Softs: Witterung in Brasilien sorgt für Preisschwankungen

Der starke Fall der Weltmarktpreise für Roh- und auch Weißzucker ist an den EU-Zuckerpreisen bisher vorbei gegangen. Im Juli lag der durchschnittliche EU-Zuckerpreis laut EU-Kommission mit 501 EUR je Tonne auf dem höchsten Niveau seit Herbst 2014. Ausschlaggebend hierfür waren niedrige EU-Zuckerbestände (Grafik 5), nachdem die Importe hinter den Erwartungen zurück geblieben waren und so die Lücke zwischen Produktion und Verbrauch durch einen Lagerabbau geschlossen werden musste. Allerdings dürfte es dem EU-Zuckerpreis schwer fallen, sich bei der hohen EU-Produktion 2017/18 und niedrigen internationalen Preisen längerfristig auf diesen Höhen zu halten.
Kaffee:
Inzwischen haben sich die Preise für Arabica- und auch für Robusta-Kaffee von ihren jeweiligen im Frühjahr bzw. Frühsommer verzeichneten Jahrestiefs 2017 etwas erholt. Während Robusta-Kaffee weiterhin auf hohem Niveau von rund 2.000 USD je Tonne notiert, sackte der Arabica-Preis, der zeitweise von Berichten über den Käferbefall in Brasilien sowie mögliche Schäden an US-Lagerbeständen wegen des Hurrikans Harvey auf über 145 US-Cents je Pfund nach oben getrieben worden war, wieder unter 130 US-Cents je Pfund ab.
Auch aktuell notiert Kaffee Arabica bei wenig über 130 US-Cents je Pfund, nachdem für die nächste Zeit die in den brasilianischen Anbaugebieten ersehnten Regenfälle angesagt sind. Damit liegt der Preis unter dem Niveau von vor einem Jahr.
Die Internationale Kaffeeorganisation ICO geht inzwischen davon aus, dass die globale Kaffeeproduktion im zu Ende gehenden Jahr 2016/17 mit 153,9 Mio. Sack, darunter 97,3 Mio. Sack Arabica, nicht zuletzt wegen der Rekordernte in Brasilien und der mit 14 Mio. Sack zweiten hohen kolumbianischen Ernte in Folge einen neuen Rekord aufgestellt hat (Grafik 6). Bei einem Verbrauch von 155,1 Mio. Sack dürfte laut ICO 2016/17 dennoch mit einem kleinen Defizit von 1,2 Mio. Sack enden, nachdem bereits das Vorjahr mit einem Defizit in Höhe von 3,9 Mio. Sack und 2014/15 ebenfalls mit einem Defizit über 3 Mio. Sack geschlossen hatte.
Nun spricht vieles für 2017/18 vor allem aufgrund der rückläufigen Arabica-Produktion in Brasilien und einer allenfalls stagnierenden kolumbianischen Produktion für ein weiteres Defizit am internationalen Kaffeemarkt. Marex Spectron schätzte dieses im Juli beispielsweise auf 4,4 Mio. Sack, eine Größenordnung, die auch andere Beobachter für denkbar halten. Eine wichtige Größe dabei ist bereits beendete brasilianische Ernte, die zum international erst im Oktober beginnenden Jahr 2017/18 zählt. Das US-Landwirtschaftsministerium schätzte im Juni sogar, dass die internationalen Kaffeevorräte bis zum Ende der Saison 2017/18 auf ein 6-Jahrestief sinken.

Wie immer zu dieser Zeit liegen die Schätzungen für die Ernte in Brasilien noch weit auseinander. Das brasilianische Analysehaus Safras&Mercado schätzt die gesamte brasilianische Ernte 2017/18 auf 51,1 Mio. Sack. Es wird berichtet, dass wegen der langen Trockenheit die Bohnen kleiner als gewöhnlich blieben. Außerdem wird aus einigen Gebieten von Käferbefall berichtet (Berry Borer Beetle).
Aus diesen Gründen hat auch die brasilianische Prognosebehörde Conab ihre Schätzung gerade nach unten angepasst - wobei ihre Angaben sowieso immer unterhalb derer anderer Beobachter liegen. Bei Arabica geht sie nur noch von 34,1 Mio. Sack aus, in ihrer Mai-Prognose waren es noch 35,43 Mio. Sack. Gegenüber Vorjahr wäre dies ein Minus von 21%. Die bereits beendete Robusta-Ernte soll sich dagegen nach dem schlechten Vorjahr, das nur 8 Mio. Sack erbrachte, um ein Drittel auf 10,7 Mio. Sack erholt haben.
Auch das wäre aber noch immer kleiner als alle Ernten zwischen 2009 und 2015. Brasilien kann also wohl auch 2017/18 nur begrenzt zu einer Linderung der in den letzten Jahren bei Robusta entstandenen Knappheit beitragen. Diese wird sich aber schon deshalb mildern, weil der größte Robusta-Produzent Vietnam 2017/18 entgegen ersten Befürchtungen wohl wieder mit einer größeren Ernte aufwarten kann.
Das Plus schätzt das Industrie- und Handelsministerium auf 7%, nachdem die Ernte 2016/17 mit 1,44 Mio. Tonnen (24 Mio. Sack) rund 15% niedriger als im Vorjahr ausgefallen war. Die Teilnehmer einer Bloomberg-Umfrage erwarten sogar 2017/18 durchschnittlich einen Anstieg um 14% und eine Produktion von 1,67 Mio. Tonnen (27,8 Mio. Sack).
Entsprechend kommt aus Vietnam wohl immerhin eine bessere Ernte. Damit dürften bald auch die Exporte wieder anziehen. Aufgrund der schlechten Ernte 2016/17 dürften 2017 die Gesamtexporte Vietnams aber laut Industrie- und Handelsministerium mit 1,55 Mio. Tonnen rund 14% unter Vorjahr bleiben (Grafik 7). In den ersten 10 Monaten von 2016/17 betrug das Minus gegenüber Vorjahr laut ICO 5,4%.
Das gilt allerdings nicht weltweit, und hier scheint der Schüssel für die verhaltene Preisentwicklung am Kaffeemarkt zu liegen: Nach Angaben der ICO wurde in den ersten 10 Monaten der Saison 2016/17, also bis Juli 2017, weltweit 5,9% mehr Kaffee als im gleichen Zeitraum der letzten Saison und damit mehr als 100 Mio. Sack exportiert. Vor allem aus Kolumbien, Honduras und Indonesien kam mehr Ware. Der Zuwachs war mit 8,7% bei Arabica besonders stark, während das Plus bei Robusta 1,5% betrug.
