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Industriemetalle: China dämpft zyklischen Abschwung der Metallnachfrage

12.03.2009  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Wir haben vor diesem Hintergrund versucht, unsere Regressionsanalyse zu verfeinern und die Entwicklungen in den Schwellenländern bzw. China explizit aufgenommen. Wir haben den gesamten Zeitraum ab 1970 mit den letzten 10 Jahren verglichen. Im allgemeinen läßt sich der Paradigmenwechsel (noch) nicht statistisch nachweisen. Lediglich für Blei ist der Einfluss Chinas signifikant. Die Bedeutung Chinas ist nicht zuletzt wegen der E-Bikes besonders stark gestiegen, während in den Industrieländern aufgrund der Umweltbelastung Blei zurückgedrängt wurde.

Dennoch sind angesichts der immens gestiegenen Bedeutung Chinas die Ergebnisse der Vergangenheit nicht eins zu eins auf die Gegenwart übertragen, denn statt einer strukturell fallenden Metallnachfrage ist z.Zt. ein Zuschlag für China anzusetzen. Dies gilt um so mehr, da China zuletzt erneut bestätigt hat, ein Wachstum von 8% anzustreben. Vor diesem Hintergrund dürfte der Rückgang der Metallnachfrage durchschnittlich eher bei 2% liegen als bei mehr als 4%. Das Prognoserisiko liegt dabei einmal mehr in den Entwicklungen Chinas. Sollte der Aufholprozess nachhaltig ins Stocken geraten, steigt die Gefahr eines Einbruchs der Metallnachfrage umso stärker.


Ausgewählte Metalle im einzelnen:

Aluminium

Der fortgesetzte Anstieg der LME-Lagerbestände auf einen Rekordwert von knapp 3,3 Mio. Tonnen hat den Aluminiumpreis auf ein 7-Jahrestief von 1.280 USD je Tonne gedrückt. Unseres Erachtens überzeichnet die Entwicklung der LME-Lagerbestände jedoch das aktuelle Bild. So relativiert sich das Rekordniveau der LME-Lagerbestände, wenn man sie in Relation zum täglichen Verbrauch setzt. Zudem dürften angesichts des gestiegenen Kontrahentenrisikos viele Auminiumproduzenten den Verkauf ihrer Bestände über die LME abwickeln und somit zum überproportionalen Anstieg der LME-Lagerbestände beigetragen haben.

Die Verfünffachung der gekündigten Lagerscheine seit Mitte Februar auf den höchsten Stand seit Oktober 2006 deutet immerhin darauf hin, dass mittlerweile auch verstärkt Aluminium die LME-Lagerhäuser verlässt, so dass sich der Anstieg der Lagerbestände zuletzt etwas abgeflacht hat. Die Aluminiumproduzenten haben ihrerseits auf die Verlangsamung der Nachfrage bzw. den Preiseinbruch um 60% seit Mitte 2008 reagiert. Laut WBMS haben die Produktionseinschnitte im letzten Quartal 2008 die Nachfragerückgänge ausgeglichen, so dass in den letzten Monaten kein Angebotsüberschuss mehr zu verbuchen war.

Besonders markant waren die Produktionseinschnitte in China, welches mit einem Anteil von einem Drittel der Weltproduktion das mit Abstand größte Produzentenland ist. Das International Aluminium Institute weist dort für Januar einen Produktionsrückgang von 15% im Vergleich zum Vorjahr aus. Das staatliche chinesische Reservebüro kauft zudem zur Unterstützung der heimischen Aluminiumindustrie weiter Aluminium auf. Im März sollen auf diese Weise weitere 300 Tsd. Tonnen vom heimischen Markt genommen werden. Dies dürfte zumindest helfen, den Aluminiumpreis zu stabilisieren, so dass wir zunächst ein Preisniveau von 1.300 – 1.400 USD je Tonne erwarten. Kurzfristig bleibt die Entwicklung der Lagerbestände ein Belastungsfaktor für den Aluminiumpreis. Im zweiten Halbjahr rechnen wir dann bei einer steigenden Nachfrage und höheren Ölpreisen mit einer Preiserholung auf 1.750 USD bis zum Jahresende.

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Kupfer

Der Kupferpreis konnte seit Mitte Februar um 20% auf knapp 3.800 USD je Tonne steigen, den höchsten Stand seit mehr als drei Monaten. Dies ist insofern bemerkenswert, da die wichtigsten Aktienmärkte in den vergangenen Wochen auf neue mehrjährige Tiefstände gefallen sind und die Konjunkturdaten in den USA und Europa mehrheitlich enttäuschend ausfielen. Das Konjunkturbarometer Kupfer reagiert normalerweise negativ auf deartige Nachrichten, wird derzeit aber von Spekulationen hinsichtlich staatlicher chinesischer Kupferkäufe gestützt. Geschürt wurden diese durch den jüngsten Rückgang der LME-Lagerbestände um knapp 50 Tsd. Tonnen in den vergangenen zwei Wochen. Die gekündigten Lagerscheine (cancelled warrants) stiegen Anfang März sogar auf mehr als 60 Tsd. Tonnen, den höchsten Stand seit beinahe fünf Jahren. Sie deuten damit einen vermehrten Abfluss aus den LME-Lagerhäusern an.

Auch die jüngsten Außenhandelszahlen lassen vermuten, dass das staatliche chinesische Reservebüro in den vergangenen Wochen als Kupferkäufer aufgetreten ist. China hat im Februar 329.311 Tonnen Kupfer importiert, das sind 42% mehr als im Vormonat und ein neuer Rekordwert. Neben diesen Sonderfaktoren profitiert Kupfer auch von der Hoffnung, dass die Kupfernachfrage im Jahresverlauf wieder anspringt. So signalisiert der Anstieg des Einkaufsmanagerindex in China, dass sich die Nachfrage des weltgrößten Kupferkonsumenten schon demnächst wieder beleben könnte.





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