Fokus: Stolz auf Holz

Seit ihrem Höhepunkt Mitte 2004 befinden sich die Holzpreise im Abschwung. Wie aus Grafik 7 hervorgeht, scheint zumindest ein Teil des jüngsten Preissturzes, in dessen Zuge die Spotpreise für Holz in den letzten drei Jahren um etwa 40% gefallen sind, auf den Rückgang der Wohnungsinvestitionen in den USA zurückzuführen zu sein. Nach einer kurzen Erholung im Juni und Juli haben die Spotpreise für Holz ihren Abwärtstrend wieder aufgenommen und befinden sich wieder auf den Niveaus vom Mai. Insoweit als die Holzpreise tendenziell nur mit Verzögerung auf Veränderungen im US-Bauzyklus reagieren, ist, da eine unmittelbare Wende in der US-Bautätigkeit nicht in Sicht ist, davon auszugehen, dass die Preise in naher Zukunft ähnlich wenig Aufwärtspotenzial haben werden.

Wie sollte man investieren?
Der Chicago Mercantile Exchange bietet Derivate, wie z.B. Futures und Optionen, für Bauholz (Random Length Lumber) an, die seit fast 40 Jahren gehandelt wird. Die Kontrakte werden bis auf einen Einjahreshorizont angeboten, wobei die Preise derzeit bis September 2008 notiert werden. Das Volumen ist jedoch relativ niedrig, das Offene Interesse (open interest) beträgt derzeit etwa 8.400 Kontrakte.
Da am Holzmarkt weniger spekuliert wird als an anderen Rohstoffmärkten, könnte man denken, dies böte mehr Spielraum für Investitionen direkt in Aktien aus dem Sektor als direkt in den zugrunde liegenden Rohstoff. Allerdings ist wohlbekannt, dass die Korrelation zwischen Aktien- und Rohstofferträgen auf aggregierter Ebene gegen null geht (siehe Rohstoffe Kompakt vom 17. November 2006). Als Test haben wir eine einfache Übung durchgeführt, um die Korrelation zwischen der Jahresveränderung der Aktienkurse und der Rohstoffpreise zu untersuchen. Es liegt auf der Hand, dass die Korrelation zwischen den Trends bei Aktienkursen (MSCI) und Rohstoffpreisen (S&P GSCI) relativ niedrig ist, wie alle empirischen Studien bestätigt haben. Wir haben die Analyse jedoch ausgeweitet, um einzelne US-Aktien und den Grad der Korrelation mit den Holzpreisen zu betrachten, und es ist klar, dass die Korrelation deutlich höher ist (siehe Tabelle 7).

Dass der Grad der Korrelation deutlich niedriger als eins ist, zeigt, dass Aktienkurse und Holzpreise ganz erheblich voneinander abweichen können und man sich bewusst sein muss, dass einzelne Unternehmen betreffende Faktoren immer die Entwicklung der Aktienkurse dominieren werden. Es scheint jedoch, dass die Investoren wegen einer geringen Liquidität und einer ungünstigen Kurvenform teilweise besser beraten sind, bestimmte Aktien aus dem Holzsektor als Ersatz für direkte Investments in Holz-Futures zu nutzen.
Da der Bereich des CO2-Handels für Investoren von zunehmender Bedeutung ist, dürfte in Zukunft mehr Interesse an Direktinvestitionen in der Forstwirtschaft bestehen. Allerdings wird viel von der genauen Ausgestaltung der Steuervergünstigungen abhängen, die zur Förderung solcher Investitionen gewährt werden. Das Kyoto-Protokoll bietet bereits Anreize für den Handel von Emissionsgenehmigungen, die aus Wiederaufforstungsprogrammen stammen.
Da Holz jedoch als “Low-Tech“-Rohstoff betrachtet wird und die Nachfrage nach Holz bei steigenden Einkommen nicht so stark zunehmen wird wie die Nachfrage nach anderen Rohstoffen, wird Holz kaum ein ebenso großes Aufwärtspotenzial aufweisen wie andere Rohstoffe. Für Investitionen dürfte Holz weiterhin gut sein, aber sofern keine neuen Verwendungsmöglichkeiten entdeckt werden, sollten Investoren mit anderen Rohstoffklassen höhere Erträge erzielen können.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.