Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Ein Geben und Nehmen

Zwar dürfte die Sojabohnenproduktion in China 2017/18 laut staatlichem Informationszentrum CNGOIC um 9,2% steigen, doch selbst dann deckten die 14,3 Mio. Tonnen nur einen kleinen Teil der chinesischen Nachfrage ab, die auch in der kommenden Saison weiter kräftig steigen soll. Dies dürfte weiter steigende Importe bedeuten, wovon vor allem die USA und Brasilien profitieren sollten.
Global betrachtet dürfte die Produktion 2017/18 allenfalls knapp mit der weiter dynamisch steigenden Nachfrage, neben China vor allem in Brasilien, mithalten können. Das USDA erwartet einen ausgeglichenen Markt, der IGC ein kleines Defizit. Nun war auch vor einem Jahr zunächst ein Defizit erwartet worden, das sich wegen einer deutlich höheren als erwarteten Produktion aber über die Zeit in einen Überschuss drehte. Es ist aber fraglich, ob die Produktion 2017/18 bei den bereits jetzt recht optimistischen Annahmen ein weiteres Mal so positiv wird überraschen können.
Knappheit bedeutet dies aber nicht, gleichwohl den Hinweis darauf, dass sich die Zeiten auch ändern können. In den letzten Jahren hat das Angebot alles in allem mit der steigenden Nachfrage gut mithalten können und das internationale Lager-Verbrauchsverhältnis konnte auf komfortable 27% steigen. Das stärkste Produktionswachstum fand in Brasilien statt, dessen Sojabohnenfläche ab dem Jahr 2000 regelrecht explodierte und erst in den beiden letzten Jahren weniger stark zulegte.
Da sich das Lager-Verbrauchs-Verhältnis 2017/18 nach den bisherigen Prognosen nur marginal verringern dürfte und sich die Versorgungslage beim konkurrierenden Palmöl entspannt, erwarten wir für den Preis über die nächsten Monate weitgehend eine Seitwärtsbewegung und prognostizieren für Q4 2017 einen Sojabohnenpreis von 950 US-Cents je Scheffel.

Seit Jahresbeginn hat sich der Rapspreis überwiegend im Schlepptau des Sojabohnenpreises entwickelt. Im Sommer 2016 hatte er sich positiv von der Entwicklung beim Sojabohnenpreis absetzen können, als die knappe Versorgung mit Raps und die üppige Versorgung mit Sojabohnen besonders augenfällig kontrastierten.
Lange hat Raps diesen Abstand halten können. Erst mit dem Übergang zu Fälligkeiten nach der nächsten Ernte ging dieser verloren, denn neuerntiger Raps wird bereits seit Monaten zu niedrigeren Preisen gehandelt als der alterntige. Im Spätherbst und Winter notierte Raps in Paris über 400 EUR je Tonne, Ende Januar sogar bei rund 430 EUR je Tonne, aktuell nur noch bei 366 EUR je Tonne (Grafik 8). Die EU-Rapsernte dürfte 2017/18 nur wenig besser als im Vorjahr werden (Grafik 9).
Das Analysehaus Oil World rechnet wegen der nach dem trockenen Herbst und Frostschäden nur mäßigen Situation in Frankreich und Deutschland nur noch mit 21 Mio. Tonnen, das wäre nach den 20 Mio. Tonnen des Vorjahres das zweitschlechteste Ergebnis in den letzten 5 Jahren. Die EU-Kommission rechnet noch mit 22,2 Mio. Tonnen, unterstellt dabei aber einen geringeren Flächenrückgang in Frankreich als es das dortige Agrarministerium mit -7% in seinen jüngsten Prognosen angegeben hat. Eine (weitere) Korrektur der Kommissionsprognose nach unten würde daher nicht überraschen.
Die Versorgung mit Raps dürfte also in der EU knapp bleiben. Einen deutlichen Produktionsanstieg erwartet das USDA dagegen in Kanada, dem weltgrößten Rapsproduzenten. Dort sind die Lagerbestände zuletzt auf ein 4-Jahrestief gefallen sind. Nun wird die (Sommer-)Rapsfläche wohl um 10% gegenüber Vorjahr auf einen neuen Rekord ausgeweitet.
Global betrachtet soll der Rapsmarkt 2017/18 nach Einschätzung des USDA ausgeglichen sein und damit der Bestandsabbau der beiden letzten Jahre zumindest nicht fortgesetzt werden. Das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis verharrt aber bei rund 7% - in der EU sogar nur bei 5% - auf dem niedrigsten Niveau seit 2003/04. Die noch immer entspannte Situation bei Sojabohnen dürfte den Rapspreis aber dennoch deckeln. Wir erwarten für Q4 2017 einen Rapspreis in Paris von 390 EUR je Tonne.
