Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Ein Geben und Nehmen

Wir prognostizieren für Q4 2017 einen Weizenpreis in Chicago von 450 US-Cents je Scheffel. Unsere Prognose für den EU-Weizenpreis in Paris für Q4 2017 lautet auf 175 EUR je Tonne.

Mais:
Der Maispreis in Chicago arbeitet sich nur langsam aus seinem Tal aus dem Herbst 2016 hinaus und notiert derzeit bei rund 370 US-Cents je Scheffel. Die Prognosen lauten einheitlich auf eine rekordhohe Menge Mais, die zum Ende der Saison 2016/17 weltweit in den Lagerhäusern liegen soll - kein Wunder nach einer Reihe von Überschussjahren, die zuletzt noch von Rekordernten in den USA, Brasilien und Argentinien gekrönt wurden. Der Ausblick auf die kommende Saison zeichnet nun aber ein etwas anderes Bild.
Anders als bei Weizen dürfte das kommende Jahr 2017/18 bei Mais mit einem erheblichen Defizit abschließen. Wegen der rückläufigen Fläche und wohl niedrigeren Erträgen dürfte die US-Produktion, die den Weltmarkt wie keine andere prägt, um 6% (IGC) bis 7% (USDA) rückläufig sein. Noch läuft die Aussaat. Nachdem sie lange schleppend verlief, holte sie zuletzt zum Durchschnitt der letzten Jahre auf (Grafik 4).
In Brasilien und Argentinien dürfte ähnlich viel wie zuletzt geerntet werden, ebenso in der Ukraine. In China, wo sich große Mengen Mais in den Lagerhäusern türmen, dürfte in diesem Jahr nach der Umstellung der Politik deutlich weniger Mais gepflanzt werden und die Produktion unter dem Vorjahr bleiben. Ein Lichtblick ist hier die EU: Die EU-Kommission schätzt für die EU-Maisproduktion 2017/18 bei einer um 8% höheren Fläche ein Plus von 10% auf 66,5 Mio. Tonnen.
IGC und USDA zeigen sich mit etwa 63 Mio. Tonnen vorsichtiger. Wahrscheinlich zu recht, denn für den größten Produzenten Frankreich schätzt dessen Regierung, dass die Maisfläche um 2,4% eingeschränkt wird, der Produzentenverband AGPM schätzt sogar -5%.
Global jedenfalls dürften laut IGC und USDA mehr als 30 Mio. Tonnen weniger Mais geerntet werden, was den Markt nach mehreren Überschussjahren in ein Defizit rutschen lassen soll. Laut IGC dürfte dieses bei etwa gleichbleibender Nachfrage 20 Mio. Tonnen betragen, und bei der vom USDA stärker steigenden Nachfrage sogar 29 Mio. Tonnen (Grafik 5). Weniger pessimistisch ist AMIS, das nur ein Defizit von 10 Mio. Tonnen erwartet.
Global betrachtet war das Lager-Verbrauchs-Verhältnis in den letzten beiden Jahren bei etwa 22% konstant geblieben. Nun soll es laut USDA 2017/18 auf 18,5% sinken und auch in den USA nach jahrelangem Anstieg marginal sinken. Dies sollte dem Maispreis zumindest etwas Spielraum nach oben verschaffen, auch wenn die Bäume nicht in den Himmel wachsen dürften.
Derzeit sind die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer für die weitere Preisentwicklung negativ gestimmt und haben ihre Netto-Short-Positionen in den letzten Wochen deutlich ausgeweitet, wenn auch noch nicht auf das Rekordniveau von März 2016. Allerdings gibt es derzeit mehr Risiken, die einen Stimmungsumschwung auslösen könnten. In diesem Falle könnte ein Preisaufschwung durch Umpositionierungen dieser Handelsteilnehmer noch unterstützt werden.
Für Q4 2017 prognostizieren wir einen Maispreis in Chicago von 390 US-Cents je Scheffel und in Paris von 175 EUR je Tonne.

Sojabohnen und Raps:
Nachdem sich der Sojabohnenpreis über das erste Quartal des Jahres zumeist deutlich über der Marke von 1.000 US-Cents je Scheffel gehalten hatte, bröckelte er Ende März auf rund 940 USCents je Scheffel ab und arbeitet sich nur langsam empor. Derzeit kostet ein Scheffel Sojabohnen 955 US-Cents. Ein wesentlicher Faktor für den Preisrutsch waren die immer wieder nach oben korrigierten Erwartungen an die brasilianische Sojabohnenernte - inzwischen wird diese von der brasilianischen Prognosebehörde Conab mit 113 Mio. Tonnen angegeben, sowie zuletzt der Absturz des Brasilianischen Real.
Bei Sojabohnen war die Diskussion der letzten Monate immer geprägt von Rekordzahlen: Neben der gerade zu Ende gegangenen brasilianischen Ernte auch der Rekord bei der letzten US-Ernte von 117 Mio. Tonnen sowie Rekorde bei der globalen Nachfrage, der stark von China geprägten Handelstätigkeit (Grafik 6) und schließlich bei der erwarteten US-Anbaufläche für 2017/18. Letztere könnte sogar zu einer ähnlich hohen US-Ernte wie der des Vorjahres führen - denn möglicherweise steigt die Sojabohnenfläche noch über das geplante Maß hinaus.