Aluminium: Marktausblick 2012

Vor dem Hintergrund der weltweit reduzierten Konjunkturdynamik dürfte auch der Verbrauchszuwachs im laufenden Jahr nicht mehr ganz so stark ausfallen wie 2011 und 2010. Dennoch ist das Nachfrageumfeld sowohl in zyklischer wie auch in struktureller Hinsicht noch als robust einzuschätzen. Auf globaler Ebene rechnen wir für 2012 mit einem Aluminiumbedarf von knapp 44 Mio. t, was eine relativ konservative Schätzung darstellt. Dies entspräche gleichwohl noch immer einem Zuwachs von gut 2 Mio. t bzw. 4%.
Die stärksten Nachfrageimpulse sind u.E. abermals aus den Emerging Markets, allen voran China und Indien zu erwarten. Aber auch die USA könnten durchaus positiv überraschen, sofern sich die Belebung im Automobilsektor fortsetzt und die Baubranche nach Jahre langer Talfahrt erste Erholungsanzeichen zeigt.

Angebot: Struktureller Überschussmarkt
Auf der Produktionsseite gibt der Aluminiummarkt weiterhin das inzwischen schon gewohnte Bild ab, welches von den drei Üs: Überproduktion, Überkapazität und Überschuss geprägt ist. Nichtdestotrotz setzte sich die Angebotsexpansion im letzten Jahr nahezu unvermindert fort. Nach einem Anstieg von rund 3 Mio. t bzw. 7% auf mehr als 43 Mio. t markierte die weltweite Hüttenproduktion von Aluminium gemäß der Statistik des International Aluminium Institute (IAI) zum zweiten Mal in Folge einen neuen historischen Höchststand.
Maßgeblichen Anteil hieran hatten die anhaltenden Kapazitätserweiterungen in China und der Golf-Region. Während die chinesischen Leichtmetallhersteller die Primärproduktion 2011 um satte 1,7 Mio. t (+10%) auf nunmehr fast 18 Mio. t erhöht und damit die Vorherrschaft der Volksrepublik (41%) am globalen Aluminiummarkt eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, vermeldeten die aufstrebenden Anbieter der Vereinigten Arabischen Emirate ein Produktionswachstum von fast 30% auf 3,5 Mio. t. In den übrigen Regionen Asien ex China (+1%), Nord- und Südamerika (+2%) sowie Europa (+4%), die zusammen dasselbe Gewicht wie China erreichen, hielt sich der Expansionsdrang in engen Grenzen.

Schwache Kapazitätsauslastung & Margensituation
Als Folge des rasanten Aufbaus neuer Produktionsanlagen in Fernost und am persischen Golf sind in den vergangenen fünf Jahren enorme Überkapazitäten in der Aluminiumindustrie entstanden. Weltweit stand per Jahresende 2011 eine Verhüttungskapazität von etwa 53 Mio. t zur Verfügung, welche nur zu etwas mehr als 80% ausgelastet wurde. Gepaart mit dem vor allem im zweiten Halbjahr niedrigen Preisniveau und steigenden Produktionskosten hat dies zu einem drastischen Margenverfall geführt und die Ertragssituation der Branche zuletzt entsprechend verschlechtert.
Auf einer reinen Cash-Kostenbasis, d.h. ohne Abschreibung oder indirekte Kosten zu berücksichtigen, lag die Break-Even-Schwelle 2011 für rund ein Viertel der Hüttenwerke bei 2.000 USD/t oder höher. Mit die höchsten Produktionskosten im internationalen Vergleich weist ausgerechnet Wachstumstreiber China auf, wo Ende letzten Jahres je nach Schätzung zwischen einem Drittel (Alcoa) und der Hälfte (China Non-Ferrous Metals Industry Association) aller Aluminiumhütten unprofitabel waren.