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Rohstoffe kompakt Agrar: Lagerbestände werden weiter aufgebaut – Preise im Keller

17.10.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Doch alles in allem haben Bundesministerium und Raiffeisenverband von durchschnittlichen bis guten Qualitäten bei der Getreideernte gesprochen. Deutschland könnte so, ebenso wie Polen, von der französischen Exportschwäche profitieren, insbesondere in klassische französische Lieferländer wie Algerien, das strikte Qualitätsanforderungen stellt.

Für die EU insgesamt laufen denn auch die Exporte weiter auf hohen Touren und liegen gegenüber den schließlich rekordhohen Exporten des Vorjahres zum gegenwärtigen Zeitpunkt sogar im Plus (Grafik 4). Auch das USDA hat die EU-Weizenexporte zuletzt auf 28 Mio. Tonnen angehoben, was allerdings deutlich unter den fast 32 Mio. Tonnen 2013/14 bleibt. Es unterstellt also mittelfristig ein deutliches Abflauen der Exporttätigkeit.

Das USDA sagt allerdings wegen der hohen Konkurrenz - auch wechselkursbedingt - kostengünstigerer Ware am Weltmarkt vor allem schwächere US-Exporte voraus: Gegenüber dem Vorjahr ist ein starker Rückgang von 32 Mio. Tonnen auf 25 Mio. Tonnen eingestellt. Bereits jetzt enttäuschen die US-Exportdaten. So könnte das USDA mit seiner Einschätzung richtig liegen, dass die EU 2014/15 die USA als den größten Exporteur von Weizen ablöst.

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Ein zweiter Marktüberschuss in Folge 2014/15 dürfte dafür sorgen, dass so schnell kein Gefühl der Knappheit an Weizen aufkommt (Grafik 3). Gleichzeitig herrscht auch kein Mangel an konkurrierenden Getreiden oder Ölsaaten. Das Preispotenzial nach oben dürfte so auf absehbare Zeit gering bleiben. Dies gilt zumindest solange, wie nicht Australien vor einem größeren als dem bereits erwarteten Produktionsrückgang warnt oder sich keine Probleme für den Winterweizen 2015 in der nördlichen Hemisphäre abzeichnen. Auf der Nordhalbkugel wird dieser bereits ausgebracht.

Hier stehen die Zeichen - zumindest was die Fläche angeht - eher auf Expansion: Der Internationale Getreiderat IGC prognostiziert einen leichten Anstieg, so dass 2015 international eine so große Weizenfläche zur Ernte kommen soll wie seit 17 Jahren nicht. Auch Informa Economics stellt ein Plus ein. Neben einer Ausdehnung in den USA werden auch Zuwächse in der Ukraine und der Türkei erwartet. Ein wenig Rückenwind für den Weizenpreis erwarten wir aber von der Nachfrageseite sowie dem konkurrierenden Maismarkt.

Wir schätzen daher, dass der US-Weizenpreis im vierten Quartal 2015 bei 570 US-Cents je Scheffel liegen dürfte. Auch für den EU-Weizenpreis sehen wir etwas Erholungspotenzial. Die Exporte dürften mit Ausnahme Frankreichs weiterhin befriedigen, und der Effekt der stark uneinheitlichen Qualität dürfte auch für den Preis an der Börse in Paris nicht dauerhaft sein. Diese legt wenig strikte Maßstäbe an die Qualität an. Somit bildet der Preis in Paris derzeit eher ein Futterpreisniveau als ein Mahlweizenniveau ab. Für hochwertigen Weizen werden am physischen Markt noch deutliche Aufschläge erzielt. Für das vierte Quartal 2015 stellen wir in unserer Prognose einen Preis an der Pariser Börse von 180 EUR je Tonne ein.


Mais:

Der Maispreis hat sich bisher kaum von seinem 5-Jahrestief Ende September erholen können. Auch hier ist es die hohe Verfügbarkeit, die die Preise drückt. Noch ist die US-Ernte nicht eingebracht, doch die Erntearbeiten laufen und lassen trotz niedrigerer Fläche als im Vorjahr eine Rekordproduktion erwarten. Das USDA hat seine Prognose für den durchschnittlichen Ertrag deutlich auf 174 Scheffel je Morgen angehoben, nachdem die Pflanzen in einem so guten Zustand sind wie zuletzt vor 20 Jahren (Grafik 5).

Die zwischenzeitliche Markterwartung eines durchschnittlichen Ertrags von 180 Scheffeln je Morgen erwies sich aufgrund der Nässe zwar als zu ambitioniert. Die US-Maisproduktion soll dennoch vom bereits rekordhohen Vorjahresniveau um weitere 4% auf 368 Mio. Tonnen steigen. Die USA sorgen damit dafür, dass bei der globalen Produktion 2014/15 das ebenfalls rekordhohe Vorjahresniveau übertroffen werden kann, obwohl für die meisten anderen Länder mit einem Rückgang zu rechnen ist - sei es krisenbedingt wie in der Ukraine oder preisbedingt wie in Südamerika.

Der IGC rechnet anders als das USDA mit einem Rückgang der globalen Produktion, beziffert das Minus inzwischen aber deutlich kleiner als noch vor einigen Monaten. Beide Institutionen erwarten einen Marktüberschuss von 15 - 17 Mio. Tonnen. Das ist zwar weniger als halb so viel wie 2013/14, soll aber die Lagerbestände zu Saisonende in den USA weiter auf ein 10-Jahreshoch und international auf ein 15-Jahreshoch steigen lassen.

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