Softs: Witterung in Brasilien sorgt für Preisschwankungen

Ob sich die ersten Schätzungen, die Optimismus sowohl für Arabica als auch für Robusta verbreiteten und insgesamt bis zu rekordhohen 60 Mio. Sack reichten, aber bewahrheiten, bleibt abzuwarten. Die Regenfälle im August waren für die Blüte zwar vorteilhaft, doch warnt nicht nur der Vorsitzende der größten Kooperative des Landes, Cooxupe, dass es vielfach noch immer zu trocken für eine gleichmäßige Blüte ist, und dies die Aussichten für nächstes Jahr belastet.
Dies ließ den Preis etwas steigen, bevor die Ankündigung von Regenfällen für die nächsten Tage ihn wieder abrutschen ließ. Brasiliens Witterung dürfte auch weiterhin eine Schlüsselrolle für die Preisbewegungen spielen.
Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben im Frühjahr 2017 ihre Netto-Anlageposition gedreht. Seither setzen sie mehrheitlich auf sinkende Arabica-Preise, haben diese Netto-Short-Positionen zwar über den Sommer reduziert, dann aber wieder ausgebaut.
In diesem Umfeld könnte es bei einem Stimmungsumschwung - etwa ausgelöst durch enttäuschende Exportdaten oder ein stärkeres Bewusstsein für die inzwischen stark abgeschmolzenen Lagerbestände in den Erzeugerländern - bei Short-Eindeckungen zu erheblichen Preisausschlägen nach oben kommen könnte. Bei Robusta-Kaffee hatten die Netto-Long-Positionen im Januar einen Rekord erreicht, dümpelten dann über Monate nur noch auf etwa halb so hohem Niveau und wurden zuletzt sogar marginal in eine Netto-Short-Position gedreht.
In der Gemengelage eines erwarteten weiteren Defizits am Kaffeemarkt 2017/18 und niedriger Bestände auf der einen Seite, aber hoher Bestände in den Importländern, einem sich wohl bald wieder abschwächenden Real und hoher Erwartungen an die brasilianische Ernte 2018/19 auf der anderen Seite bleibt der Spielraum für Preissteigerungen begrenzt. Die Volatilität dürfte dagegen hoch bleiben.
Für das 4. Quartal 2017 erwarten wir einen Arabica-Preis von 145 US-Cents je Pfund. Bei Robusta-Kaffee erwarten wir bis zum Jahresende nur noch ein kleines Preisplus vom aktuellen Niveau auf 2.050 US-Dollar je Tonne. Wenn sich die Feuchtigkeitsversorgung in Brasilien aber nicht tatsächlich zügig bessert, die Exporte schleppender verlaufen sollten, weil die Ware in den Lieferländern knapp wird, und dann die Stimmung kippt, könnte es auch zu einem deutlich stärken Preisanstieg kommen.
Kakao:
Seit einem halben Jahr bewegt sich der Kakaopreis in New York unter Schwankungen seitwärts. Nach dem Absturz aus Höhen um 3.000 USD je Tonne, auf denen er sich 2½ Jahre lang eingerichtet hatte, ist er im letzten Herbst und Winter um rund 1.000 USD je Tonne abgesackt. Im Mai markierte der Kakaopreis in New York mit 1.780 USD je Tonne den tiefsten Stand seit fast 10 Jahren, hat sich inzwischen aber auf rund 1.970 USD je Tonnen etwas erholt.
Sehr ähnlich zeigten sich die Preisbewegungen auch an der Börse in London. Mit über 40 Tsd. Kontrakten liegen die Netto-Short-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer noch immer recht nah an den Rekordständen aus dem Juli, die Anleger bleiben also für die weitere Entwicklung des Kakaopreises negativ gestimmt. Denn zunächst spricht wenig dafür, dass die Kakaopreise über die nächsten Monate stark anziehen.
In den wichtigsten Anbauländern Elfenbeinküste und Ghana haben sich die hohen Erwartungen an die Ernte 2016/17 mehr als erfüllt, nachdem die Harmattan-Winde mild ausfielen, sich kein El-Niño-Phänomen ausbildete und die Witterung insgesamt vorteilhaft war. Die Elfenbeinküste soll erstmals die Marke von 2 Mio. Tonnen knacken - laut em Staatspräsidenten ist diese Schwelle bereits Anfang September überschritten worden - und damit 27% über Vorjahr liegen, und die für Ghana geschätzten 950 Tsd. Tonnen (+22% gg Vj) sind ebenfalls ein neuer Rekord (Grafik 8).
Auch die Ernten aller anderen wichtigen Kakaoproduzenten sollen nach Einschätzung der Internationalen Kakaoorganisation zweistellige Wachstumsraten aufweisen - mit Ausnahme Indonesiens, wo die Witterung weniger vorteilhaft war.

In ihrem aktuellen Quartalsbericht von Ende August schätzt denn die ICCO die globale Produktion nach einer weiteren marginalen Anhebung auf rekordhohe 4,7 Mio. Tonnen. Dennoch reduzierte sie gegenüber ihrem Mai-Bericht den von ihr erwarteten Überschuss 2016/17 - der erste in nennenswerter Höhe seit 6 Jahren - um 11 Tsd. Tonnen auf 371 Tsd. Tonnen (Grafik 9).
Denn die Nachfrage hat bei den niedrigeren Preisen inzwischen wieder angezogen. Nach zwei Jahren rückläufigen Verbrauchs, soll die Verarbeitung 2016/17 immerhin um 3,7% zulegen - mehr als bisher prognostiziert -, wobei der Zuwachs vor allem getrieben ist durch Asien und Afrika, und hier vor allem durch deren kakaoproduzierende Länder selbst. In Europa bleibt das Wachstum mit 1,5% schwach, in Amerika ist es sogar leicht negativ. Die bisherigen Daten unterstützen dies. Zuletzt, im 2. Quartal 2017 meldete Europa einen Anstieg um 2% gegenüber Vorjahr, Nordamerika ein Minus von 1% und aus Asien wurden +10% gemeldet.
Zu Recht notiert Kakao deutlich niedriger als vor einem Jahr, aus unserer Sicht dürfte aber das Tief bald durchschritten sein. Denn in der nun startenden Saison 2017/18 ist nicht unbedingt mit einem weiteren Produktionsanstieg zu rechnen. Erste Schätzungen für die Elfenbeinküste sind zumindest vorsichtig: Der ivorische Kaffee- und Kakaorat CCC rechnet für 2017/18 mit 1,73 - 1,75 Mio. Tonnen. Gleichzeitig warnt er davor, dass bei den in Ghana aus politischen Gründen höheren Preisen der Anreiz bestehen bleibt, signifikante Mengen ins Nachbarland zu schmuggeln.
Dennoch scheint man sich am Markt auf einen weiteren Überschuss in der Saison 2017/18 einzustellen. Eine Bloomberg-Umfrage unter Händlern und Verarbeitern ergab, dass trotz der Erwartung einer geringeren Ernte in Westafrika und einer weiter steigenden Nachfrage im Mittel mit einem Überschuss von knapp 100 Tsd. Tonnen gerechnet wird.
Die ICCO hält einen weiteren Überschuss, oder gar noch mehrere in Folge, für möglich. Noch ist es aber sehr früh für solche Vorhersagen, denn insbesondere die nächste Zwischenernte ist noch in weiter Ferne. Wir prognostizieren einen Kakaopreis in New York von 1.950 USD je Tonne im vierten Quartal 2017 und erwarten eine moderate Erholung des Kakaopreises im Jahr 2018.