Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Ein Geben und Nehmen

Baumwolle notierte Mitte Mai im nächstfälligen Kontrakt mit Fälligkeit Juli mit 87 US-Cents je Pfund auf dem höchsten Niveau seit Juni 2014. Bereits im März hatte der Preis einen Anlauf auf die Marke von 80 US-Cents genommen, erlitt dann angesichts der hohen geplanten USAnbaufläche einen Rücksetzer, bevor es wieder steil bergauf ging. Preistreibend waren gute US-Exportzahlen, die das USDA wiederholt zu einer Aufwärtsrevision der Exporte 2016/17 veranlassten.
Noch zum Jahreswechsel waren nur Exporte von gut 12 Mio. Ballen erwartet worden, inzwischen sind es 14,5 Mio. Ballen. Dies ist die zweithöchste Exportmenge aller Zeiten. Vor allem von China wird wieder mehr importiert. Das Plus im ersten Quartal beträgt immerhin 67%, auch wenn die Ausgangsbasis nach den jahrelangen Rückgängen niedrig ist. Für 2017/18 prognostiziert das USDA einen weiteren Anstieg der Importe Chinas, ebenso für Vietnam.

Begleitet wurden die Preisbewegungen von Veränderungen in der Positionierung der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer. Diese hatten ihre Netto-Long-Positionen im März auf rekordhohe 105 Tsd. Kontrakte ausgebaut, dann um ein Viertel reduziert, bevor sie Mitte Mai sogar auf 106 Tsd. Kontrakte stiegen. Aktuell notiert Baumwolle wieder deutlich unter 80 US-Cents je Pfund.
Der rasante Preisanstieg von Mitte Mai war also nicht nachhaltig. Dieser hatte sich auch weitgehend in den Kontrakten abgespielt, die noch die laufende Saison abbilden. In Kontrakten mit Fälligkeit in der neuen Saison hatte sich der Preis dagegen kaum verändert. Die starke Backwardation der Terminkurve deutet auf eine Knappheit beim aktuellen Angebot hin. Tatsächlich soll das Lager-Verbrauchs-Verhältnis in den USA zum Ende der Saison wieder bei sehr niedrigen 18% liegen.
Die meisten Nachrichten legen allerdings für 2017/18 keine Knappheit an Baumwolle nahe: In Indien, dem weltgrößten Baumwollproduzenten, besteht nach zwei mäßigen Jahren bei einem normal prognostizierten Monsun und einer größeren Fläche Hoffnung auf eine gute Ernte. Vor allem aber dürften die USA 2017 deutlich mehr als im Vorjahr ernten. Denn die US-Landwirte hatten in Umfragen angegeben, ihre Fläche zur Ernte 2017 um 21% ausdehnen zu wollen (Grafik 10).
Da im letzten Jahr die Aufgaberate sehr niedrig und die Erträge sehr hoch waren, dürfte die Produktion aber nur sehr viel weniger stark steigen. Das USDA rechnet hier auf Basis durchschnittlicher Aufgaberaten und Erträge mit einem Plus von 12% auf 19,2 Mio. Ballen (4,2 Mio. Tonnen), das International Cotton Advisory Committee ICAC mit einem Plus von 7,7%.
Weltweit soll die Anbaufläche 2017/18 laut ICAC um 5% auf 30,8 Mio. Hektar und die weltweite Produktionsmenge um 820 Tsd. Tonnen auf 23,58 Mio. Tonnen steigen, das USDA schätzt sogar 24,65 Mio. Tonnen. 2016/17 war die Baumwollfläche global betrachtet auf das niedrigste Niveau seit Jahrzehnten gefallen, und nur wegen höherer Erträge konnte sich die weltweite Produktion vom 12-Jahrestief der Vorsaison etwas erholen. 2017/18 dürfte der weitere Produktionsanstieg dagegen rein flächenbedingt sein.
USDA und ICAC prognostizieren für 2017/18 dennoch ein weiteres globales Defizit, allerdings nochmals geringer als im Vorjahr und deutlich niedriger als vor zwei Jahren. Dieses neuerliche Defizit liegt wie in den Vorjahren allein an China, im Rest der Welt sollen die Bestände dagegen weiter steigen, darunter anders als im Vorjahr auch in den USA.
Rechnet man die chinesischen Bestände heraus, wird deutlich, dass die Bestände im Rest der Welt bereits in den letzten Jahren gestiegen sind (Grafik 11). Dies soll sich 2017/18 fortsetzen und der Anteil Chinas an den weltweiten Lagerbeständen, der 2014/15 noch bei 60% lag, auf unter 50% fallen. Der Lageraufbau außerhalb Chinas dürfte die Preisentwicklung bald wieder in ruhigeren Bahnen verlaufen lassen.
Wir erwarten wegen der sich weiter entspannenden Angebotssituation außerhalb Chinas einen weiteren Preisrückgang vom aktuellen Niveau und prognostizieren für Q4 2017 einen Baumwollpreis von 71 US-Cents je Pfund.
Auf einen Blick


