Industriemetalle: Knapperes Angebot zeigt Wirkung

Der Weltmarkt benötigt unseres Erachtens aber das viele chinesische Aluminium gar nicht. Dies zeigen zum Beispiel die physischen Prämien in den wichtigsten Konsumentenländern bzw. -regionen. Industriekreisen zufolge haben sich in Japan Aluminiumproduzenten und -konsumenten für das dritte Quartal auf eine Prämie von 90 USD je Tonne geeinigt. Dies wären 22% weniger als im zweiten Quartal. Auch in Europa und den USA sind die physischen Prämien im Sinkflug. Gemäß Daten von Metal Bulletin lagen sie in Europa Mitte Juli mit 65 USD je Tonne auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2015. In den USA entsprach der Aufschlag von rund 150 USD je Tonne sogar dem niedrigsten Niveau seit April 2011 (Grafik 4).
Von einer Knappheit kann also unseres Erachtens nicht gesprochen werden. Wir gehen daher nicht davon aus, dass sich der Aluminiumpreis nachhaltig auf dem aktuellen Niveau halten kann. Vielmehr erwarten wir eine Korrektur, heben unsere Prognose zum Jahresende aber leicht auf 1.600 USD je Tonne an. Der Nickelpreis ist jüngst aus seiner monatelangen Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen und hat mit fast 11.000 USD je Tonne vorübergehend ein 11-Monatshoch erreicht.
Auftrieb hat er zuletzt durch Befürchtungen über geringere Nickelerzexporte der Philippinen erhalten. Denn dort greift die Politik in den Bergbausektor ein. Die neue Regierung unter Präsident Duterte untersucht derzeit alle Minen im Land, ob diese internationale Umweltstandards erfüllen. Dabei scheint die neue Umweltministerin Lopez, die sich zuvor schon generell skeptisch gegenüber dem Bergbau geäußert hatte, rigoros vorzugehen. Mittlerweile wurde mehreren kleineren Nickelminen vorübergehend die Betriebserlaubnis entzogen, da sie gegen Umweltvorschriften verstoßen.
Die beiden größten Nickelminenproduzenten erfüllen jedoch eigenen Angaben zufolge die geforderten Auflagen. Darüber hinaus wurde generell die Vergabe von Explorationsgenehmigungen gestoppt. Der Schritt der philippinischen Regierung könnte zu geringeren Ausfuhren von Nickelerzen führen. Hiervon wäre in erster Linie China betroffen, das sich abermals nach einem neuen Hauptlieferanten umsehen müsste, nachdem Indonesien im Januar 2014 ein Exportverbot für unbehandelte Erze eingeführt hatte (Grafik 5).
China wird daher wohl weiter verstärkt auf Nickelraffinade und Ferronickel zurückgreifen. Die bereits rekordhohen Importe von Nickelraffinade - diese haben sich im ersten Halbjahr 2016 auf rund 230 Tsd. Tonnen mehr als verdoppelt - dürften folgerichtig weiter ausgeweitet werden.
Schon ohne die politischen Eingriffe in den Bergbau auf den Philippinen war der globale Nickelmarkt gemäß Daten der International Nickel Study Group (INSG) in den ersten fünf Monaten des Jahres unterversorgt. Das Angebotsdefizit belief sich demnach auf 21,2 Tsd. Tonnen. Während die Nachfrage im Vorjahresvergleich stieg, ging die Produktion zurück. Vor allem China hat der INSG zufolge wegen der niedrigen Preise weniger Nickelraffinade hergestellt. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen.
So hat die Jinchuan Group, Chinas größter Nickelproduzent, jüngst angekündigt, die Nickelproduktion in diesem Jahr aufgrund der niedrigen Preise um bis zu 9% (auf 140 Tsd. Tonnen) zu drosseln. Jinchuan gehört zu den acht chinesischen Produzenten, die Ende letzten Jahres beschlossen hatten, 2016 zusammen in etwa 120 Tsd. Tonnen weniger Nickel zu produzieren.

Wie die Daten der LME zur Marktpositionierung zeigen, war der jüngste Preisanstieg von Nickel aber auch stark spekulativ unterstützt. Denn die Netto-Long-Positionen in den beiden von uns beobachteten Kategorien wurden seit Anfang Juni mehr als vervierfacht. Der Nickelpreis ist in dieser Zeit um über 2.000 USD je Tonne bzw. fast 25% gestiegen.
Dies birgt unseres Erachtens Korrekturpotenzial, sollten die spekulativen Finanzinvestoren Gewinne mitnehmen. Das Angebotsdefizit, das auch im weiteren Jahresverlauf bestehen bleiben dürfte, rechtfertigt unserer Meinung nach höhere Nickelpreise. Wir heben daher unsere Jahresendprognose auf 12.000 USD je Tonne an.
Mit einem Plus von rund 40% seit Jahresbeginn ist Zink bislang der "Star" bei den Industriemetallen. Der rasante Preisanstieg wurde wohl in erster Linie durch die aufgekommenen Sorgen über ein knappes Angebot getrieben. Denn rund um den Jahreswechsel hatten viele Zinkproduzenten in China und außerhalb angekündigt, ihre Produktion stark zu drosseln, um die Preise zu stabilisieren.
Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) schätzte daher auf ihrer Frühjahrstagung, dass der globale Zinkmarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von 352 Tsd. Tonnen aufweisen wird. Dies wäre das höchste Defizit seit mindestens zehn Jahren. In den ersten fünf Monaten des Jahres war der globale Zinkmarkt gemäß ILZSG-Daten mit 64 Tsd. Tonnen unterversorgt. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum bestand noch ein Angebotsüberschuss von 177 Tsd. Tonnen. Das Defizit kommt vor allem durch eine deutlich rückläufige Produktion zustande, welche um 3,6% gefallen ist.
Die Zinkminenproduktion ist im Jahresvergleich laut ILZSG um 7,7% und laut WBMS sogar um 14% gefallen (Grafik 6). Durch Minenschließungen wurden dem globalen Zinkmarkt in den letzten Jahren rund 1,2 Mio. Tonnen Zinkkonzentrat entzogen. Die Schließungen kamen zustande, da einige Minen wie zum Beispiel "Century" in Australien oder "Lisheen" in Irland ihr Lebensende erreichten, sowie weil preisbedingt die Produktion gedrosselt wurde. Seitens der Minenunternehmen gibt es bislang keine Ankündigungen, die stillgelegten Minen adäquat zu ersetzen. Es sieht daher sehr danach aus, dass sich der Markt für Zinkkonzentrat in ein strukturelles Angebotsdefizit hinein bewegt.
Allerdings waren die Minenunternehmen und Schmelzen mit ihren Ankündigungen von Produktionskürzungen bislang sehr "erfolgreich", wenn man den stark gestiegenen Zinkpreis als Maßstab heranzieht. Daher ist es unseres Erachtens fraglich, ob es zu weiteren Produktionskürzungen kommt bzw. ob alle angekündigten Kürzungen umgesetzt werden. Die starke Preiserholung birgt sogar das Risiko, dass schon stillgelegte Produktionsanlagen wieder in Betrieb genommen werden.
Die Nachfrage zeigt sich weltweit betrachtet relativ verhalten - sie nahm in den ersten fünf Monaten des Jahres laut ILZSG nur um 0,6% zu. In China allerdings fällt diese bislang noch stark aus - das Plus von 8,2% im Vergleich zum Vorjahr macht sich in hohen Importen bemerkbar.
Auch wenn die Dynamik zuletzt etwas nachgelassen hat, lagen die Einfuhren von Zinkraffinade im ersten Halbjahr mit 292 Tsd. Tonnen 48% über dem Vorjahresniveau. Dies dürfte auf die nach wie vor hohe Stahlproduktion in China zurückzuführen sein, welche im ersten Halbjahr lediglich 0,6% unter Vorjahr lag. Die zahlreichen Infrastrukturprojekte der chinesischen Regierung sprechen für eine anhaltend hohe und für die Zinknachfrage wichtige Produktion von galvanisiertem Stahl.