Industriemetalle: Knapperes Angebot zeigt Wirkung


Der Zinkmarkt dürfte in diesem Jahr der angespannteste Markt unter den Industriemetallen sein. Dies rechtfertigt unseres Erachtens hohe Preise. Allerdings scheint uns der Preisanstieg auf ein 14-Monatshoch überzogen, so dass kurzfristig Korrekturpotenzial besteht. Wir passen unsere Preisprognose dennoch auf 2.300 USD je Tonne zum Jahresende nach oben an.
Im Gegensatz zum Schwestermetall Zink geht der Trend am globalen Bleimarkt genau in die andere Richtung. Gemäß Daten der ILZSG übertraf bei Blei das Angebot in den ersten fünf Monaten des Jahres die Nachfrage um 53 Tsd. Tonnen. Zur gleichen Zeit im Vorjahr gab es ein Defizit von 9 Tsd. Tonnen. Der Bleimarkt bewegt sich demzufolge auf den im Frühjahr von der ILZSG prognostizierten Überschuss von 76 Tsd. Tonnen hin. Dies wäre der höchste Überschuss seit fünf Jahren.
Obwohl das Angebot wegen einer geringeren Produktion in China weltweit leicht um 2% gefallen war, war die Nachfrage mit 3,3% stärker rückläufig. Auch dies war maßgeblich auf China zurückzuführen. Der Rückgang dort sowie in Südkorea und den USA konnte nicht durch eine deutlich höhere Nachfrage in Europa ausgeglichen werden.
Generell befindet sich Blei mit dem Sommer auf der nördlichen Halbkugel aktuell in der saisonal schwachen Nachfragezeit. Denn durch das warme Wetter gibt es im Gegensatz zum Winter bei den Batterien - vor allem in Autos - weniger Fehlfunktionen, so dass weniger Batterien ersetzt werden müssen. Die Batterieindustrie ist mit einem Anteil von etwa 80% der bedeutendste Konsument von Blei. Die verhaltene Nachfrage erklärt auch, warum die LME-Bleivorräte seit mittlerweile zwei Monaten nahezu unverändert bei knapp 190 Tsd. Tonnen verharren.
In den Lagerhäusern der SHFE sind die Bestände jüngst auf ein 15-Monatshoch gestiegen (Grafik 7). Die unterschiedliche Marktlage bei Blei und Zink macht sich auch in der Preisentwicklung der beiden Metalle bemerkbar. Während sich Zink seit Jahresbeginn um 40% verteuert hat (siehe Seite 4), legte Blei nur um 2,4% zu. Blei ist derzeit fast 400 USD je Tonne billiger als Zink. Dies ist der höchste Preisabschlag seit August 2007 (Grafik 8). Rein aus diesem Gesichtspunkt bestünde für Blei gegenüber Zink Aufholpotenzial. Angesichts der fundamentalen Lage erscheint uns dies allerdings nicht gerechtfertigt. Wir heben zwar unsere Prognose zum Jahresende auf 1.850 USD je Tonne an, erwarten aber eine zwischenzeitliche Preiskorrektur.
Auch der Zinnpreis ist im Zuge der allgemeinen Stärke der Metallpreise deutlich gestiegen und handelte zeitweise über der Marke von 18.000 USD je Tonne auf einem 16-Monatshoch. Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, hat in diesem Jahr gemäß Daten des Handelsministeriums bislang deutlich weniger Zinn ausgeführt als im letzten Jahr. Die Exporte im ersten Halbjahr fielen um 25% auf rund 30 Tsd. Tonnen. Zuletzt zogen sie allerdings wieder an: Wurden im ersten Quartal durchschnittlich gut 3.200 Tonnen Zinn pro Monat ausgeführt, waren es im zweiten Quartal monatlich mehr als doppelt so viel (Grafik 9).
Hauptverantwortlich für die geringen Exporte in den ersten drei Monaten des Jahres waren die niedrigen Preise – Zinn handelte zeitweise auf einem 6½-Jahrestief - und schlechtes Wetter (Überschwemmungen). Grundsätzlich werden die Exporte wie auch die Produktion durch regulatorische Änderungen und die Schließung von privaten Zinnschmelzen seit dem letzten Jahr belastet. Das International Tin Research Institute (ITRI) schätzte vor einiger Zeit, dass Indonesien monatlich rund 8.000 Tonnen Zinn exportieren müsste, damit der Weltmarkt ausgeglichen ist.
Der Rückstand, der sich somit im ersten Halbjahr ergeben hat, dürfte im weiteren Jahresverlauf wohl kaum noch aufzuholen sein. Auch wenn mit Myanmar ein neuer Produzent für Zinnerze an den Markt gekommen ist, der seine Produktion deutlich ausweitet, dürfte der Markt für Zinnraffinade in diesem Jahr unterversorgt sein. Das ITRI schätzt das Angebotsdefizit auf rund 10 Tsd. Tonnen. Dies spricht für anhaltend hohe Zinnpreise im weiteren Jahresverlauf. Wir heben daher unsere Preisprognose auf 18.000 USD je Tonne zum Jahresende an.

Auf einen Blick



