Märkte für Ölprodukte im Wandel

Wir gehen nicht davon aus, dass diese ausgeprägte Schwäche der chinesischen Dieselnachfrage von Dauer ist. Die Internationale Energieagentur rechnet in diesem Jahr sogar mit einem Anstieg um 2,5%. Die stärkere einheimische Nachfrage sollte einem weiteren Anstieg der chinesischen Netto-Exporte entgegenstehen. Wichtigste Abnehmer Chinas sind die in der ASEAN zusammengeschlossen Schwellenländer Südostasiens, welche laut IEA derzeit auf Nettobasis ca. 200 Tsd. Barrel Diesel pro Tag importieren.
Trotz steigender Raffineriekapazitäten soll sich der Importbedarf der ASEAN-Länder der IEA zufolge bis zum Jahr 2020 mehr als verdoppeln. Dies macht anhaltend hohe Netto-Exporte Chinas erforderlich. Die OECD-Länder Asiens und Ozeaniens sind zwar ebenfalls Netto-Exporteur von Diesel, werden die zusätzliche Nachfrage der ASEAN-Länder allein aber nicht befriedigen können.
Darüber hinaus erwarten wir eine Nachfragebelebung im noch immer deutlich größeren europäischen Dieselmarkt (Grafik 7). Impulse geben die Aufhellung der Konjunkturaussichten sowie die noch steigende Zahl an Dieselfahrzeugen. Dank steuerlicher Anreize sind noch immer mehr als die Hälfte der in Europa neuzugelassenen Fahrzeuge dieselbetrieben. Da zugleich in Europa wohl weitere Raffineriekapazitäten aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden, erhöht sich der hiesige Importbedarf. 70% der europäischen Nettoimporte von Diesel/Gasöl stammen dabei aus Russland, was im Falle einer weiteren Verschärfung des Ukraine-Konfliktes und von möglichen Wirtschaftssanktionen gegen den russischen Öl- und Gassektor ein zusätzliches Aufwärtsrisiko für den Dieselpreis birgt.
Enge Handelsspanne für Rohöl bremst auch Schwankungen bei Diesel und Benzin
Wir rechnen damit, dass die Verarbeitungsmarge von Benzin während der nachfragestarken Zeit in den Sommermonaten nochmals auf 10 USD je Barrel steigt. Dies entspricht einer Preisdifferenz von 210 USD je Tonne. Im Winterhalbjahr dürfte diese wieder auf weniger als 5 USD je Barrel bzw. 150 USD je Tonne zurückgehen. Bei Diesel erwarten wir nach der jahreszeitüblichen Schwäche während der Sommermonate eine spürbare Ausweitung der Dieselmargen auf 20 USD je Barrel bzw. 160 USD je Tonne im Winter.
Selbst wenn die Marge bei Benzin im Herbst fällt und die von Diesel steigen wird, gibt letztlich der Rohölpreis die eigentliche Richtung für die Preise von Ölprodukten vor. Weil dieser sich weiterhin in einem engen Korridor bewegen dürfte, nimmt auch die Handelsspanne der Mineralölprodukte immer weiter ab: Wir erwarten, dass der Benzinpreis im Sommer bei 980 USD je Tonne notieren und im kommenden Winter bis auf 940 USD je Tonne fallen wird, während der Dieselpreis im Sommer bei 910 USD je Tonne und im Winter bei 950 USD je Tonne handeln dürfte.

Auf einen Blick



