Edelmetalle Aktuell

Natürlich färbte am Ende der Erfolg des Goldpreises auch auf das Silber ab, allerdings waren hier, wie fast immer, die Preisschwankungen im Handelsverlauf deutlich stärker. Der Monat begann auf einem Niveau knapp unter der 40 $-Marke und ein erster Anlauf nach oben endete schon nach vier Tagen ziemlich abrupt bei 42,25 $ je Unze.
Innerhalb von nur zwei Stunden fiel das Metall danach um fast 7 Prozent. Händler machten Spekulanten für den Preisverfall verantwortlich, die angesichts eines ebenfalls fallenden Aktienmarktes Bargeld für notwendige Margenzahlungen gebraucht und deshalb andere Handelspositionen wie jene in Silber aufgelöst hätten. Zusätzlich unter Druck stand das Silber in dieser Situation aber auch durch seine Rolle als Industriemetall, weil einmal mehr schlechte Nachrichten über die konjunkturelle Situation in den USA veröffentlicht wurden. Das wiederum war sicher auch eine Ursache für den beschriebenen Aktienpreisverfall.
Im weiteren Verlauf stieg das Silber dann massiv an, konjunkturelle Sorgen traten dabei in den Hintergrund und die Sorgen um die Stabilität des Finanzsystems nach vorne. Am Ende reichte es für etwas mehr als 44 $, aber so wie Silber mit dem Gold zeitweilig gestiegen war, so schnell fiel es in den letzten Stunden zusammen mit diesem wieder.
Mit aktuell rund 42 $ liegt es aber weiter auf hohem Niveau und da der Anstieg der letzten Wochen deutlich gesitteter als jener im Mai verlaufen ist, ist auch die Gefahr eines massiven Rückschlags unserer Meinung nach überschaubarer. Preise unter 37 $, wenn sie überhaupt in nächster Zeit erreicht werden sollten, dürften von Silberbullen so auch eher als Kaufgelegenheit betrachtet werden, denn als Grund zur Panik.
Platin
Der Glanz des Goldes färbte in den letzten Wochen über weite Teile auch auf das Platin ab. Dass es so weit kommen würde, war am Anfang dabei gar nicht absehbar. Zunächst fiel das Platin nämlich zusammen mit dem Silber überdurchschnittlich, als aus den USA negative Nachrichten aus der Wirtschaft und von den Aktienmärkten kamen.
Die Flucht der Anleger aus vermeintlich eher risikoreicheren Anlagen war dabei der Haupttreiber für den Rückgang der Notierung von rund 1.790 $ auf zeitweise nur noch 1.680 $ je Unze. Wie sich im Nachhinein zeigte, war dies aber ein günstiger Einstiegpreis, denn die Notierung des weißen Metalls stieg danach bis zum Beginn dieser Woche kontinuierlich an und erreichte am Montag mit fast 1.900 $ je Unze den höchsten Stand der letzten drei Jahre. Der Anstieg geschah dabei sicher weniger aus eigenem Antrieb, nicht zuletzt weil sich die konjunkturellen Erwartungen weltweit eher wieder eintrüben.
Vielmehr ist davon auszugehen, dass es Anleger waren, die dem Metall angesichts des fulminanten Goldpreisanstiegs noch Nachholbedarf zubilligten. Trotz der deutlichen Erholung gab es nicht nur Licht auf dem Platinmarkt, sondern auch Schatten: Zeitweise notierte das Metall nämlich unter dem noch stärker gestiegenen Goldpreis, zuletzt hatte es eine solche Situation für kurze Zeit im Jahr 2008 gegeben. Angesichts des für Gold langfristig sehr günstigen Umfelds schließen wir nicht aus, dass sich der Goldpreis diesmal sogar auf Dauer über der Platinnotierung festsetzen könnte, auch wenn für den Moment durch des gestrigen Goldpreisverfall die alte Reihenfolge wieder hergestellt wurde.
Was den industriellen Absatz angeht, gab es in den letzten Wochen gemischte Nachrichten von den internationalen Automobilmärkten, die für die nächsten Wochen und Monate eine weitere Eintrübung erwarten lassen.
In Europa sanken die Neuzulassungen im Juli leicht um 2% auf 1,056 Mio. Fahrzeuge. Für den Zeitraum von Januar bis Juli beträgt das Minus ebenfalls 2%, wobei es vor allem der deutsche Markt war, der zu den teils massiven Einbrüchen in anderen Ländern (Spanien -24%, Italien -13%, Großbritannien -6,7%) ein Gegengewicht bilden konnte.
Auch in den USA drücken die schlechte konjunkturelle Lage und der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze auf den Autoabsatz. Im letzten Monat stiegen die Gesamtverkäufe im Vergleich zum Juli 2010 gerade ein mal um noch 1 Prozent auf 1,06 Mio. Fahrzeuge an. Immerhin liegt der US-Markt aber für das bisherige Gesamtjahr noch mit fast 11% im Plus.
Ein Plus in gleicher Höhe, allerdings nur für Juli im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat, gab es auch in China. In den ersten acht Monaten dieses Jahres legten die Neuwagenverkäufe in China um 10% zu. Damit fällt das Wachstum niedriger aus als im vergangenen Boom-Jahr. Als Begründung nennen Branchenvertreter das Auslaufen staatlicher Prämienprogramme sind und den Versuch von Regionalregierungen, mit Zulassungsbeschränkungen dem Verkehrschaos im Land Herr zu werden.
Palladium
Der Verlierer des Monats ist das Palladium. Dieses konnte an die Erfolge vom Juli und von Anfang August, als es kurzzeitig auf über 840 $ je Unze gestiegen war und damit auf den höchsten Stand seit Mitte Februar, zu keinem Zeitpunkt mehr anknüpfen.
Getrieben vor allem von Gewinnmitnahmen fiel es bis zum 9. August auf unter 710 $ zurück. Dabei spielten sicher auch die oben beschriebenen Bremsspuren auf den überseeischen Automärkten ein Rolle, denn außerhalb von Europa sind die Märkte vor allem palladiumlastig, was den Einsatz in Katalysatoren angeht.
Analog zu den anderen Metallen konnte das weiße Metall in den zwei Wochen nach dem Absturz zwar wieder zulegen, allerdings hinkte es dabei Gold & Co. deutlich hinterher. Am Ende reichte es nur für Kurse beiderseits der Marke von 760 $ je Unze. Sollten sich die Autoabsatzzahlen in China und den USA in den nächsten Monaten eintrüben, könnte auch das Palladium an Wert verlieren. Ein erstes charttechnisches Warnsignal wäre ein Durchbrechen der Marke von 720 $ je Unze.
Auf lange Sicht hat das Metall sicher die Chance, prozentual wieder besser als Platin abzuschneiden, dazu müsste sich aber das Bild auf den genannten Automärkten wieder bzw. noch mehr aufhellen.
Auch die Investoren sehen das Palladium nicht mehr so positiv. So gab es bei den ETFs in den letzten vier Wochen Rückgaben in Höhe von fast vier Tonnen. Auch bei den Positionen an den Terminbörsen gab es ein Minus, dieses betrug sogar fast sieben Tonnen. Allerdings gab es dabei je nach Woche ein stark unterschiedliches Verhalten der Spekulanten.
Investmentbarren waren in den letzten Wochen etwas mehr gefragt, insgesamt waren die Menge aber niedrig.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Handel in den sogenannten kleinen Platinmetallen verläuft weiterhin verhältnismäßig ruhig. Iridium notiert weiter unverändert bei 1.025 $ - 1.075 $ je Unze, Ruthenium leicht abgeschwächt bei 155 $ - 170 $ je Unze.
Lediglich bei Rhodium zog die Nachfrage in den letzten Tagen bedingt durch Käufe von Investoren und industriellen Abnehmern aus Asien an, so dass sich das Metall auf einen Niveau von 1.800 $ je Unze stabilisieren konnte und gegenwärtig bei 1.800 $ - 1.900 $ je Unze notiert.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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