Rohstoffe kompakt Energie - Ausblick 2008


Ein kurzer Blick zurück
Wir wollen uns nicht lang in der Rückschau üben, dennoch ist zu fragen: Welche Lehren sind aus 2007 zu ziehen? Warum haben die Preise entgegen den Erwartungen so deutlich angezogen? Und kann sich dieses Szenario wiederholen?
Ausschlaggebend für die massive Verteuerung von Rohöl waren unseres Erachtens mehrere Faktoren: In der ersten Jahreshälfte trieb vor allem eine überraschend kräftige Weltkonjunktur die Ölpreise nach oben. Die Perspektiven für die Ölnachfrage blieben damit trotz der massiven Verteuerung günstig. Hinzu kam die Verknappung des Angebots: Die tägliche Förderung der OPEC lag im zweiten Quartal 2007 knapp 1,2 Mio Fass niedriger als ein halbes Jahr zuvor. Darüber hinaus enttäuschte abermals das Angebot außerhalb der OPEC-Staaten: War zur Jahreswende noch mit einer zusätzlichen Förderung von über 1,7 Mio Fass pro Tag gerechnet worden, belaufen sich die aktuellen Schätzungen lediglich auf ein Plus von 500 Tsd. Fass, also weniger als ein Drittel von dem was ursprünglich geschätzt wurde. Vor allem die Produktion in Europa enttäuschte: statt eines leichten Anstiegs lag die Föderung 2007 300 Tsd. Fass unter dem Vorjahreswert. In der zweiten Jahrehälfte beflügelte primär der stark abwertende Dollar den Ölpreis. Der Verbund zwischen Dollar und Ölpreis war enger als in den Jahren zuvor (siehe Graphik). Es gibt mehrere Erklärungsansätze: Zum einen verschlechtert sich mit dem schwachen Dollar die Kaufkraft der OPEC Staaten, die ihre Einnahmen vor allem aus dem in Dollar fakturierten Ölexportgeschäft beziehen, während ihre Importe primär aus dem Euroraum stammen. Ein höherer Ölpreis kann den Kaufkraftverlust kompensieren, zumal der Preis in anderen Währungen und somit die dortige Nachfrage relativ stabil bleibt. Außerdem haben Anleger Rohöl ähnlich wie zuvor Gold als Vehikel zur Absicherung entdeckt.

Ein höheres Engagement der Investoren wurde auch durch das erneute Drehen des Futuremarktes in Backwardation begünstigt. In dieser Konstellation sind die Chancen auf Rollgewinne größer, die durch das Wechseln von einem Future in den nächsten entstehen können. Dies macht passive Investments zusätzlich interessant.
Ausblick 2008: Leichte Verbesserung der Markbilanz
Um die Perspektiven für den Ölpreis im laufenden Jahr abzuschätzen, sind sowohl die fundamentalen Faktoren - also Angebot und Nachfrage - als auch die weichen Faktoren wie Dollar und das Anlegerinteresse zu betrachten.
Zur Bestimmung der Marktbilanz verwenden wir für die Historie die Daten der International Energy Agency. Denen zufolge übertraf die Nachfrage das Angebot im letzten Jahr leicht. Im Jahr 2008 dürfte sich aber unseres Erachtens die Marktbilanz verbessern. Denn zum einen hat die OPEC bereits seit einigen Monaten ihre Förderung erhöht. Sie lag Schätzungen der IEA zufolge im Dezember (ohne Ecuador) knapp 1,5 Mio. Fass täglich höher als im Frühjahr. Zum anderen ist trotz der Enttäuschungen in den letzten Jahren auch außerhalb der OPEC mit einer Zunahme der Förderleistungen zu rechnen. Im Dezember lag die Förderleistung außerhalb der OPEC rund 1,2 Mio Fass höher als im September und damit 0,8 Mio Fass höher als im Durchschnitt des Jahres 2006. Auch die EIA hat in ihrem jüngsten Ausblick darauf hingewiesen, dass in den kommenden zwei Jahren mit einer deutlichen Produktionsausweitung in Brasilien, den USA, Russland und Aserbaidschan zu rechnen ist.