Genussmittelmärkte schauen weiter gebannt nach Brasilien


Da vor allem aufgrund des zu erwartenden Rückgangs in Brasilien die weltweite Zuckerproduktion sinken dürfte, könnte das Erntejahr 2014/15 zum ersten Mal seit fünf Jahren ein Marktdefizit aufweisen. Bereits vor der problematischen Wetterentwicklung in Brasilien erwartete die Internationale Zuckerorganisation für 2014/15 ein Ende der Überschüsse. Echte Knappheit wird am Markt wohl dennoch nicht aufkommen. Denn für 2013/14 ist laut F.O. Licht nochmals mit einem Überschuss von 3 Mio. Tonnen zu rechnen, die ISO schätzt gut 4 Mio. Tonnen.
Im Erntejahr 2012/13 betrug der globale Angebotsüberschuss sogar fast 10 Mio. Tonnen. Die daraus resultierenden rekordhohen Lagerbestände, welche sich laut USDA Ende des Erntejahres 2013/14 auf 43,4 Mio. Tonnen belaufen werden, sollten große Preissprünge verhindern (Grafik 5). Dafür spricht auch, dass seit Ende Februar die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer bereits wieder mehrheitlich auf Preissteigerungen setzen und Anfang April so hohe Netto-Long-Positionen hielten wie zuletzt im November 2013. Wir rechnen mit einem Rohzuckerpreis von 18 US-Cents je Pfund im vierten Quartal.
Kakao:
Nach dem Preisanstieg um 25% im letzten Jahr legte der Kakaopreis im bisherigen Verlauf von 2014 nochmals um gut 10% zu. Dies gilt sowohl für die Notierungen in London als auch für die in New York. Kurzzeitig hatte der Preis im März die Schwelle von 3.000 USD je Tonne in New York überschritten und in London an der Marke von 1.900 GBP je Tonne gekratzt. Auch wenn sich die Preise in den letzten Wochen wieder etwas von diesen Niveaus entfernt haben: Kakao ist so teuer wie zuletzt im Spätsommer 2011. Dabei haben die Haupternten in den wichtigen Anbauländern Westafrikas positiv überrascht.
Dies gilt besonders für das größte Anbauland Elfenbeinküste - zumindest wenn man den inoffiziellen Daten glauben darf, die auf der Zählung von Lastwagenanlieferungen in die Häfen beruhen. Demnach ist zwar mit der Zeit das Plus gegenüber der jeweiligen Periode der Vorsaison geschrumpft, doch aggregiert von Oktober bis Ende März sollen die Anlieferungen gegenüber 2012/13 noch immer um gut 8% höher liegen als in der Vorsaison. In Ghana soll das Plus gut 10% betragen.
Der Ausblick auf die anlaufenden Zwischenernten ist ebenfalls gut: Laut einer Bloomberg-Umfrage soll die Zwischenernte in der Elfenbeinküste 440 Tsd. Tonnen betragen. Das wären deutlich mehr als die im Vorjahr erzielten 378 Tsd. Tonnen. In den letzten Wochen ist das seit Beginn des Erntejahres resultierende Plus bei den Anlieferungen gegenüber dem Vorjahr daher bereits wieder auf 12% gestiegen. In Ghana und Nigeria wird ebenfalls mit einem Produktionsplus gerechnet (Grafik 8).
In den aktuellen Prognosen von Ende Februar stellte die Internationale Kakaoorganisation ICCO für die westafrikanischen Länder einen Anstieg der Ernten um 4% ein. Die jüngsten positiven Nachrichten machen eine Aufwärtsrevision bei der nächsten Schätzung Ende Mai wahrscheinlich. Für die Elfenbeinküste könnte das prognostizierte Plus von 7% auf 1,55 Mio. Tonnen noch übertroffen werden, ebenso die 870 Tsd. Tonnen für Ghana. Im Januar hatte das Kakao-Board des Landes bereits ein Überschreiten des Ziels von 840 Tsd. Tonnen in Aussicht gestellt.

Von daher dürfte auch die Weltproduktion stärker steigen als um die bislang erwarteten 4,1% und nur knapp hinter der Rekordsaison 2010/11 zurückbleiben, als weltweit 4,3 Mio. Tonnen Kakaobohnen geerntet wurden.
Da 2013/14 nochmals 2,5% mehr Kakao verarbeitet werden sollen, erwartet die ICCO trotz der steigenden Produktion ein Angebotsdefizit, das mit 115 Tsd. Tonnen allerdings geringer ausfallen soll als die 174 Tsd. Tonnen in der Vorsaison. Im ersten Quartal lag die Vermahlung in Europa aber lediglich 0,3% über dem ohnehin schlechten Vorjahreswert, in Nordamerika betrug das Plus ebenfalls nur vergleichsweise magere 1%. Auch der Anstieg von 3,7% in Asien ist eher als verhalten zu bewerten (Grafik 9).
In den darauffolgenden Quartalen des letzten Jahres stieg die Kakaovermahlung dagegen in allen drei Regionen kräftig. Dieser Basiseffekt dürfte den Jahresanstieg in den kommenden Quartalen entsprechend ausbremsen. Dies gilt insbesondere für Europa, welches knapp 40% der weltweiten Kakaoverarbeitung stellt und für welches die ICCO einen Anstieg um 2,4% gegenüber dem Vorjahr unterstellt. Für die Nachfrageprognose der ICCO bestehen daher Abwärtsrisiken.
Der Markt dürfte die zu erwartende geringere Nachfragedynamik und die leicht über den Erwartungen liegenden Anlieferungen allerdings bereits eingepreist haben, worauf die seit Anfang März merklich gefallenen Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer an der ICE und der LIFFE hindeuten (Grafiken 12 und 13).
Die zuletzt eher enttäuschend ausgefallenen Verarbeitungsdaten haben gemeinsam mit dem besser als erwarteten Angebot die Preise in den vergangenen Wochen nachgeben lassen. Für die nächste Zeit sehen wir daher auch kein Potenzial für größere Preissteigerungen mehr und prognostizieren den Kakaopreis Ende 2014 bei 1.900 GBP je Tonne. Im Verlauf von 2015 dürfte der Kakaopreis auf 2.000 GBP je Tonne steigen. Dass das Preisniveau trotz der genannten negativen Einflussfaktoren weiterhin hoch bleiben dürfte, liegt am unsicheren Ausblick für das Angebot in der kommenden Saison.
Wenn sich die Vorhersagen eines El Niño-Phänomens in der zweiten Jahreshälfte 2014 bewahrheiten, könnte es im Erntejahr 2014/15 zu stärkeren Ernteeinbußen kommen (siehe auch Kasten auf Seite 4). Denn El Niño geht oft mit Trockenheit in der Hauptanbauregion Westafrika einher, welche mehr als 70% der weltweiten Kakaoproduktion stellt.