Industriemetalle: Gestiegene Preise sorgen für höheres Angebot

Nach Beendigung der Überprüfung wurde weiteren zwölf Nickelminen (zwanzig insgesamt) die Schließung angedroht. Mittlerweile gewährt die Regierung den von der Schließung bedrohten Minen aber mehr Zeit, um die aufgedeckten Mängel zu beheben. Zudem seien einige Verstöße nur minimal. Das Nickelangebot könnte daher möglicherweise nicht ganz so stark eingeschränkt werden wie zu Beginn der Untersuchungen befürchtet.
Auch Indonesien könnte dem Markt wieder mehr Nickel zur Verfügung stellen. Die Regierung dort wird wohl die im Januar auslaufende Genehmigung für Exporte von Konzentraten um drei bis fünf Jahre verlängern. Zudem erwägt sie eine Lockerung des seit Anfang 2014 bestehenden Exportverbots von unbehandelten Erzen. Mit diesem Schritt soll den Unternehmen mehr Zeit gegeben werden, um Schmelzanlagen im Land zu bauen. Demnach könnte die Regierung zukünftig den Export von 15 Mio. Tonnen Nickelerz pro Jahr erlauben.
Vor dem Exportverbot hatte Indonesien im Jahr 2013 fast 65 Mio. Tonnen Nickelerz ausgeführt. Nur wenige Tage nach dieser Ankündigung hat die indonesische Regierung von diesem Vorhaben jedoch wieder Abstand genommen. Das Nickelerz von den Philippinen und aus Indonesien wird in erster Linie in China zu Nickelroheisen verarbeitet, welches wiederum von der Edelstahlindustrie absorbiert wird.
Die Edelstahlproduktion lief zumindest bis Mitte des Jahres auf Hochtouren. Gemäß Daten des International Stainless Steel Forum (ISSF) wurden weltweit im ersten Halbjahr 2016 rund 22,1 Mio. Tonnen Edelstahl hergestellt – ein Rekordwert für die ersten sechs Monate des Jahres. Getrieben wurde der Anstieg einmal mehr durch China, wo die Produktion von Januar bis Juni um fast 8% auf 11,7 Mio. Tonnen ausgeweitet wurde.
Produktionsschätzungen auf globaler Ebene von gut 42 Mio. Tonnen für das Gesamtjahr erscheinen da eher konservativ. Sollte doch nicht mehr Angebot aus Indonesien an den Markt kommen und die philippinische Regierung einen harten Kurs einschlagen, dürfte der Nickelpreis Ende des Jahres oberhalb von 11.000 USD je Tonne handeln. Andernfalls wird es unseres Erachtens schwer, diese Marke nachhaltig zu überschreiten.
Am globalen Zinnmarkt könnte sich die Versorgungslage demnächst ebenfalls spürbar entspannen. Denn Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, hat zuletzt wieder deutlich mehr Zinn exportiert. Gemäß Daten des Handelsministeriums beliefen sich die Ausfuhren im September auf 7.744 Tonnen. Dies waren die höchsten Exporte seit elf Monaten. Die Ausfuhren wurden zudem den zweiten Monat in Folge deutlich gesteigert. Nach drei Quartalen liegen die indonesischen Zinnexporte mit gut 46 Tsd. Tonnen aber noch 11,5% unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Die verbleibende Zeit im Jahr wird wohl nicht mehr reichen, diesen Rückstand vollständig aufzuholen. Das International Tin Research Institute (ITRI) erwartet, dass die globale Zinnnachfrage in diesem Jahr leicht auf rund 350 Tsd. Tonnen zulegen wird. Zum Nachfrageanstieg soll demnach die chinesische Lötindustrie maßgeblich beitragen, die sich zuletzt spürbar erholt hätte. Die Lötindustrie insgesamt steht für knapp die Hälfte der weltweiten Zinnnachfrage. Für eine solide Zinnnachfrage spricht auch der seit Monaten zu beobachtende Lagerabbau von Zinn an der LME (Grafik 7).
Seit Anfang Juni haben sich die LME-Zinnbestände mehr als halbiert und liegen mit knapp 3.000 Tonnen aktuell auf dem tiefsten Stand seit über 12 Jahren. Dennoch erwarten wir auch bei Zinn einen leichten Preisrücksetzer vom jüngst erreichten Mehrjahreshoch bei über 20.000 USD je Tonne.

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