Softs: Licht und Schatten an den Genussmittelmärkten

Einen großen Einfluss wird auch wieder der Wechselkurs haben. Sollte der brasilianische Real gegenüber dem US-Dollar bald wieder schwächer notieren, dürfte dies die Preisentwicklung an der Börse in New York ebenfalls dämpfen. Für das vierte Quartal 2017 erwarten wir einen Rohzuckerpreis von 17 US-Cents je Pfund.
Kaffee:
Der Preis für Kaffee Arabica musste zwar von seinem im November 2016 erreichten 22-Monatshoch von rund 175 US-Cents je Pfund wieder kräftig abgeben, nachdem der Brasilianische Real im Zuge der US-Wahl gegenüber dem US-Dollar stark abwertete. Dennoch hält sich der Arabica-Preis seit Anfang des Jahres über der Marke von 140 US-Cents je Pfund. Denn auch wenn 2016/17 die Versorgung mit Arabica-Kaffee insbesondere wegen der Rekordernte in Brasilien - aber auch der mit mindestens 14,5 Mio. Sack zweiten außerordentlich hohen kolumbianischen Ernte in Folge - sehr üppig ist, wirft die kommende Saison mit einer rückläufig erwarteten Produktion im wichtigsten Anbauland Brasilien ihre Schatten voraus.
Denn dort steht nun das ertragsschwächere Jahr im zweijährigen Zyklus an. Die Prognosebehörde Conab rechnet mit einem Rückgang der Arabica-Ernte von 43,4 Mio. Sack auf 35-37,9 Mio. Sack - im schlechtesten Fall also mit einem Ernterückgang um fast 20% (Grafik 4). Allerdings ist die Witterung bisher insgesamt positiv zu bewerten, so dass sich der Produktionsrückgang möglicherweise in Grenzen hält.
Im wichtigsten brasilianischen Robusta-Anbaugebiet Espirito Santo ist es aber noch immer zu trocken. Bereits in den Vorjahren hatte Trockenheit die Erntemengen sinken lassen, was maßgeblich zu einer knapperen Versorgung mit Kaffee beigetragen hat. Insbesondere drängten zuletzt die Hersteller von löslichem Kaffee in Brasilien darauf, Importe zulassen, um über ausreichend Rohware verfügen zu können. Eine entsprechende Erlaubnis der Regierung wurde aber rasch zurückgezogen. Zunächst soll weitere Klarheit über die Höhe der Lagerbestände im Land geschaffen werden.
Für 2017/18 rechnet Conab bei Robusta mit einem Produktionsanstieg von knapp 8 auf 8,6 - 9,6 Mio. Sack. Selbst im besten Falle wäre die Ernte trotz eines Anstiegs um 20% noch immer kleiner als alle Ernten zwischen 2007 und 2015. Brasilien kann also auch in der kommenden Saison nicht spürbar zu einer Linderung der Knappheit bei Robusta beitragen. Allerdings dürfte 2017/18 bei Robusta nicht nur in Brasilien, sondern auch in Vietnam, dem wichtigsten Robusta-Erzeugerland, ein Ernteplus zu Buche stehen (Grafik 5).

Vietnams Ernte, die fast vollständig aus Robusta-Kaffee besteht, wird für 2016/17 auf enttäuschende 24,5 Mio. Sack geschätzt (rund 1,47 Mio. Tonnen), die Produzentenvereinigung Vicofa spricht sogar von unter 24 Mio. Sack. 2017/18 könnte die vietnamesische Erntemenge laut Marex Sprectron aber auf 28 Mio. Sack (ca. 1,7 Mio. Tonnen) steigen. Diese Ansicht wird etwa auch von den Kaffeeverarbeitungs- und Handelsunternehmen RCMA und Ecom geteilt.
Der Kaffeemarkt wäre aber nicht der Kaffeemarkt, wenn es auch hierüber nicht wieder Uneinigkeit gäbe: So rechnet etwa Vicofa für 2017/18 mit einem erneuten Produktionsrückgang, und eine Kaffeevereinigung im wichtigsten Anbaugebiet Dak Lak, das etwa ein Drittel der Gesamternte stellt, erwartet dort wegen der ungleichmäßigen Blüte nach ungewöhnlicher Witterung einen Einbruch um 30%. Die meisten Beobachter rechnen für 2017/18 vor allem aufgrund der rückläufigen Arabica-Produktion in Brasilien mit einem weiteren Defizit am internationalen Kaffeemarkt (Grafik 6).
Marex Spectron etwa schätzt dieses auf 3 Mio. Sack, Olam auf über 5 Mio. Sack. Schon in den drei Jahren zuvor konnte das Angebot nicht mit der Nachfrage mithalten, auch wenn dies zuletzt eher an Robusta-Kaffee lag. Denn trotz der Rekordernte an Arabica-Kaffee in Brasilien reicht 2016/17 der Überschuss am Arabica-Markt wohl nicht aus, um das Defizit bei Robusta vollständig auszugleichen.
Die ICO beziffert die Defizite der Jahre 2014/15 bis 2016/17 am globalen Kaffeemarkt auf 3,1, 4,3 und 3,5 Mio. Sack. Auch wenn die Exporttätigkeit global betrachtet noch immer hoch ist - die ICO meldet für die ersten vier Monate der Saison 2016/17 bei beiden Kaffeearten deutliche Zuwächse von 10% (Arabica) und 7,4% (Robusta), wird der Lagerabbau auch hier seine Spuren hinterlassen.
Die Perspektive eines weiteren Defizits am Kaffeemarkt dürfte die Preise weiter stützen. Wir erwarten, dass sich der Arabica-Preis über das gesamte Jahr 2017 über 140 US-Cents je Pfund hält. Für Q4 2017 erwarten wir einen Preis von 145 US-Cents je Pfund. Auch bei Robusta-Kaffee, der seit Jahresbeginn zumeist zwischen 2.100 und 2.200 US-Dollar je Tonne schwankt, erwarten wir trotz der für 2017/18 höher erwarteten Produktion nur einen moderaten Preisrückgang vom aktuellen Niveau auf 2.100 US-Dollar je Tonne im vierten Quartal 2017.
Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer setzen zwar noch immer mehrheitlich auf weitere Preissteigerungen bei Kaffee Arabica, haben aber die im letzten Herbst mit fast 60 Tsd. Kontrakten rekordhohen Netto-Long-Positionen drastisch auf nur noch gut 7 Tsd. Kontrakte reduziert. Bei Robusta-Kaffee hatten die Netto-Long-Positionen im Januar einen Rekord erreicht, sind inzwischen aber ebenfalls etwas zurückgeführt worden.
Kakao:
Die Kakaopreise haben sich zuletzt etwas gefangen. Zwischen Sommer 2016 - als sie in London ein 6-Jahreshoch erreicht hatten - und Ende Februar waren die Notierungen sowohl in London als auch in New York um rund 40% in den Keller gerutscht (Grafik 7). Anfang März hatten die Notierungen sogar mehrjährige Tiefstände markiert: In London war Kakao mit 1.570 GBP je Tonne so günstig wie zuletzt im Sommer 2013, in New York sank der Preis mit rund 1.900 US-Dollar je Tonne sogar auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2008. In New York kostet Kakao derzeit wieder über 2.100 US-Dollar je Tonne, in London gut 1.700 GBP je Tonne.

Je mehr sich die Erwartung eines Angebotsüberschusses 2016/17 im Markt verfestigte, desto mehr gaben die Notierungen nach. So hatte die Veröffentlichung des jüngsten Quartalsberichts von Ende Februar, in dem die Internationale Kakaoorganisation ICCO erstmals für 2016/17 diese Erwartung teilt, nochmals für Preisdruck gesorgt. Die ICCO schätzt, dass in der seit Oktober laufenden Saison 2016/17 die Produktion von Kakaobohnen die Nachfrage um 264 Tsd. Tonnen übersteigen wird (Grafik 8).
Die Nachfrage soll um 2,9% steigen, die Produktion aber sogar um 15% zulegen. So sollen im größten Anbauland Elfenbeinküste angesichts guter Witterung rekordhohe 1,9 Mio. Tonnen produziert werden (Grafik 9), 20% mehr als im Vorjahr. Der globale Marktüberschuss wäre der erste von bedeutender Höhe seit sechs Jahren. Dass die ICCO ihre Schätzung für das Marktdefizit 2015/16 von 150 Tsd. Tonnen auf 196 Tsd. Tonnen erhöhte, spielte dagegen am Markt keine Rolle.