Edelmetalle Aktuell


Auf zu immer neuen Ufern: Auch in den letzten beiden Wochen zog die Notierung des gelben Metalls zunächst immer weiter an und erreichte schließlich am vergangenen Freitag einen Höchstkurs von 770 $ je Unze. Dies war das höchste Niveau seit Januar 1980.
Die Gewinne gehen auf das Konto einer Reihe von Faktoren, u. a. auch auf eine, für dieses extrem hohe Preisniveau erstaunlich stabile Nachfrage seitens der Schmuckindustrie. Es ist wohl vor allem die Produktion für das anstehende Weihnachtsgeschäft, das die Nachfrage in diesem Bereich treibt. Hinzu kommt aber auch eine ungebrochene Nachfrage von Investoren, diese blicken bei ihrer Anlageentscheidung vor allem auf langfristige Kaufgründe wie mögliche Probleme im Weltfinanzsystem nach der Kreditkrise in den USA. Aber auch die auf eher kurzfristige Kursgewinne ausgerichteten Spekulanten legen sich das gelbe Metall wieder zu. Sie blicken vor allem auf einen Ölpreis, der zwischenzeitlich ein Allzeithoch von 90,50 $ erreichte, sowie auf einen schwachen US-Dollar, der z.B. gegenüber dem Euro auf weit über 1,43 zurückfiel.
Sobald diese beiden Faktoren Ermüdungserscheinungen zeigen, so zuletzt z.B. zu Beginn dieser Woche, verliert auch das gelbe Metall erst einmal wieder an Wert. Dessen Notierung fiel am Montag deutlich auf 745,50 $ zurück, allerdings nur, um in der zweiten Wochenhälfte angesichts eines wieder steigenden Ölpreises und eines, nach heute veröffentlichten, schlechten US-Wirtschaftsdaten wieder schwachen Dollars, deutlich zuzulegen. Aktuell notiert das Gold schon wieder über 20 Dollars höher bei 768 $ je Unze.
Für die nächste Zeit ist keine echte Trendwende erkennbar, auch wenn man nicht davon ausgehen sollte, dass es sich bei der momentanen Entwicklung um eine Einbahnstraße handelt. Gewinnmitnahmen werden zu irgendeinem Zeitpunkt sicher kommen und den Preis genauso sicher auch erst einmal wieder drücken. Ein Kollaps, wie es ihn 2006 nach dem Erreichen des seinerzeitigen Höchstkurses gab, steht angesichts des Gesamtumfeldes aber nicht zu befürchten. Für die nächste Woche erwarten wir jetzt zunächst erst einmal eine Handelsspanne zwischen 770 $ auf der oberen Seite und 745 $ unten.
Unfälle gibt es übrigens nicht nur in der Platinminenindustrie. Nach der glücklichen Rettung mehrerer tausend Kumpel aus einer von Harmony betriebenen Mine zu Beginn dieses Monats, hatten nun Kollegen anderer Gesellschaften weniger Glück. Sowohl in Kolumbien wie auch bei DRD in Südafrika gab es in den letzten beiden Wochen Todesfälle, in Australien konnten 54 Kumpel nach einem Feuer, das untertage ausgebrochen war, gerettet wurden.
Die Zwischenfälle in Südafrika sind Anlass eines Streiks, den die Gewerkschaft der Minenarbeiter für nächsten Monat aus Protest gegen die zunehmend gefährlicheren Arbeitsbedingungen angekündigt hat. Die Ausfälle die hier zu erwarten sind, sind am Ende sicher geringer als jene durch die dauernden Stilllegungen nach Unfällen. Südafrikanische Quellen sagten zu dem Thema, dass nach einer einwöchigen Schließung einer Mine nach einem Unfall es bis zu sechs Wochen dauern kann, bis das alte
Produktionsniveau wieder erreicht wird.
Silber
Das weiße Metall konnte im Vergleich zum Stand von vor zwei Wochen zunächst noch einmal zulegen und erreichte am vorletzten Montag ein Niveau von 14 $ je Unze. Dies war der höchste Stand seit April und gleichzeitig die erste bedeutende der von uns im letzten Bericht genannten
charttechnischen Widerstandslinien.
Nach dem Erreichen des Höchstkurses kam es dann zu einem ersten Einbruch, dieser war, wie die meisten der nachfolgenden Preisbewegungen in den letzten beiden Wochen eine direkte Reaktion auf eine entsprechende Bewegung des Goldpreises. Einzige Ausnahme bildete eine Bewegung am letzten Freitag, als das weiße Metall nach einer Erholung massiv einbrach und dabei einen Tiefstkurs von 13,30 $ erreichte. Dieser wurde dann am Montag mit zeitweise 13,24 $ noch einmal unterboten. Am Montagabend brachten Schnäppchenjäger das Metall dann wieder auf 13,45 $ zurück, seit schwankt es in einem Band zwischen diesem Niveau und 13,85 $.
Für die nächste Zeit wird die Entwicklung im Großen und Ganzen weiter vom Gold abhängen, wobei wir davon ausgehen, dass das Metall im Vergleich zum großen Bruder weiterhin schlechter abschneiden wird. Einige der Gründe für diese Einschätzung sind nachfolgend beschrieben.
Technisch gesehen gibt es jetzt Widerstände bei 14,00 $ und vor allem bei 14,20 $. Eine erste leichte Unterstützung findet sich bei 13,40 $.
Unsere Kollegen in Hongkong berichteten derweil über eine andauernde Knappheit an physischem Silber in der ehemaligen Kronkolonie. Sie führte sogar dazu, dass Material, das in erster Linie in die lokale Schmuckindustrie geht, z.B. aus Europa importiert werden muss. Eine der Ursachen für die Knappheit ist ein seit Juli diesen Jahres austrocknendes Angebot aus China. Zu diesem Zeitpunkt änderte die Regierung die Exportgesetze und Scheideanstalten können nun nicht mehr einen großen Teil der Mehrwertsteuer, die sie bei einem Ankauf im eigenen Land bezahlen müssen, vom Staat zurückfordern. Dies führt dazu, dass die lokalen Verarbeiter immer größere Vorräte des vor Ort nicht absetzbaren Materials horten. Unsere Händler schätzen die angesammelte Menge auf mindestens 500, eventuell aber sogar bis zu 1.000 Tonnen. Der einzige Ausweg für die chinesischen Eigentümer wäre ein Anstieg der Silberpreise auf 14 $ - 14,50 $. Auf diesem Niveau würden die Chinesen die sich ergebenden Verluste durch die Mehrwertsteuer wettmachen können. Wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass dieser Umstand eine der Hauptursachen für das derzeit im Vergleich zum Gold schlechtere Abschneiden des Silberpreises ist und dass dies auch eine wesentliche Ursache für das Ende des Anstiegs in der letzten Woche war.
Angesichts der Größenordnungen, die in Asien im Spiel sind, spielen die konstant hohe Nachfrage seitens der italienischen Schmuckindustrie und von deutschen Investoren eine vergleichsweise kleine Rolle. Nichtsdestotrotz tragen diese Faktoren aber ebenso wie die andauernde Nachfrage durch die Elektronikindustrie zu einer Stabilisierung des Gesamtmarktes bei.