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Rohstoffe kompakt: Kupfer - Weiterer Korrekturbedarf

03.09.2008  |  Eugen Weinberg
Der Preisverlauf bei Kupfer war in den letzten Jahren äußerst volatil. In diesem Jahr konnte sich der Kupferpreis im Vergleich zu Nickel, Blei oder Zink gut behaupten und seit Jahresanfang sogar ein kleines Plus verzeichnen. Trotz der jüngsten Korrektur ist das rote Metall noch immer mehr als dreimal so teuer wie Anfang 2004 und weist damit den stärksten Preisanstieg unter allen LME-notierten Industriemetallen auf. In der ersten Jahreshälfte trieb nach den zahlreichen Streiks in den Kupferminen in Lateinamerika vor allem die Angst vor einer Einengung des Marktes die Preise nach oben. Wir denken, dass die sich abzeichnende Produktionsausweitung für eine anhaltende Marktkorrektur spricht, zumal seitens der Nachfrage derzeit positive Impulse fehlen.


Starkes Auf und Ab der Preise

Die letzten Wochen haben einmal mehr die starke Volatilität von Kupfer gezeigt. Von Anfang Juli bis Mitte August hatte sich Kupfer gut 18% verbilligt und damit zusammen mit Blei den stärksten Einbruch in der Gruppe der Industriemetalle erlitten. Es folgte eine starke, kurze Erholung, während aktuell die Preise erneut unter Druck sind. Zweifellos sind die allgemeinen Konjunkturängste und die jüngste Stärke des Dollar ausschlaggebend für den Preiseinbruch. Doch unabhängig davon gibt es unseres Erachtens auch marktspezifische Faktoren, die den Kupferpreis in den kommenden Monaten weiter unter Druck setzen werden: Denn nachdem in der ersten Jahreshälfte vor allem die Angebotssorgen das beherrschende Thema am Markt waren, zeichnet sich nun eine signifikante Ausweitung der Produktion ab.


Kupfermarkt trotz Angebotsausfälle ausgeglichen

In der ersten Jahreshälfte waren es die Nachrichten über Angebotsausfälle, die die Preise am Kupfermarkt in die Höhe trieben. Vor allem für Lateinamerika wurde eine niedrigere Produktion gemeldet. Codelco, der staatliche chilenische Minenkonzern und größte Kupferproduzent der Welt, meldete infolge von Streiks und Naturereignissen einen Rückgang der Minenproduktion für die erste Jahreshälfte um 11%. BHP Billiton berichtet für die ersten sechs Monate wegen geringer Erzgehalte von einem Produktionsrückgang um 4,4% in der weltgrößten Kupfermine Escondida. Und Grupo Mexiko verzeichnete wegen eines nun über einem Jahr andauernden Streiks in der Cananea Mine einen Produktionseinbruch um 25%. Vor diesem Hintergrund verpufften die Meldungen über eine sich abschwächende Nachfrage in den Industrieländern.

Die Baurezession in den USA ließ aber die US-Kupfernachfrage um 11% im Vergleich zum Vorjahr schrumpfen. Auch in Europa, das gut ein Fünftel des weltweiten Verbrauchs stellt, war ein Minus von fast 9% zu verbuchen. Alles in allem hielten sich damit aber die negativen Nachrichten auf der Angebots– und der Nachfrageseite die Waage und der Kupfermarkt war gemäß der jüngsten Statistiken des Weltbüros für Metallstatistik WBMS in der ersten Jahreshälfte gerade ausgeglichen, nachdem er im Vorjahr noch im Defizit gelegen hatte.

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Deutliches Plus bei der Minenproduktion zu erwarten

Nach der enttäuschenden Entwicklung bei der Minenproduktion rechnen wir in der zweiten Jahreshälfte und darüber hinaus mit einer spürbaren Produktionsausweitung. Die deutlichsten Zuwächse sind - trotz weiter fallender Produktion in der Escondida Mine - in Chile zu erwarten. So wird beispielsweise die Gaby Mine von Codelco ab August mit voller Kapazität von 150 Tsd. Tonnen arbeiten. Gaby arbeitet mit dem SX/EW-Verfahren (Lösemittel-/Elektrogewinnung). Hier erfolgen Gewinnung und Aufbereitung in einem. Der Prozess ist zwar energieintensiv, aber stellt geringere Ansprüche an die Erzqualität. Dieses Verfahren setzt sich zunehmend durch: während heute gut 16% auf diese Produktionsart entfallen, waren es vor 10 Jahren nur 11%.

Auch Codelcos Andina Mine wird zur Produktionssteigerung beitragen. Kräftige Minenzuwächse sind zudem in den USA (Volle Inbetriebnahme der Safford Mine von Freeport McMoRan (Kapazität: 108 Tsd. Tonnen)), in Sambia (Lumwana: 170 Tsd. Tonnen ab Dezember), in Kongo (KOV-Mine: 250 Tsd. Tonnen, Tenke Fungurume: 115 Tsd. Tonnen ab 2009) und in der weltgrößten Mine Grasberg in Indonesien (+45 Tsd. Tonnen) zu erwarten. Alles in allem ist damit im kommenden Jahr mit einem Plus bei der Minenproduktion von gut 7% zu rechnen, nach nur 2% im laufenden Jahr. Der hohe Zuwachs in der Minenproduktion wird unseres Erachtens auch zu einem kräftigen Produktionszuwachs bei raffiniertem Kupfer führen, zumal auch die Herstellung von Sekundärkupfer aus Kupferschrott nach einem leichten Rückgang im laufenden Jahr ebenfalls expandieren wird. Auf die Sekundärproduktion entfällt mittlerweile 15% der gesamten Kupfergewinnung. Vor allem in China sind in diesem Segment auch wegen des zunehmenden Potenzials Fortschritte zu erwarten.





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