Angespannte Marktlage bei Getreide hält Preise hoch

Ebenso volatil wie bei Mais verlief auch die Preisentwicklung bei Sojabohnen. Dem Anstieg um 50% seit Jahresbeginn auf das Rekordhoch von 1.789 US-Cents je Scheffel Anfang September beim bereits damals meistgehandelten November-Kontrakt folgte ein Rückgang auf weniger als 1.500 US-Cents je Scheffel bis Mitte Oktober, wovon sich der Preis seither nur unwesentlich erholt hat. Tatsächlich stellt sich die weltweite Versorgungslage inzwischen etwas entspannter dar als lange erwartet. Zwar ist das hohe Angebotsdefizit aus 2011/12 von 16 Mio. Tonnen nicht aus der Welt zu schaffen, das sich aus gegenüber der Vorsaison um etwa 25 Mio. Tonnen niedrigeren Ernten in den drei wichtigsten Produzentenländern USA, Brasilien und Argentinien ergeben hatte.

Doch scheint es für die inzwischen laufende Saison 2012/13 ein gewisses Potenzial zur (Teil-) Aufstockung der Bestände zu geben, wenn wie prognostiziert die weltweite Produktion in etwa wieder das Niveau von vor zwei Jahren erreichen kann. Denn die Regenfälle in den US-Anbaugebieten haben das USDA dazu veranlasst, den erwarteten durchschnittlichen US-Ertrag nach oben zu korrigieren und mit ihm auch die Produktion (Grafik 6). Mit 2,86 Mrd. Scheffel (77,8 Mio. Tonnen) soll diese 6 Mio. Tonnen höher ausfallen als bislang erwartet, auch wenn dies noch immer ein Minus gegenüber dem Vorjahr um 8% bedeutet.
Zudem drückt die Erwartung hoher Ernten in Südamerika, wo Sojabohnen aufgrund von Kostenvorteilen und geringeren staatlichen Eingriffen als die Gewinner aus dem Wettbewerb um Fläche hervorgehen dürften. Für Brasilien wird mit einer Flächenausdehnung um 9% gerechnet, wovon bereits über 25% bestellt wurden. Brasilien könnte mit einer erwarteten Erntemenge von 81 Mio. Tonnen erstmals die USA als weltgrößter Sojabohnenproduzent ablösen.
Für Argentinien erwartet das USDA in seiner Prognose eine Flächenausweitung von 6%.Da bei der letzten Ernte witterungsbedingt ein Teil der Fläche nicht zur Ernte kam, dürfte die Fläche effektiv sogar um 13% steigen und bei sich normalisierenden Erträgen eine Erntesteigerung um über 30% auf die Rekordhöhe von 55 Mio. Tonnen ermöglichen. Regenbedingte Aussaatverzögerungen haben zuletzt allerdings die Risiken für die optimistischen Prognosen zu Südamerika erhöht.
Auch in den USA dürfte die Sojabohnenfläche zur Ernte im nächsten Jahr nach Erwartung von Informa Economics auf den Rekordwert von fast 80 Mio. Morgen steigen. Dass angesichts dieses Szenarios die Rekordpreise nicht zu halten sein würden, war abzusehen. Doch überrascht die Heftigkeit der Korrektur, die hohe kommende Ernten quasi als Ist-Werte zu unterstellen scheint. Wir rechnen daher damit, dasssich in den nächsten Monaten, bevor sich v.a. in Südamerika die erwarteten hohen Ernten realisieren, der Preis nochmals etwas erholen kann. Dies gilt vor allem dann, wenn die Dynamik der Importe Chinas weiter anhält (Grafik 7).
Derzeit sieht es so aus, als sei diese bisher unterschätzt worden und als könnten die Einfuhren in der Saison 2012/13 erstmals die Marke von 60 Mio.Tonnen nehmen. Die hohe Nachfrage aus China sorgt dafür, dass das Lager-Verbrauchs-Verhältnis in den USA auf ein 47-Jahrestief von 4,4% fallen soll. Weltweit soll es zu einem nicht nennenswerten Anstieg auf 16% kommen, was ebenfalls ein niedriges Niveau darstellt. Generell bleibt es somit dabei, dass Sojabohnen knapp bleiben. Wir rechnen daher auf Jahressicht trotz der deutlichen Angebotsausweitung nur mit einem moderaten Rückgang der Preise auf 1.400 US-Cents je Pfund.
Baumwolle:
Der Baumwollpreis ist Mitte Oktober zwischenzeitlichauf ein Fünf-Monatshoch auf 79 US-Cents je Pfund gestiegen. Anlass für den Preisanstieg waren Befürchtungen, dass die US-Ernte den Qualitätsansprüchen zur Anlieferung an der Börse in Teilen nicht entsprechen dürfte, da sie sich für den Verarbeitungsprozess als zu brüchig erweisenkönnte. Ingesamt hält sich aber die Aussicht auf einen trotz rückläufiger Produktion weiteren und zum zweiten Mal in Folge hohen Überschuss des weltweiten Angebots über die Nachfrage in der angelaufenen Saison 2012/13. Von daher hat sich der Preisanstieg auch nicht als dauerhaft erwiesen, so dass Baumwolle inzwischen wieder bei 73 US-Cents je Pfund notiert.