Edelmetalle Aktuell


So knapp und doch vorbei: Der Goldpreis schrammte gestern um Haaresbreite an einem neuen Allzeithoch vorbei. Am späten Vormittag notierte das Metall kurzzeitig 845,50 $ je Unze. Damit verfehlte es das Allzeithoch vom Januar 1980 um gerade einmal 5 Dollars.
Das Gold stieg damit vom vergangenen Donnerstag bis gestern um 54 Dollars an, eine solche Bewegung ist selbst für den einige Volatilität gewöhnten Goldmarkt absolut ungewöhnlich.
Verantwortlich für den Kursanstieg waren in erster Linie wieder zwei altbekannte Faktoren: Zum einen erreichte der Ölpreis in dieser Woche fast die Marke von 100 $ je Barrel, zum anderen fiel der Dollar gegenüber dem Euro (bzw. der DM) auf ein neues Allzeittief bei 1,4750. Der Kursrutsch beim Dollar wurde vor allem auch durch Kommentare eines chinesischen Offiziellen verursacht, der sagte, dass sein Land in Zukunft die Währungsreserven mehr diversifizieren wolle.
Vordergründig verlief der Anstieg der letzten Tage in einigermaßen geordneten Bahnen. Allerdings hat das Gold nun seit August 205 Dollars (oder 32%) zugelegt und spätestens nach der sprunghaften Entwicklung der letzten acht Tage müssen Zweifel gestattet sein, ob wirklich alle Kaufentscheidungen noch von Vernunft getrieben sind, oder hier nicht nur eine weitere Spekulationsblase aufgebaut wird. Die spekulativen Börsenpositionen in New York und Tokio betragen inzwischen weit über 800 Tonnen, über einen ähnlich hohen Betrag verfügen auch die Käufer der verschiedenen ETFs. Zusammengenommen verfügen diese beide Gruppen über eine Position in Höhe von 2/3
einer Weltjahresproduktion.
Trotzdem ist das Gold auch fundamental in einer deutlich besseren Verfassung als noch 2006 (siehe hierzu unsere letzten Berichte). Man sollte aber nicht aus dem Auge verlieren, dass nach einem am Ende ähnlich übertriebenen Anstieg im vergangenen Jahr der Wert des gelben Metalls innerhalb von vier Wochen um über 25% einbrach.
Insofern wären wir nicht überrascht, wenn sich die bisher noch verhaltene Konsolidierung der letzten 24 Stunden (aktuell notiert das Metall bei 840 $) erst einmal fortsetzt, wobei auch nicht auszuschließen ist, dass sie vielleicht erst einsetzt, nachdem das Metall vorher noch knapp ein neues Allzeithoch erreicht hat.
Nach einem mehr oder weniger deutlicher Rückgang (charttechnische Unterstützung gibt es bei 800 $ und bei 745 $) würden wir industriellen Verbrauchern aber dann schon wieder empfehlen, sich Vorräte anzulegen. Für das nächste Jahr sehen wir nämlich durchaus eine Chance noch einmal höhere Kurse.
Dass die aktuelle Entwicklung keine Einbahnstraße sein muss, zeigt auch das Verhalten der Goldhändler und -verarbeiter in Asien. Unsere Kollegen in Hongkong berichten von einer in jüngster Zeit sinkenden Nachfrage der Schmuckindustrie. Gleiches ist auch aus Indien zu hören, wo im Oktober die Importe im Vergleich zum Vorjahr von damals 64 Tonnen auf jetzt nur noch 14 Tonnen gefallen seien.
Silber
Zur Freude seiner Anhänger blies das Silber, das in den letzten Wochen der Preisentwicklung des Goldes stets mehr oder weniger hinterherhinkte, nun zur großen Aufholjagd.
Das Metall profitierte dabei eindeutig von den Vorgaben des großen Bruders, allerdings konnte es auch bei den Charttechnikern Boden gut machen und diese Tatsache war am Ende wohl auch ausschlaggebend. Zunächst stieg das Silber am Montag über das Wochenhoch der vergangenen Woche, was weitere Käufe auslöste. Den nächsten Schub gab es dann, als der Höchstkurs von Mai vergangenen Jahres bei 15,20 $ bersprungen wurde. Bis gestern Mittag stieg das Metall dann ohne große Korrekturen auf 16,20 $ und damit auf ein neues 28-Jahreshoch an.
Dieser jüngste Kurssprung stellte sich dann aber rasch als übertrieben heraus und in den letzten 24 Stunden musste das Metall erst einmal wieder herbe Einbußen hinnehmen. Heute Morgen in Asien lag es zeitweise bei unter 15 $ je Unze, im Laufe des Vormittags konnte es dann aber wieder bis auf 15,45 $ je Unze zulegen. Die momentane Lage auf dem Silbermarkt ist ausgesprochen nervös und vom jetzigen Niveau aus kann in den nächsten Tagen so ziemlich alles passieren. Solange der Goldpreis einigermaßen stabil bleibt, sollte es zu keiner Wiederholung des letztjährigen Szenarios kommen. Damals fiel das Metall innerhalb von wemigen Wochen von dem oben erwähnten Höchstkurs auf unter 10 Dollars zurück, bevor es einen Boden fand. Momentan gibt es jedenfalls bei 14,50 $ erst einmal eine starke charttechnische Unterstützung.
Die Exporte aus China haben sich angesichts des Höhenflugs des Silberpreises in dieser Woche weiter beschleunigt. Unsere Kollegen in Hongkong berichten, dass die zuletzt leeren Lager in der ehemaligen Kronkolonie nun wieder deutlich gefüllt sind.
Das Londoner Analysehaus GFMS erwartet, dass 2008 eine starke Nachfrage nach Silberinvestments den sinkenden Bedarf im Industriebreich und die gleichzeitig steigende Produktion ausgleichen werde. Für das nächste Jahr erwartet GFMS eine Handelsspanne zwischen 13,20 $ und 16,50 $.
GFMS wies bei dieser Gelegenheit aber auch darauf hin, dass die Käufe durch Investoren über dem eher verhaltenen Niveau dieses Jahres liegen müssten, um den Aufwärtstrend insgesamt intakt zu halten.
Für dieses Jahr sehen die Londoner bei der Neuproduktion bereits eine Steigerung in Höhe von 3,6% (oder 725 Tonnen) voraus. Die industrielle Nachfrage dürfte 2007 noch um 5% steigen, angesichts eines nachlassenden Wirtschaftswachstums dann aber im nächsten Jahr fallen. Den größten Einbruch habe es laut GFMS in diesem Jahr bei der Fotoindustrie gegeben, in diesem für das Metall ehemals sehr wichtigen Industriezweig wurden rund 10% weniger Silber verbraucht.