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Edelmetalle Aktuell

24.09.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Gold

Der Goldpreis spielte, man kann es wohl nur so ausdrücken, in den letzten 15 Tagen regelrecht verrückt und unterschied sich damit wenig von den anderen Finanzmärkten.

Zunächst setzte sich zu Beginn der Berichtsperiode angesichts des fallenden Ölpreises und des steigenden Dollars der Negativtrend beim Gold fort und das Metall erreichte gegen Ende der vorletzten Woche einen Tiefstkurs von 737 $ je Unze. Auf diesem Niveau sorgte aber ein massiver Nachfragesprung von Anlegern und aus der Schmuckindustrie für eine Stabilisierung, die das Metall rasch wieder auf knapp 800 $ steigen ließ. Hier dümpelte der Goldpreis dann für einige Tage seitwärts, bevor es am letzten Donnerstag und Freitag zu einem beispiellosen Preisanstieg um über 120 $ je Unze kam.

Wir glauben nicht, dass dieser Anstieg nur auf Käufe von Anlegern zurückging, die im Gold einen - angesichts der katastrophalen Probleme der US-Investmentbank Lehman und des Versicherungsriesen AIG - sicheren Hafen suchten. Es gab zwar in den vergangenen Tagen einen Absatzsprung vor allem bei den ETFs (hin zu einem Rekordniveau), aber hinter dem Sprung des Goldkurses dürfte mehr als nur das stecken. Möglicherweise kam es angesichts zunehmender Diskussionen, ob die Finanzmärkte nicht stärker reguliert werden sollten, zu einer Eindeckung von spekulativen Minuspositionen, die am Ende vor allem für den Anstieg verantwortlich waren. Ähnliche Bewegungen gab es schließlich in den letzten Tagen auch auf anderen Märkten, es sei nur an die Entwicklung des Ölpreises in der vergangenen Nacht oder den Sprung der VW-Aktie in der vergangenen Woche erinnert.

Ein Zeichen dafür, dass nicht eine nachhaltiges Käuferinteresse hinter dem Kursanstieg gesteckt hat, könnte auch sein, dass die Notierung nach dem Erreichen des Höchstkurses in der vergangenen Woche rasch wieder auf 825 $ fiel. Von diesem Niveau aus sprang er dann in den letzten 24 Stunden dann doch wieder auf über 909 $ je Unze. Aktuell liegt er aber schon wieder 20 Dollars darunter.

Die Nervosität vieler Marktteilnehmer zeigte sich nicht nur bei der extremen Volatilität des Kassapreises, auch die Zinsen für Gold stiegen zeitweise stark an, wenn auch nicht in einem Grad, den man in Extremsituationen von den Platinmetallen gewohnt ist. Zeitweise erreichten die kurzfristigen Zinssätze über 5% p.a., allerdings hat sich die Situation dann rasch wieder beruhigt.

Negative Nachrichten gibt es unterdessen einmal mehr auch von der Produktionsseite. So gab das südafrikanische statistische Büro bekannt, dass die Produktion im Juli im Vergleich zum Vorjahr um deutliche 16,4% gefallen sei. Das Minus schließt sich nahtlos an jenes für das zweite Quartal an, in dem die Goldgewinnung gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 9% auf 57 Tonnen aufwies. Als Ursache für den Verlust nannten Analysten die andauernde Stromrationierung, aber auch vorübergehende Stilllegungen von Minen durch Unfälle und Streiks. Angesichts des Rückgangs wird Südafrika wohl keine Chance mehr haben, den Titel des weltgrößten Produzentenlandes zurückzuerobern. Diesen hatte es 2007 erstmals seit 102 Jahren verloren, und zwar an China. Im benachbarten Zimbabwe ging es in den vergangenen Monaten mit der Goldproduktion zumindest prozentual noch stärker nach unten als in Südafrika. Die offizielle Förderung fiel in den ersten sieben Monaten um 44% auf nur noch 2,6 Tonnen. Auch hier seien Probleme bei der Energieversorgung für den Rückgang teilweise verantwortlich.

Beobachter wiesen aber vor allem auch auf die desolate Wirtschafts- und Finanzlage des Staates hin. Minen in Zimbabwe müssen ihre Produktion an die Zentralbank verkaufen und erhalten im Gegenzug nur 40% des Wertes in internationaler Währung. Ein Plus gab es unterdessen in Ghana, dem zweitgrößten Produzentenland in Afrika. Hier stieg die Ausbringung im ersten Halbjahr um 3 Prozent auf knapp 40 Tonnen. Der Wert des geförderten Goldes erhöhte sich sogar um 40%. Allerdings stiegen auch die Produktionskosten stark an. Mittlerweile betragen sie fast 600 $ je Unze. Damit liegen sie 110 $ über dem Durchschnittwert für 2007. Über hohe Kosten berichtete auch der weltgrößte Goldproduzent Barrick Gold. Die Kanadier müssen inzwischen bis zu 445 $ für jede geförderte Unze Gold aufwenden.

Angesichts der in den letzten Jahren exorbitant gestiegenen Gestehungskosten für Gold sollte man nicht zu pessimistisch werden, was die langfristige Preisentwicklung angeht. Schon bei einem Rückgang der Notierung auf $ 600 bis 700 $ dürfte die Luft für eine Reihe von Minen dünn werden und eine Verknappung des Angebots die Folge sein. Zumal auf diesem Niveau dann auch der Anfall an Altgold deutlich zurückgehen würde und die Nachfrage nach Schmuck mit Sicherheit massiv steigen dürfte. Aus diesem Grund sehen wir für die nächsten 15 Monate den Preis auf keinen Fall dauerhaft in das oben genannte Preisband fallen.

Auf der anderen Seite hat es sich gezeigt, dass Preise über 1.000 $ ebenfalls nur schwer zu halten sind. Sollte es also zu keiner Kernschmelze beim US-Dollar kommen und der Ölpreis nicht neue Höchstkurse erklimmen, was angesichts der weltweiten Rezessionsgefahren wenig wahrscheinlich erscheint, spricht in den nächsten Quartalen nicht viel für ein Erreichen und noch weniger für ein dauerhaftes Verbleiben des Goldpreises über der Marke von 1.000 $ je Unze.

Das englische Edelmetallanalysehaus GFMS hat in der vergangenen Woche die erste Ergänzung zu seinem vielbeachteten Jahresbericht "Gold 2008" veröffentlicht. Bei der Vorstellung verwiesen die Londoner auf einen deutlichen Rückgang der Produktion im ersten Halbjahr, nicht nur aufgrund der oben erwähnten Probleme im südlichen Afrika, sondern auch in Indonesien und in Australien. Alles in allem dürfte dadurch bis zu 50 Tonnen Gold weniger produziert worden sein. Gleichzeitig seien die Produktionskosten weltweit um 20% gestiegen. Was die Rückkäufe alter Termingeschäfte durch die Minen angeht, erwartet GFMS nach einem starken ersten Halbjahr im letzten Quartal nun einen deutlichen Rückgang.

Die Verkäufe durch Zentralbanken hätten im ersten Halbjahr bei 167 Tonnen gelegen und seien damit um 26% gefallen.

Ebenfalls gefallen sei aber die Nachfrage durch die Schmuckindustrie. Hier sank der Absatz in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr unter Außenvorlassung des Altgoldanfalls um 36% auf 350 Tonnen, dies war das niedrigste Niveau der letzten 20 Jahre. Diese Tatsache dürfte einen weitergehenden Preisanstieg verhindert haben, da der Schmuckbereich allen Unkenrufen zum Trotz immer noch mit weitem Abstand der wichtigste Absatzmarkt für Gold ist.

Am kommenden Wochenende beginnt die alljährliche Edelmetallkonferenz der London Bullion Market Association (LBMA), die diesmal zusammen mit dem London Platinum and Palladium Market (LPPM) veranstaltet wird. Die diesmal über 400 Vertreter von Banken, Handelshäusern, Minen, Zentralbanken und Investoren treffen sich ab Sonntag im japanischen Kyoto. Ob sich der Tagungsort positiv auf das Klima für die Edelmetalle auswirken wird, bleibt abzuwarten. Zu Beginn der nächsten Woche sollte sich der Markt aber, vorausgesetzt, es gibt keine massiven externen Einflüsse, auch deshalb etwas beruhigen.


Silber

Die Preisbewegungen von Gold und Silber verliefen in den vergangenen beiden Wochen wieder weitgehend parallel. Einem anfänglichen Einbruch des Silberpreises auf 10,25 $ folgte zunächst eine etwas nach oben gerichtete Seitwärtsbewegung und schließlich ein fulminanter Anstieg, der im Vergleich zum Gold mit etwas Verspätung heute früh dann in einem Höchstpreis 13,50 $ gipfelte. Die Erholung des Dollars am Morgen und der schnelle Einbruch des Ölpreises nach dem Anstieg gestern sorgten dann auch unter den Silber-Bullen wieder für lange Gesichter: Der Preis fiel bis heute Nachmittag jedenfalls wieder in die Nähe der Marke von 13 $ je Unze zurück.

Was die weitere Entwicklung angeht, wird vieles vom Gold abhängen. Aufgrund seiner Zwitterrolle als Industrie- und Investmentmetall könnte das Silber aufgrund der negativen Nachrichten aus der Wirtschaft im Vergleich zum großen Bruder aber relativ gesehen eher etwas schlechter abschneiden.




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