Edelmetalle Aktuell


Der Goldpreis schwankte in den vergangenen Tagen kräftig, aber am Ende war er doch in der Lage, das in der letzten Woche verzeichnete 28-Jahreshoch noch einmal zu überbieten. Am heutigen Nachmittag erreichte er einen Höchstkurs von 750,75 $ je Unze und lag damit zum ersten Mal weniger als 100 Dollars entfernt von jenem Allzeithoch, das im Januar 1980 erreicht worden war.
Die aktuelle Rallye wird unterstützt von einer angesichts des hohen Preises erstaunlich starken physischen Nachfrage durch industrielle Abnehmer. Diese absorbiert die in Asien und auch anderswo in den letzten Tagen zu beobachtende Steigerung bei den Verkäufen von Altmaterial. Neben der Industrie standen vor allem auch Investoren und Spekulanten auf der Käuferseite. Beide Gruppen achten dabei aber im Moment nicht so sehr auf die fundamentale Seite, sondern mehr auf externe Faktoren wie den sehr hohen Ölpreis, der wieder über 83,- $ je Barrel notiert und auf den schwachen Dollar, der gegenüber dem Euro wieder auf 1,4230 gefallen ist.
Aber die Unterstützung kommt im Moment nicht nur von der Nachfrageseite. So gab es in dieser Woche Berichte über Produktionsausfälle in Südafrika, nachdem es in mehreren Goldminen von Harmony und Gold Fields zu Unfällen kam. Außerdem verstärken sich die Anzeichen, dass die Zentralbankverkäufe in den letzten 12 Monaten ihren Zenit überschritten habe.
Zu diesem Punkt teilte am Mittwoch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im Namen der Unterzeichner des Goldabkommens der europäischen Zentralbanken mit, dass in den vergangenen 12 Monaten insgesamt 475,75 Tonnen Gold verkauft worden seien. Diese Zahl lag zwar deutlich über dem Niveau vom vergangenen Jahr, in dem 396 Tonnen verkauft worden waren, sie erreichte aber weder die selbstgesetzte maximale Obergrenze von 500 Tonnen, noch die Verkäufe des ersten Laufzeitjahres des Abkommens (2004/2005), in dem seinerzeit 497 Tonnen auf den Markt geworfen wurden.
Zu diesem Thema erklärte die Bundesbank, dass sie auch in den nächsten 12 Monaten, abgesehen von kleineren Abgaben zur Prägung von Münzen, kein Gold verkaufen wolle. Die Bundesbank, die der zweitgrößte Goldbesitzer nach der amerikanischen Notenbank ist, sagte, dass maximal acht Tonnen Gold für das alljährliche Münzprogramm an das Finanzministerium verkauft würden.
Der restliche Teil der einst von der Bundesbank für sich reservierten Verkaufsquote in Höhe von 120 Tonnen Gold werde bei Bedarf wieder anderen Notenbanken zur Verfügung gestellt. Schon in den letzten Jahren hatte sich die Bundesbank jeweils gegen Verkäufe entschieden und so verhindert, dass die Erlöse zum Stopfen von Löchern im Bundeshaushalt genutzt wurden. Der politische Druck, was Verkäufe angeht, dürfte in nächster Zeit angesichts der guten Kassenlage der öffentlichen Finanzen in Deutschland aber ohnehin eher abnehmen.
Dass die Bundesbank im Moment von größeren Verkäufen absieht, heißt nicht, dass die anderen Unterzeichner des Zentralbankabkommens es ihr gleich tun. So teilte die Europäische Zentralbank mit, dass in der letzten Woche rund 9 Tonnen Gold von zwei Zentralbanken abgegeben worden seien. Eine Notenbank, üblicherweise handelt es sich dabei um die griechische Zentralbank, habe ihre Goldreserven in dem Berichtszeitraum durch den Kauf von Münzen leicht gesteigert.
Gold Fields, der zweitgrößte Goldproduzent in Südafrika, teilte zu den oben bereits erwähnten Unfällen mit, dass am Mittwoch insgesamt vier Arbeiter bei zwei Unfällen unter Tage ums Leben gekommen seien. Die neuerlichen Unfälle führten zu heftigen Reaktionen sowohl bei der Gewerkschaft, als auch bei der Regierung und erstere hatte bereits vor den jüngsten Zwischenfällen einen in Kürze stattfindenden, eintägigen Streik angekündigt, der auf die ihrer Meinung nach unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen in den Minen hinweisen solle.
Die erwähnten Unfälle haben natürlich noch keinen Einfluss auf die jüngste Produktionsstatistik aus Südafrika gehabt, aber sie werden dort, weil sie jeweils von mehr oder weniger langen Produktionsstilllegungen begleitet sind, sicher in Zukunft Spuren hinterlassen. Trotzdem teilte das Statistische Büro Südafrikas mit, dass die Goldproduktion am Kap auch schon in den drei Monaten bis Ende August um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen sei.
Die schweizerische UBS hat in dieser Woche ihre Goldpreisvorhersage für 2008 massiv auf im Durchschnitt 760,- $ je Unze (von 650 $ je Unze) angehoben. Für 2009 stieg die Prognose von bisher 550,- $ je Unze auf jetzt 700,- $ je Unze. Begründet wurde die Anhebung von der UBS durch die trotz der hohen Preise starke Schmucknachfrage und auch mit der Erwartung neuer Käufe durch Investoren und Spekulanten in den nächsten 12 bis 18 Monaten.
Silber
Das Silber stieg von 13,30 $ am letzten Donnerstag auf einen Höchstkurs von 13,73 $ je Unze heute Nachmittag. Trotz dieses Anstiegs erscheint das Metall noch immer ungewohnt lustlos und entsprechend ist es das einzige der vier “großen“ Edelmetalle, das den Höchstkurs der vergangenen Woche noch nicht wieder erreicht hat. Einer der Gründe für dieses Hinterherhinken könnte sein, dass eine ganze Reihe von technischen Widerstandslinien oberhalb des aktuellen Niveaus wartet, so beim Höchstkurs der vergangenen Woche und dann bei 14,- $ je Unze, bei 14,10 $ und schließlich bei 14,70 $ je Unze. Alle diese Punkte liegen außerdem noch immer deutlich unter dem langjährigen Höchstkurs von 15,20 $ je Unze, der im vergangenen Jahr auf der Spitze der durch das damals neue Silber-ETF hervorgerufenen Euphoriewelle erreicht worden war.
Während es beim Gold in den letzten Tagen trotz neuer Rekordpreise nach wie vor eine gute industrielle Nachfrage gab, war eine entsprechende Entwicklung beim Silber nicht zu beobachten. Hier ging das Interesse der Industrie nicht über das absolut notwendige Minimum hinaus.
Physische Investoren in Deutschland lassen sich allerdings von solchen Meldungen kaum beirren. Auch wenn die Nachfrage in jüngster Zeit etwas gefallen ist, werden noch immer vor allem Münzen nachgefragt.