Softs: Licht und Schatten an den Genussmittelmärkten

Selbst wenn nun aber die Angabe des CCC diejenigen unterstützt, die wie die ICCO 2016/17 eine Rekordernte in der Elfenbeinküste erwarten, ist in dem Land die Lage doch keineswegs sorgenfrei. Vielmehr ist der ivorische Kakaomarkt auch aktuell von Problemen gekennzeichnet, die längerfristigen Aussichten für die Produktion trüben können. So hatten etwa eine Reihe kleinerer Exporteure auf weitere Preissteigerungen gesetzt. Sie hatten während der Hochpreisphase Abnahmeverträge mit Produzenten geschlossen, sich auf der Abnehmerseite aber nicht ebenfalls die hohen Preise gesichert.
Als die internationalen Preise für Kakao dann einbrachen, kündigten sie ihre Abnahmeverträge, so dass die Produzenten auf ihrer Ware sitzen blieben. Die Ware, die bereits auf Lastwagen verladen zu den Häfen gefahren wurde, wartet dort oft vergeblich auf Entladung. Staatliche Stellen mussten mehrere hundert tausend Tonnen Kakaobohnen neu absetzen. Zwar gibt es auch finanzielle Unterstützungsfonds, doch wurden diese bisher von der Regierung nur zögerlich angegriffen, um die Krise zu mildern.
Die Regierung lässt aber immer wieder verlautbaren, dass sie eine schnelle Verbesserung der Lage anstrebt. Dies dürfte angesichts der finanziell angespannten Situation vieler Kakaoanbauer auch nötig sein. Denn bei knappen Mitteln wird häufig auch an der Pflege der Plantagen gespart, weniger gedüngt und weniger energisch gegen Pflanzenkrankheiten vorgegangen. Dies könnte die künftige Produktion beeinträchtigen.
Im zweitgrößten Produzentenland Ghana wird ebenfalls mit einer deutlichen Erholung der Produktion gerechnet. Hier sollen 2016/17 etwa 850 Tsd. Tonnen erreicht werden, der Direktor des ghanaischen Kakaorats sieht sogar die Möglichkeit einer Ernte nahe der des Jahres 2013/14 von rund 900 Tsd. Tonnen, nachdem in den beiden letzten Jahren wegen Trockenheit und starken Harmattan-Winden nur magere 740 bzw. 778 Tsd. Tonnen erzielt worden waren.

Eine Gefahr für die westafrikanische Kakaoernte wäre ein Wiederauftreten des Klimaphänomens El Niño. Dieses geht in Westafrika häufig mit übermäßiger Trockenheit einher, die die Produktion beeinträchtigt. Wann und ob sich 2017 überhaupt ein solches Phänomen entwickelt, ist aber unklar.
Das Nachfrageplus von fast 3% basiert weitgehend auf der Erwartung eines Anstiegs in Asien um rund 5%. Die tatsächlichen Nachfragedaten hatten in den letzten Quartalen enttäuscht - kein Wunder bei den über weite Strecken von 2016 hohen Preisen. Einzig in Asien war die Verarbeitung im vierten Quartal 2016 deutlich gestiegen, und auch im Gesamtjahr 2016 war der Anstieg mit 9% gewaltig.
In Europa dagegen sank die Verarbeitung im vierten Quartal, für das Gesamtjahr ergab sich daher nur ein Plus von 1,5%. In Nordamerika stagnierte die Verarbeitung 2016 sogar. Auch soll die weltweite Nachfrage nach Schokolade im vergangenen Jahr zwischen September und November um 2,3% rückläufig gewesen sein.
Der massive Produktionsanstieg 2016/17 und der damit zusammenhängende Überschuss am Kakaomarkt haben zu Recht zu einem Preisrückgang bei Kakao geführt. Unterstützt wurde der Rückgang durch den Aufbau zwischenzeitlich rekordhoher Netto-Short-Positionen durch die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer. Allerdings scheint uns der Einbruch übertrieben stark gewesen zu sein.
Daher erwarten wir, dass sich die jüngste Erholung noch etwas fortsetzten wird. Nicht zuletzt, weil wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt skeptisch sind, dass die Sorge der ICCO vor einer Periode struktureller Überschüsse am Kakaomarkt berechtigt ist. Für das vierte Quartal 2017 erwarten wir einen Kakaopreis von 2.300 USD je Tonne.
Auf einen Blick







© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG
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