Industriemetalle: Gestiegene Preise sorgen für höheres Angebot

Auch Aluminium wurde zuletzt wieder mehr hergestellt. Daten des International Aluminium Institute (IAI) zufolge wurde die Aluminiumproduktion im August auf globaler Ebene deutlich auf 4,944 Mio. Tonnen ausgeweitet. Dies war die höchste Produktionsmenge seit einem Jahr. Die Ausweitung der Produktion ist fast ausschließlich auf China zurückzuführen, wo im September mit 2,75 Mio. Tonnen so viel Aluminium produziert wurde wie seit 15 Monaten nicht mehr.
Die chinesische Aluminiumproduktion liegt damit auch fast wieder auf Allzeithoch. Sowohl an der LME in London als auch an der SHFE in Shanghai war der Aluminiumpreis in den Monaten zuvor deutlich gestiegen, was offenbar vor allem in China Anreize zur Produktionsausweitung gab (Grafik 3).

Die hohe Produktion machte sich zudem wieder einmal in gestiegenen Aluminiumexporten Chinas bemerkbar, so dass der globale Aluminiummarkt ausgehend von China unseres Erachtens gut versorgt bleibt. Das staatliche chinesische Research-Institut Antaike schätzte jüngst zudem, dass in China bis Ende des Jahres ehemals stillgelegte Produktionskapazitäten im Umfang von 1,3 Mio. Tonnen p.a. wieder in Betrieb genommen werden. Hinzu sollen neue Produktionskapazitäten von 1,8 Mio. Tonnen p.a. kommen. Dies dürfte aller Voraussicht nach dazu führen, dass China gegen Jahresende rekordhohe Mengen Aluminium herstellen und somit auch nochmals mehr Tonnage den globalen Markt erreichen wird.
Allein für den chinesischen Markt erwartet der US-Produzent Alcoa für dieses Jahr einen Angebotsüberschuss von 1,2 Mio. Tonnen. Damit ist das Unternehmen unseres Erachtens aber zu konservativ. Das von Alcoa geschätzte Nachfragewachstum von 5% in diesem Jahr wird unserer Meinung nach nicht ausreichen, das Angebot vollständig aufzunehmen. Wir halten den aktuell hohen Aluminiumpreis von über 1.600 USD je Tonne daher für nicht gerechtfertigt und erwarten bis Jahresende eine Korrektur auf 1.600 USD je Tonne.
Zink notierte Anfang Oktober mit gut 2.400 USD je Tonne auf dem höchsten Stand seit über fünf Jahren. Der seit Jahresbeginn zwischenzeitlich um bis zu 50% gestiegene Preis führt aber offenbar dazu, dass vormals stillgelegte Produktionsanlagen wieder in Betrieb genommen werden (Grafik 4).
So werden aus China heraus mittlerweile die ersten Wiederinbetriebnahmen von Produktionsanlagen gemeldet. Außerhalb Chinas hat unter anderem die indische Vedanta im letzten Quartal wieder deutlich mehr Zink produziert. Und auch Nyrstar aus Belgien, einer der weltweit größten Zinkproduzenten, hatte Ende September angekündigt, drei Minen und eine Verarbeitungsanlage in den USA wieder anzufahren. Die erste Produktion soll im ersten Quartal 2017 erfolgen.
Der Minenkomplex war im Dezember 2015 aufgrund der niedrigen Preise stillgelegt worden. Sollten weitere Zinkproduzenten dem Beispiel von Nyrstar folgen und ebenfalls ihre Produktion wieder ausweiten, dürfte dadurch das erwartete Angebotsdefizit am globalen Zinkmarkt nicht mehr ganz so hoch ausfallen wie bislang erwartet. Nach acht Monaten stand gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) ein Defizit von 181 Tsd. Tonnen zu Buche. Dies könnte auch der Preisrally von Zink den Wind aus den Segeln nehmen.
Umgekehrt waren die Minenunternehmen und Schmelzen mit ihren Ankündigungen von Produktionskürzungen rund um den Jahreswechsel sehr "erfolgreich", wenn man den stark gestiegenen Zinkpreis als Maßstab heranzieht. Die Produktionsausweitungen als Antwort auf die deutlich höheren Preise dürften zunächst zu einer Korrekturbewegung bei Zink führen. Zum Jahresende sehen wird den Zinkpreis bei 2.250 USD je Tonne.
Einen der stärksten Preisanstiege unter den Industriemetallen in den letzten Monaten wies Blei auf. Es vollzog offenbar die Verteuerung des Schwestermetalls Zink nach und handelt seit Ende September fast ununterbrochen wieder über der Marke von 2.000 USD je Tonne. Neben dem deutlich aufgehellten technischen Bild dürfte zum jüngsten Preisanstieg auch die Erwartung einer steigenden Nachfrage beigetragen haben. Denn mit dem Winter auf der nördlichen Halbkugel steht die saisonbedingt starke Bleinachfragezeit bevor (Grafik 5), in der der Ersatzbedarf an Batterien groß ist.
Die Batterieindustrie ist mit einem Anteil von etwa 80% der bedeutendste Konsument von Blei. Allerdings kann die erwartete höhere Bleinachfrage eine Weile lang durch das bisher in diesem Jahr bestehende Überangebot befriedigt werden. Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) bezifferte dieses per Ende August auf 48 Tsd. Tonnen. Die spekulativen Finanzinvestoren hatten ebenfalls wieder stärker auf steigende Bleipreise gesetzt und ihre Netto-Long-Positionen an der LME auf den höchsten Stand seit 16 Monaten ausgeweitet. Dies birgt Korrekturpotenzial, sollten diese kurzfristig orientierten Marktteilnehmer Gewinne mitnehmen. Ende des Jahres dürfte Blei daher gut 2.000 USD je Tonne kosten.
