Woche erscheint aber gleichermaßen unwahrscheinlich.