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Höhere Ölpreise trotz unveränderter OPEC-Quoten

23.03.2009  |  Eugen Weinberg
- Seite 2 -
Folglich dürfte der nicht ausgesprochene, von der OPEC angestrebte Zielwert bei 70-80 $/Barrel liegen. In Anbetracht der großen Unsicherheit in Bezug auf die weltwirtschaftliche Entwicklung halten wir dieses Niveau jedoch vorerst nicht für erreichbar. Anders als viele andere Analysten rechnen wir allerdings durchaus mit einem knapperen Ölmarkt in der zweiten Jahreshälfte und einem WTI-Preis von 70 $/Barrel bis Jahresende.


Welches sind die Risiken für die derzeitige OPEC-Quote?

Bei jedem Quotensystem besteht ein Risiko der Abweichung. Möglicherweise sind die Länder weniger bereit, sich an die vereinbarten Mengen zu halten, sobald sich die Ölpreise erholen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Quote überschritten wird, steigt mit jeder Produktionskürzung, da logischerweise die Reservekapazitäten zunehmen. Der Umfang der Abweichung und der Reservekapazitäten im Februar ist in der obigen Tabelle dargestellt.

• Abweichung: Die Mitglieder halten derzeit die im Dezember beschlossene Quote zu 79% ein. Die Erfüllung dürfte sich im März erhöhen. Die größten Abweichungen gibt es bei den Ländern im Nahen Osten. Die Zeiten, in denen weniger bedeutende OPEC-Mitglieder wie Venezuela und Nigeria permanent die Zielwerte überschritten hatten, sind vorbei, denn diesen Ländern fällt es mittlerweile sogar schwer, die vereinbarten niedrigen Niveaus einzuhalten. Das Abweichungsrisiko beschränkt sich demnach auf einige wenige OPECSchwergewichte. Die arabischen Mitgliedsländer werden unseres Erachtens - auf Geheiß von Saudi-Arabien – in den nächsten Monaten größere Disziplin zeigen. Der größte Abweichler Iran wird erhöhten diplomatischen Druck seitens Saudi-Arabien zu spüren bekommen, seine Produktion zur reduzieren. Saudi-Arabien ist nach eigener Aussage zu weiteren einseitigen Kürzungen bereit, um für eine Verknappung am Markt zu sorgen. Allerdings ist das Land auch stets in der Lage, den Ölmarkt zu fluten, um so renitente Mitglieder wie den Iran durch niedrigere Ölpreise unter Druck zu setzen. Diese Macht führt uns zu dem nächsten Risiko.

• Reservekapazität: Die OPEC-Mitgliedsländer verfügen über eine nicht genutzte Produktionskapazität von fast 5 Mio. Barrel/Tag, die sich unmittelbar aus den Förderbeschränkungen ergibt. Dieser potenzielle Überhang hatte in der Vergangenheit eine dämpfende Wirkung auf die Ölpreise, da zwangsläufig die Sorge aufgekommen ist, dass die entsprechende Fördermenge via Abweichung von den Förderquoten schließlich doch auf den Markt gelangt. Allerdings konzentriert sich die Reservekapazität mittlerweile verstärkt auf ein einziges Land - nämlich auf Saudi-Arabien -, und an zweiter Stelle folgen einige der engen Verbündeten des Landes. Die Reservekapazität in den Peripherie-Ländern ist aufgrund der bereits genannten Gründe eingeschränkt, und der Iran könnte lediglich rund 300 Tsd. Barrel/Tag zusätzlich auf den Markt werfen.

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Aufgrund der dortigen hohen frei verfügbaren Kapazitäten und der Macht im Hinblick auf die allgemeine Einhaltung der Förderquoten führt kein Weg an Saudi-Arabien vorbei. Die Bereitschaft des Landes, seine Ölförderpolitik gegen andere OPEC-Mitglieder zu richten, sollte nicht unterschätzt werden, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Saudis bei Alleingängen eher andere OPEC-Länder als den breiten Markt im Visier haben.


Was geschieht, wenn die derzeitigen OPEC-Förderung beibehalten wird?

Wenn die im Dezember 2008 vereinbarten OPEC-Förderquoten im März zu 100% eingehalten werden und über den Rest des Jahres unverändert bleiben, dürften die globalen Lagerbestände bis zur Jahresmitte deutlich sinken. Ende des dritten Quartals werden sich die Vorräte schließlich auf ein Rekord-Tief gefallen sein, was zu einer massiven Preissteigerung führen dürfte, falls die OPEC ihre Förderbeschränkungen nicht lockert. Die OPEC wird voraussichtlich zum Jahresende die Produktion hochfahren, um so Preisschwankungen und ein Preisniveau zu verhindern, welches die Weltwirtschaft belasten und sich daher als nicht nachhaltig erweisen würde. Die beiden folgenden Grafiken zeigen die Auswirkungen anhaltender Produktionsbeschränkungen auf die Bestände auf der Grundlage unserer Prognose, dass die Ölnachfrage 2009 um 1,29 Mio. Barrel/Tag sinken und das Angebot außerhalb der OPEC lediglich um 0,05 Mio. Barrel/Tag steigen wird.

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