Industriemetalle: Rallye am Kupfermarkt verfrüht

Aber auch unabhängig davon zeigen frühere Zyklen, dass eine so starke Preiserholung unmittelbar nach dem Erreichen des Stimmungstiefs eher untypisch ist. Wir haben uns die Entwicklung der Kupferpreise in den letzten (US-)Rezessionsphasen angeschaut. Als Basis haben wir das jeweilige Tief des Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe gewählt. Die Gegenüberstellung zeigt, dass nur in einem Fall, nämlich Anfang dieses Jahrtausends, die Kupferpreise stark anzogen, ansonsten war eher eine Seitwärtsbewegung zu beobachten.
Rechtfertigen die staatlichen Reservekäufe Chinas eine nachhaltige Preiserholung?
Neben den allgemeinen Konjunkturhoffnungen wird aber auch ein marktspezifischer Faktor als Triebfeder für die Preiserholung am Kupfermarkt angeführt: die Käufe des Staatlichen Reservebüros (SRB) in China. Es gibt keine offiziellen Zahlen, wie hoch die Aufstockung der Kupfervorräte seitens des SRBs ausfallen wird. Bislang kursieren Zahlen zwischen 200 bis 400 Tsd. Tonnen; manche Beobachter sprechen sogar von einem Volumen von bis 1 Mio Tonnen.
Tatsache ist, dass im Februar und März die chinesischen Kupferimporte rasant angestiegen sind. Die Einfuhren unverarbeiteten Kupfers und von Kupferprodukten lagen im Durchschnitt bei 350 Tsd. Tonnen. Der Vergleich mit dem Jahr 2007, als die chinesische Wirtschaft noch boomte, und die monatlichen Einfuhren durchschnittlich bei gut 230 Tsd. Tonnen lagen, legt nahe, dass die Käufe des SRB auf mindestens 250 Tsd. Tonnen zu beziffern und somit ein Großteil des angstrebten Kaufvolumens bereits vollzogen sind.
Der starke Importsog spiegelt sich im übrigen auch in einem deutlichen Abbau der LME-Lagerbestände wider, der vor allem im asiatischen Raum zu beobachten ist. Ingesamt haben sich die LME-Vorräte in den letzten zwei Monaten um rund 100 Tsd. Tonnen bzw. 17% reduziert. Auffällig dabei ist, dass davon 55 Tsd. Tonnen aus den LME-Lagerhäusern in Südkorea abgeflossen sind.
Dies liegt die These nahe, dass China vor allem über die LME-Warrants eine physische Auslieferung erzwingt. Denn die Anzahl der gekündigten Warrants, also der zur Auslieferung ausstehenden Lagerscheine, stieg zuletzt auf knapp 2900 Stück bzw. über 72 Tsd. Tonnen, den höchsten Stand seit über fünf Jahren. Wir gehen davon aus, dass sich das SRB, das in der Vergangenheit preissensitiv und strategisch geschickt agierte, in den kommenden Wochen wegen der bereits stark gestiegenen Kupferpreise und des fortgeschrittenen Aufbaus der strategischen Bestände allmählich aus dem Markt zurückzieht.
Kupfer ungeeignet für eine Diversifizierung der chinesischen FX-Reserven
Am Markt gab es zuletzt Spekulationen, dass China im Zuge der angestrebten Diversifizierung seiner Devisenreserven auch Kupfer zu Anlagezwecken kaufen könnte. Wir erachten dies als nicht sehr wahrscheinlich: Chinas Devisenreserven belaufen sich derzeit 1,95 Billionen US Dollar. Würde China lediglich 1% seiner Devisenreserven in Kupfer anlegen, so müsste es bei aktuellen Preisen gut 4,3 Mio Tonnen Kupfer kaufen. Dies wiederum entspräche einem Viertel der weltweiten Jahresproduktion, was zu immensen Verzerrungen am Markt führen könnte. Vor diesem Hintergrund denken wir, dass China von einem solchen Schritt absehen wird. Der jetzige Aufbau der Kupfervorräte ist vor allem ein Tribut an die günstigen Preise und dürfte die langfristige Verfügbarkeit eines der strategisch wichtigsten Infrastrukturelemente sichern.