Rezessionsangst schickt Kupferpreis auf Talfahrt - Prognosen gesenkt

Die Ratingherabstufung der USA und der daraus resultierende Kurssturz an den internationalen Aktienmärkten sorgte Anfang August für den zweiten größeren Einbruch der Metallbörsen im laufenden Jahr. Gegenüber der Korrektur im April fiel die Bewegung gleichwohl nochmals deutlich schärfer aus. So verzeichnete der Kupferpreis in nur acht Handelstagen einen Rückgang um über 1.200 USD auf knapp 8.600 USD/t und spiegelte damit die starke Verunsicherung und Nervosität der Marktakteure wider. Zwar führte die anschließende Erholungsphase in der zweiten Augusthälfte LME-Kupfer rasch wieder über die 9.000 USD-Marke.
Doch ist auch dies inzwischen bereits wieder Makulatur, nachdem wachsende Konjunktursorgen im Verbund mit einem massiven Abfluss spekulativer Gelder in den vergangenen zwei Wochen erneut für einen rasanten Preisverfall am Kupfermarkt gesorgt haben. Mit rund 7.300 USD/t notiert das rote Metall aktuell auf dem tiefsten Stand seit einem Jahr (-20% YTD).
Verunsicherung bei Investoren und Verbrauchern
Die unübersichtliche Gemengelage bestehend aus sich eintrübenden konjunkturellen Rahmenbedingungen, erhöhten politischen Risiken im Zusammenhang mit der europäischen Staatsschuldenkrise, fragilem Finanzsektor und allgemeiner Rezessionsfurcht hat bei Investoren und Unternehmen zuletzt erhebliche Verunsicherung hervorgerufen, welche sowohl auf finanz-, als auch auf realwirtschaftlicher Ebene bereits Folgen zeigt und durchaus die Gefahr einer “sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ mit sich bringt.
Ein Beispiel hierfür sind etwa die kurzfristig agierenden Finanzinvestoren am amerikanischen Terminmarkt für Kupfer. Seit Ende Juli haben diese ihr Netto-Investitionsvolumen von rund 2,7 Mrd. USD bzw. entsprechend 280.000 t auf aktuell gut 180 Mio. USD beinahe komplett reduziert (Abb. Mitte). Auch an den physischen Kupfermärkten ist jüngst eine zunehmende Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu beobachten, wie sich neben entsprechenden Unternehmensmeldungen (Codelco, Aurubis) an den rückläufigen LME-Lagerentnahmen ablesen lässt (Abb. rechts).

Weltweite Kupfernachfrage wächst langsamer ...
Einen Hinweis auf eine Abschwächung der Wachstumsdynamik am Kupfermarkt lieferte der jüngste Monatsbericht der International Copper Study Group. Demzufolge legte der globale Kupferverbrauch im ersten Halbjahr 2011 nur noch um rund 1% auf 9,75 Mio. t zu und verzeichnete damit eine deutlich geringere Steigerung als noch im ersten Quartal (+2,4%). Ausschlaggebend hierfür war in erster Linie der rückläufige Bedarf Chinas (-6%), dem mit Abstand wichtigsten Kupferkonsumenten (40% des Weltverbrauchs).
Als Gründe für die ungewohnte Nachfrageschwäche der Volksrepublik lassen sich v.a. zwei Faktoren anführen: (1) die Straffung der Geldpolitik, um der hohen Inflation sowie den ausufernden Immobilienpreisen Herr zu werden und die daraus folgende Dämpfung der Wirtschaftsaktivität im metallintensiven Verarbeitenden Gewerbe. (2) die preisinduzierte Substitution von Kupferimporten durch den Abbau heimischer Lagerbestände.
... Chinas Rückkehr an die Weltmärkte erwartet
Perspektivisch stehen beide Triebfedern u.E. vor einer Trendwende oder haben diese bereits vollzogen. Angesichts nachlassenden Inflationsdrucks, bei zugleich gestiegenen Konjunkturrisiken erscheinen zumindest weitere Zinsschritte nach oben sehr unwahrscheinlich. Darüber hinaus registrierten die Weltmärkte zuletzt wieder eine erhöhte Aktivität chinesischer Importeure (Abb. oben), was in Anbetracht der günstigen absoluten, wie relativen (LME vs SHFE) Preise durchaus bereits den Wendepunkt im Lagerzyklus darstellen könnte.