US-Wahl: “It is the energy market, stupid!“

Was das Fracking angeht, so spricht sich Clinton für eine Fortführung der (Erdgas-)Förderung aus Schiefergesteinen aus, allerdings mit einer stärkeren Regulierung. Clinton sieht Erdgas als Übergangslösung auf dem Weg der Dekarbonisierung, da es den Schadstoffausstoß bei der Stromerzeugung reduziert, dort als wichtiger ausgleichender Faktor für die verschiedenen erneuerbaren Energieträger dient und zudem im Transportbereich eine sauberere Alternative zu Diesel und Benzin darstellt.
Bedingung für den Einsatz von Erdgas ist die Gewährleistung der Sicherheit. Insbesondere soll gegen den Austritt von Methan vorgegangen, bestehende Pipelines repariert oder ersetzt, das Risiko seismischer Aktivität beim Einpressen von Restwasser minimiert und der Schutz der lokalen Wasserversorgung sichergestellt werden. Die Erdgaspipelines sollen zu einem späteren Zeitpunkt für den Transport von Biogas oder synthetischem Erdgas mit niedrigerem CO2-Gehalt umgerüstet werden.
Zum Fracking von Schieferöl sind keine Angaben bekannt. Es ist aber zu vermuten, dass Clinton hier vergleichbare Vorschriften zur Bedingung machen wird. Bekannt ist, dass Clinton die Sicherheit für Schienenwege erhöhen und veraltete Tankwagen aus dem Verkehr ziehen will. In der Vergangenheit war es immer wieder zu Unfällen bei dem Transport von Schieferöl auf dem Schienenweg gekommen. Das von Präsident Obama verfügte Verbot des Baus der Keystone XL-Pipeline dürfte unter Clinton Bestand haben.
Ein generelles Verbot von neuen Öl- und Gasprojekten soll es unter Clinton nicht geben, sondern nur in bestimmten Regionen wie vor der arktischen und der atlantischen Küste. Langfristig soll die Gewinnung von fossilen Energieträgern auf öffentlichem Land vollständig beendet werden, nachdem sie dort schon rückläufig ist. Viel ändern würde sich dadurch aber nicht, da der Großteil der Öl- und Gasförderung ohnehin auf privatem Grund und Boden geschieht.
An der Atomkraft will Clinton ebenfalls festhalten und die bestehenden Atomkraftwerke weiternutzen, unter der Voraussetzung, dass die Sicherheit gewährleistet ist. Schließlich stellt die Atomkraft in den USA laut einem der führenden energiepolitischen Berater von Clinton 20% der gesamten Stromerzeugung und 60% der schadstofffreien Stromerzeugung. Das Erreichen der ambitionierten Ziele hinsichtlich der Reduktion der Treibhausgase wäre ohne Atomstrom schlichtweg unmöglich. Darüber hinaus will Clinton die Investitionen in fortgeschrittene Atomkraft erhöhen. Ziel von Clinton ist es, die Rückführung der Emissionen hauptsächlich über erneuerbare Energien und Kernkraft zu erreichen und nicht über einen Wechsel von Kohle zu Gas.

Dennoch nimmt auch der Bereich Kohle großen Raum in Clintons Energie- und Klimapolitik ein. Damit der Treibhausgasausstoß wie geplant deutlich sinkt, muss auch der Einsatz von Kohle bei der Stromerzeugung erheblich schrumpfen (Grafik 6 und 7). Um den Strukturwandel in den Kohleregionen zu erleichtern, soll u.a. der Ausbau der Infrastruktur und der Transportwege vorangetrieben werden. Dadurch soll es den Bewohnern und Unternehmen ermöglicht werden, Zugang zu Arbeitsplätzen und neuen Märkten zu erhalten.
Zudem sollen die Beschäftigten der Kohleindustrie in Gesundheits- und Pensionsfragen Unterstützung erhalten. Zur Erreichung der Klimaziele sollen staatliche Investitionen in Forschung und Entwicklung u.a. für die CO2-Zurückhaltung fließen. Durch Investitionen in saubere Energien, Industrien und innovativen Technologien sollen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. So sieht Clinton Potenziale bei der Stromerzeugung durch Wasserkraft in der Kohleregion der Appalachen.
Trump: Renaissance der konventionellen Energieträger
Die energiepolitischen Pläne des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump unterscheiden sich von denen Clintons grundlegend. Der Klimawandel ist nach Ansicht von Trump nicht auf menschliches Handeln zurückzuführen, sondern natürlichen Ursprungs. Trump lehnt daher das Klimaabkommen von Paris ab und will dieses aufkündigen. Zudem sollen keinerlei Zahlungen an UN-Klimaschutzprogramme erfolgen und die Befugnisse der US-Umweltbehörde EPA eingeschränkt werden.
Trump will außerdem innerhalb von 100 Tagen die von US-Präsident Obama in Kraft gesetzten Umweltmaßnahmen etwa zur Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasen aufheben. Jede Regulierung soll künftig unter dem Vorbehalt stehen, ob sie dem Erhalt von Arbeitsplätzen nutzt oder schadet.
Trump will darüber hinaus alle Beschränkungen des US-Energieverbrauchs abschaffen und die Förderung fossiler Brennstoffe in den USA forcieren. Bestehende Verbote zur Energieförderung auf öffentlichem Grund und Boden sollen aufgehoben werden, sofern kein Schaden für das betreffende Gebiet entsteht. Die Förderung von Öl in den USA soll erleichtert werden, um die Abhängigkeit von fremdem Öl und der OPEC zu verringern. Eine herausragende Rolle spielt dabei das Fracking (Grafik 8).
Die Ernennung des Schieferöl-Pioniers Harold Hamm in den Beraterstab von Trump zeigt dies deutlich. Da in den USA laut Ansicht von Trump genug Öl gefördert werden kann, sieht er keinen Bedarf an Öl aus Kanada. Dennoch spricht sich Trump für den Bau der Keystone XL-Pipeline aus. Die USA sollten nach Trumps Willen allerdings stärker an den Gewinnen der Pipeline beteiligt werden.
Auch im Bereich der Kohleförderung geht Trump den entgegengesetzten Weg von Clinton. Er spricht sich für die Wiederbelebung der heimischen Kohleindustrie aus. Beschränkungen bei der Kohleförderung sollen aufgehoben und Kohleminen wieder in Betrieb genommen werden. Bei der Schiefergasproduktion will Trump bestehende Regulierung aufheben, um die vorhandenen Reserven besser auszuschöpfen.
Da Kohle und Erdgas bei der Stromerzeugung in direkter Konkurrenz zueinander stehen, droht ein Energieträger von beiden allerdings auf der Strecke zu bleiben. Wie Trump diesen Widerspruch auflösen will, wird nicht deutlich. Möglicherweise will er auch deshalb alle regulatorischen Beschränkungen für die Energieexporte abschaffen (Grafik 9).

Trump spricht sich zudem deutlich für die Nutzung der Atomkraft aus und sieht diese als Mittel zur Deckung des Energiebedarfs, sofern die öffentliche und nationale Sicherheit gewährleistet ist. Um den Energiebedarf in der Zukunft zu decken, will Trump erneuerbare Energien vorantreiben. Allerdings dürften erneuerbare Energien angesichts der energiepolitischen Agenda von Trump mit der deutlichen Fokussierung auf fossile Energieträger kaum mehr konkurrenzfähig sein und damit ins Hintertreffen geraten. Wie Trump dieser Thematik begegnen will, darüber gibt es keine Informationen.
Durch die Förderung von billigen Energieträgern in den USA erhofft sich Trump die Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen. So sollen Industriearbeitsplätze aus Ländern wie China und Mexiko zurückgeholt werden. Darüber hinaus verspricht Trump den zügigen und kostengünstigen Wiederaufbau der Infrastruktur, macht allerdings mit Ausnahme des erwähnten Baus der Keystone XL-Pipeline keine Angaben die Energieinfrastruktur betreffend.
Die unterschiedlichen Pläne zur Energiepolitik der beiden Präsidentschaftskandidaten hätten auch Auswirkungen auf die Angebots- und Nachfragerelationen der verschiedenen Energieträger und deren jeweilige Preisentwicklung.